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Dying Light 2 angespielt: Zwischen Zombie-Slasher und Parkour-Action!

Zombies feiern derzeit ein großes, wenn auch nicht ganz unumstrittenes Revival: Back 4 Blood eifert dem Vorbild Left 4 Dead nach, kommt aber nicht ganz an dessen Qualitäten heran. Dem Zombie-Modus von Call of Duty: Vanguard fehlt es noch an Substanz. Und Techlands Dying Light 2 kommt nach etlichen Verschiebungen erst am 4. Februar 2022 auf den Markt und damit nahezu zeitgleich mit Titeln wie Elden Ring oder Horizon: Forbidden West.

Die Konkurrenz ist also groß und umso wichtiger scheint es, das Vertrauen der Community in das dystopische Open-World-Spiel wieder herzustellen. Schließlich machten Anfang des Jahres Meldungen die Runde, dass es alles andere als gut um „Dying Light 2“ bestellt stehe. In der polnischen Hauptstadt Warschau stellte Techland bereits Mitte Oktober eine komplette spielbare Version des Actionspiels vor. Über vier Stunden tobten sich Pressevertreter und Creator an der PC-Version aus.

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Das Ergebnis: „Dying Light 2“ lebt! Allerdings hat es sich auch über die vergangenen Jahre verändert. Im Zentrum aber steht weiterhin der Mix aus First-Person-Kämpfen, Parkour und einer gewaltigen Stadt voller Zombies und Monster.

© Square Enix/Techland

Zombie bei Tag und Nacht

„Dying Light 2“ spielt 15 Jahre nach den Geschehnissen seines in Deutschland beschlagnahmten Vorgängers. Protagonist ist der „Wanderer“ Aiden Caldwell. Er sucht seine verschollene Schwester und gerät zwischen die Fronten rivalisierender Gruppierungen wie den Peacekeepern und den Survivorn. „Dying Light 2“ ist ein erzählendes Actionspiel voller kruder Charaktere und Entscheidungsmöglichkeiten. Techland entlehnt viele Funktionen wie etwa gleich mehrere Fähigkeitenbäume oder Dialogoptionen aus dem Rollenspielgenre.

Im Bazar, einer zum Handelsplatz umgebauten Kirche, trifft Aiden Sophie und erhofft sich von ihr Informationen. Aber wie das Schicksal so spielt, benötigt sie seine Hilfe. Denn ihr Bruder Barney ist auf einer ungeplanten Expedition verschwunden. Also muss der „Wanderer“ auf die Suche nach dem Typen gehen.

In der Welt von „Dying Light 2“ spielt die Tageszeit eine wichtige Rolle: Tagsüber zieht sich ein Großteil der Kreaturen in die Gebäude zurück und fällt dort in eine Art Dämmerzustand. Die Gefahr durch die Beißer ist somit geringer, dafür ziehen Banditen und andere Halunken durch die Straßen. Nachts dagegen kommen die Monster aus ihren Löchern und bevölkern die Stadt, während sich die Menschen in ihre Festungen zurück ziehen. Der Vorteil: Bei Nacht sind die Gebäude leer und ihr könnt diese nach Schätzen absuchen. „Dying Light 2“ spielt sich bei Nacht drastisch anders als am Tage und erfordert eine gänzlich andere Herangehensweise.

© Square Enix/Techland

Im Falle von Barney verschlägt es Aiden nämlich in ein verriegeltes Gebäude voller schlafender Infizierter. Diese Burschen wollt ihr auf keinen Fall aufwecken, ansonsten macht schnell eine Horde Jagd auf euch. Stattdessen ist es klüger, leise zwischen den Kreaturen hindurch zu schleichen. Mit der Fokus-Ansicht kann Aiden, ähnlich wie Geralt in The Witcher 3: Wild Hunt, Blutspuren besser erkennen und sogar Feinde durch Wände wahrnehmen. Diese Funktion verändert das Spieltempo merklich und macht euch zwischendurch zum Detektiv. Allerdings können wir sie auch in Schleichmissionen (etwa beim Infiltrieren eines Lagers) oder auch im Kampf selbst gut gebrauchen.

First-Person-Prügler und Kletteraffe

„Dying Light 2“ ist ein First-Person-Spiel. Ähnlich wie in Mirror’s Edge turnen wir behände durch die Gassen, hangeln uns an Stangen entlang oder springen über Hindernisse. Der direkte Kampf – egal, ob mit Menschen oder Zombies – ist nur selten die ideale Lösung.

Vielmehr müssen wir immer wieder Entscheidungen treffen, wie wir vorgehen und welche Alternativen wir haben. Dafür greifen wir auch auf Köder und geworfene Münzen zurück, um Gegnergruppen abzulenken. Attacken aus der Luft mit Pfeil und Bogen sind ebenfalls eine Alternative. Kommt es dennoch zum Konflikt offenbart „Dying Light 2“ seine Härte: Da hacken wir mit Elektro-Äxten auf Feinde ein, donnern sie aus der Luft mit dem Schädel auf dem Beton oder zünden sie mit Molotow-Cocktails an.

© Square Enix/Techland

Gerade im Gefecht mit Zombie-Gruppen müssen wir in Bewegung bleiben, da die Biester uns sonst umzingeln. Gegen Menschen sieht das anders aus: Diese besitzen Schusswaffen und gehen auch in Deckung. „Dying Light 2“ erfordert Fingerfertigkeit – sowohl im Kampf als auch beim Parkour-Gameplay. Die Kontrollen sind fordernd, aber wer dran bleibt, wird schnell die Vorteile der Bewegungsfreiheiten erkennen. Während wir in den ersten Minuten vorrangig auf den Straßen unterwegs sind, denken wir irgendwann dreidimensional und klettern immer häufiger auf Dächer, um dort schnell Meter zu machen. Ziplines und Sprungkissen erleichtern das Vorankommen.

Wenn alle Stricke reißen, greifen wir im späteren Verlauf aber auch zum Gleitschirm – ähnlich wie in einem Just Cause. Um unseren Flug zu verlängern, suchen wir zudem nach Lüftungsschächten, die entsprechenden Aufwind erzeugen. Die „Gleitschirm-Sektion“ war nur kurz spielbar, aber unser Eindruck ist, dass sich diese neue Bewegungsoption gut ins Spiel passt.

Das Talent-System: Parkour oder Kampf?

Diese beiden Gameplay-Säulen spiegeln sich auch im Charaktersystem wider: Im Verlauf erhalten wir für das Meistern der Aufgaben, überstandene Gefechte und andere gemeisterte Ziele Erfahrungspunkte in den Bereichen Kampf und Parkour. Entsprechend bekommen beide Aspekte auch einen eigenen Fähigkeiten-Baum, bei dem ihr mit nach Stufenaufstiegen erhaltenen Talentpunkten aktive Fertigkeiten einkaufen könnt.

© Square Enix/Techland

Beispielsweise holten wir uns in der Anspielrunde den Wallrun und die Weitsprung-Option hinzu. Dadurch waren wir flexibler und konnten auch größere Abgründe überwinden. In der Kampfsektion gibt es beispielsweise Dropkicks, Luftangriffe oder auch eine ruhigere Hand beim Einsatz von Pfeil und Bogen. Jeder Skilltree verfügt über 24 teils aufeinander aufbauenden Talente.

Darüber hinaus erweitern wir Lebensenergie und Ausdauer mit gefundenen Aufputschmitteln. Dazu gibt es ein Inventarsystem: Kleidungsstücke wie Schuttbrillen, Hosen und Oberteile verfügen über Seltenheitsgrade und Spezialeigenschaften wie etwa Resistenzen. Crafting kommt ebenfalls nicht zu kurz: Eure Waffen verseht ihr mit Elementarschaden, bastelt kleinere Verbrauchsgegenstände wie Medipacks unterwegs und rüstet Blaupausen-Waffen mit Hilfe gesammelter Trophäen aus Kämpfen mit seltenen Infizierten auf. Auch hier kommt der Rollenspieleinschlag sehr deutlich durch.

Die Fraktionen mischen mit!

Techland versprach zur Ankündigung von „Dying Light 2“, dass die Entscheidungen der Spieler die Stadt und ihre Einwohner verändern würden. Wie das genau funktioniert, ist auch nach der Hands-on nicht absolut klar. Nach einer großen Story-Mission und nach dem Reaktivieren eines Elektrizitätswerks durch ein nettes Kabelpuzzle erhalten wir die Option, ob wir diesen Bereich den Peacekeepern oder den Survivorn zuweisen möchten.

Diese Entscheidung schaltet neue Hilfen in den Gebieten frei. Bei den Survivorn etwa zählen zusätzlich aufgestellte Wände für Wallruns oder weitere Ventilatorenschächte für die Verwendung des Gleitschirm dazu. Bei den Peacekeepern geht es härter zur Sache: Pendelfallen, Autobomben und Molotow-Laternen gehören zu ihrem Arsenal.

So weitreichend wie erwartet (und erhofft) sind diese Konsequenzen aber nicht. Auch erscheinen zwei Fraktionen noch eher wenig. Allerdings versprachen die Entwickler, dass das System längst nicht nur „Kampf oder Parkour“ bedeutet, sondern auch Einfluss auf das Stadtbild und die Fraktionen selbst haben werde. Wir sind also zurückhaltend optimistisch.

Olaf Bleich

Seit über 20 Jahren Spielejournalist, der sich in Polen die Hand gebrochen und trotzdem weiter Artikel geschrieben hat. Videospielgeschmack mäandert zwischen Shootern, Spaß und Stardew Valley – abgesehen davon besitzt er eine obskure Vorliebe für Wrestling.
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