Gestern startete mit Hawkeye eine neue MCU-Serie, die den namensgebenden Meisterbogenschützen in den Fokus rückt. Dabei orientiert sich der jüngste Ableger des Marvel Cinematic Universe an einer ganz bestimmten Comicreihe, die wir euch in diesem Artikel etwas genauer vorstellen möchten.
Hawkeye: Avengers-Held im Kampf gegen das organisierte Verbrechen
Achtung, Spoiler: Ähnlich wie seinem DC-Kollegen Green Arrow haftete auch Marvel Comics-Superheld Hawkeye lange das Image an, nicht unbedingt die coolste Figur des jeweiligen Verlagshauses zu sein. Auf beiden Seiten gab es prägende Comics, die zeigten, dass sich auch mit diesen Charakteren aufregende Geschichten erzählen lassen und, wie der Zufall es wollte, inspirierten diese beiden Reihen entsprechende Live-Action-Serien.
Die Vorlage der neuen MCU-Show heißt dabei ebenfalls kurz und knapp „Hawkeye“ und wurde in den USA von 2012 bis 2015 in insgesamt 22 Heften veröffentlicht. Für die Zeichnungen war der Künstler David Aja („Daredevil“) verantwortlich, während die Geschichte der Reihe von Autor Matt Fraction („Fantastic Four“) geschrieben wurde.
Das Kreativduo erschuf damit eine der meistgefeierten Marvel-Comicreihen der damaligen Zeit, die sowohl von Kritikern als auch Fans sehr positiv aufgenommen wurde. Dabei erzählt die Serie eine sehr bodenständige Geschichte, in der das Apartmenthaus, in das Clint Barton aka Hawkeye kürzlich eingezogen ist, von osteuropäischen Gangstern bedroht wird. Da sie Trainingsanzüge tragen, sind sie als Trainingsanzug-Mafia bekannt, die nun auch Teil des MCUs sind.
Clint beschließt daraufhin, seine neue „Familie“ zu verteidigen. Unterstützung im Kampf gegen die Gang erhält unser Hauptcharakter dabei von der Young Avengers-Superheldin Kate Bishop und dem Pizza Dog Lucky. Die Ereignisse beginnen sich schnell zu überschlagen und Hawkeye bringt immer weitere Teile der kriminellen Unterwelt gegen sich auf. Letztendlich geht dies so weit, dass die Trainingsanzug-Mafia einen Auftragsmörder auf den Avengers-Helden ansetzt.
Ein menschliches Drama
Soviel sei an dieser Stelle zur Story verraten. Das Ziel der beiden Verantwortlichen war es, in ihrer Comicreihe eine geerdete Geschichte zu erzählen. Entsprechend ist Menschlichkeit das große Leitthema des Abenteuers. Im Zentrum steht die Frage, wie es ist, in einer Welt voller Halbgötter ein einfacher Mensch ohne irgendwelche Superkräfte zu sein. Wenn ihr die ersten beiden Episoden der „Hawkeye“-Serie schon gesehen habt, dürfte euch das vertraut vorkommen.
Ein weiteres verbindendes Element, das Marvel Studios aus der Comic-Vorlage übernommen haben, ist der Umstand, dass Clint Barton inzwischen auf ein Hörgerät angewiesen ist. Allerdings liegt dies nicht an all den gefährlichen Einsätzen, die er bisher erlebt habt, sondern an seiner Kindheit, die von Misshandlungen durch seine Eltern geprägt war. Er beherrscht zwar Gebärdensprache, benutzt diese jedoch nur ungern, da sie ihn an seine Vergangenheit erinnert.
Und dann wäre da natürlich noch die Dynamik zwischen Clint und Kate, die eine wichtige Rolle in beiden Versionen der Geschichte einnimmt. Während Hawkeye seine junge Kollegin in der Serie aus dem Ärger möglichst heraushalten möchte, verschwindet sie in den Comics vorübergehend an die US-Westküste. Erst als sie hört, dass ihr Partner in großen Schwierigkeiten steckt, kehrt sie wieder zurück, um ihm zu helfen.
Ein ähnliches Drama dürfte uns in der MCU-Serie vermutlich nicht erwarten, doch es wäre denkbar, dass ihre Partnerschaft dennoch die eine oder andere Hürde überwinden muss. Die dürften im Marvel Cinematic Universe jedoch noch höher ausfallen als in der Vorlage, denn am Ende der 2. Episode sehen wir eine bedrohlich wirkende Frau, die Verbindungen zu einem gewissen Gangsterboss hat, dem unter anderem Daredevil ein Dorn im Auge ist.
Ihr merkt also schon: Obwohl sich das MCU sehr deutlich an der „Hawkeye“-Comicreihe von Fraction und Aja orientiert, daraus stammt beispielsweise auch die Eigenheit der Trainingsanzug-Gangster, immer wieder „Bro“ zu sagen, erlauben sich Marvel Studios doch ein paar Freiheiten. Für eine verhältnismäßig kleine und geerdete Geschichte, eignet sich eine Vorlage dieser Art allerdings auch nahezu perfekt. Es ist nicht nur eine überaus menschliche Story, sondern zudem eine, die sehr intelligent geschrieben und sowohl spannend als auch teils überraschend berührend ist.
Sollten euch die ersten beiden Folgen der Marvel-Serie gefallen haben und ihr nun einen Blick auf die Vorlage werfen wollen, können wir euch beruhigen: Panini Comics hat die gesamte Reihe in drei Megabänden bei uns veröffentlicht. Einzig nach dem 1. Band werdet ihr euch eventuell ein bisschen genauer umschauen müssen.
„Hawkeye“ startete am 24. November 2021 exklusiv bei Disney Plus. Jeden Mittwoch folgt eine weitere Episode.