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Das lange Warten hat endlich ein Ende. Am 8. Dezember erscheint endlich die Kampagne des potenziellen Shooter-Hits Halo Infinite für PC und Xbox-Konsolen. Nachdem der losgelöste und kostenlose Multiplayermodus in unserem Test bereits vollends überzeugen konnte, verraten wir euch im Test zur Solo-Kampagne von „Halo Infinite“, ob und für wen sich der Kauf lohnt.
Halo Infinite im Test: So gut ist die Story der Kampagne
Seit dem Debüt der „Halo“-Reihe im Jahr 2001 hat sich das Universum der Reihe ganz schön entwickelt. Immerhin ließen die Entwickler im Laufe der Jahre zwei Nachfolger, diverse Spin-offs, Romane, Comics und vieles mehr folgen.
„Halo Infinite“ bildet im Jahr 2021 den Abschluss der sogenannten Reclaimer-Trilogie, die mit Teil Vier ihren Anfang nahm und richtet den Fokus endlich wieder auf den ursprünglichen Protagonisten in Form des Master Chiefs.
Das neueste Abenteuer beginnt mit dem Piloten Echo 216, der eher zufällig auf den reglos im All herumtreibenden Master Chief stößt. Nachdem die Systeme des Spartan wieder hochgefahren wurden, liegt es fortan an euch, euch auf der Ringwelt Zeta Halo einer neuen Gefahr zu stellen.
Die sogenannten Verbannten unter der Führung von Kriegshäuptling Escharum haben den zerstörten Ring besetzt und drohen, die gesamte Menschheit in einem brutalen Akt auszulöschen. Doch der Master Chief wäre nicht der Master Chief, wenn er nicht alles daransetzen würde, genau das zu verhindern.
Dabei bedient sich „Halo Infinite“ eines spannenden Kniffs, denn der Protagonist des Shooters weiß ähnlich wenig über die Welt und ihre Zusammenhänge, wie ihr als Spieler. Also macht ihr euch auf die Suche nach einer neuen KI namens „die Waffe“, die den Ausgang der Schlacht doch noch zu euren Gunsten verändern könnte.
Für langjährige Serienfans hält die spannende Handlung viele beeindruckende Momente bereit, die das Fan-Herz höherschlagen lassen. Dabei hält der Shooter im Rahmen der Story sein hohes Tempo aufrecht und gipfelt in einem starken Finale.
Nix für Neulinge
Dabei verpasst die Handlung von „Halo Infinite“ allerdings die Chance, Neueinsteiger abzuholen. Wer nicht alle Serienteile ausgiebig gespielt und deren Story verinnerlicht hat, tappt hinsichtlich der Story vollständig im Dunkeln.
Der Shooter bombardiert euch geradezu mit Begriffen, Orten und Namen und setzt dabei deren Kenntnis voraus, um wirklich alle Nuancen der Story zu verstehen. Was es mit Cortana, Dr. Halsey oder dem Planeten Requiem, sowie deren Zusammenhängen auf sich hat, verrät der Titel nicht.
Während mit dieser Herangehensweise langjährige Fans der Reihe gekonnt abgeholt werden, indem „Halo Infinite“ im Laufe der Kampagne die meisten Fragezeichen auflöst, blicken Neueinsteiger in die Röhre. Doch nicht einmal nur Neulinge. Selbst wer die Halo-Reihe seinerzeit gespielt, aber nicht unbedingt intensiv in der Erinnerung abgespeichert hat, versteht bei Weitem nicht alles.
Eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse hätte dem Shooter gut zu Gesicht gestanden, doch diese glänzt leider vollständig durch Abwesenheit, weshalb der Titel leider einiges an Potenzial liegen lässt.
Schade, denn für Serienveteranen schnüren die Entwickler in „Halo Infinite“ eine packende und stark inszenierte Handlung, die ihre Mysterien nach und nach entfaltet und damit über die gesamte Spielzeit hervorragend motiviert. Das gelingt bei Neusteigern nicht, die die Story mangels Verständnis vermutlich recht schnell ignorieren dürften.
Und doch gelingt es dem Titel, mit Escharum und seiner Riege einen gelungenen Antagonisten zu etablieren. Den Hass der Verbannten auf die Menschheit skizziert „Halo Infinite“ dabei ganz hervorragend und liefert dabei auch genügend Details, um auch die Beweggründe der Alienrasse zu beleuchten.
Der Weg auf die Planetenoberfläche
Die ersten Spielstunden der Kampagne von „Halo Infinite“ verbringt ihr in recht linearen Innenabschnitten feindlicher Raumschiffe oder Basen. Das ist allerdings keinesfalls negativ zu verstehen, denn die Inszenierung kann sich mehr als sehen lassen.
Wenn ihr euch in der Rüstung des Master Chiefs mithilfe des Greifhakens im schwerelosen Raum über Bruchstücke einer Raumstation hangelt, sich der Protagonist im Flug eine Waffe angelt und mit einer gekonnten Rolle im Inneren in Position geht, sieht das einfach nur verdammt cool aus.
Im Kern präsentiert sich das Gameplay von „Halo Infinite“ äußerst klassisch, vor allem in den ersten Spielstunden. Mit der Waffe im Anschlag nehmt ihr es mit kleineren Gegnern wie Grunts oder Schakalen auf. Im Vorbeigehen schnappt ihr euch ein neues Schießeisen aus dem 22 Waffen umfassenden Katalog und eröffnet das Feuer auf die fetten Brutes oder Elites.
Es dauert nicht lange, bis Infinite das Spielgefühl entfaltet, für das Fans die Reihe kennen und lieben. Dabei kann vor allem das Gunplay von „Halo Infinite“ auf ganzer Linie überzeugen. Die Feuergefechte, in denen ihr es allein mit ganzen Bataillonen aufnehmt, haben ordentlich Wumms und sorgen für ein breites Dauergrinsen.
Das liegt zum Teil auch an der herrlich präzisen Steuerung, die ab den ersten Minuten sehr gut von der Hand geht. Zum anderen Teil an der gelungenen Gegner-KI, dank der selbst vermeintlich weniger kluge (oder gefährliche) Kontrahenten wie die Grunts versuchen, euch zu flankieren oder ihre körperliche Schwäche durch zahlenmäßige Überlegenheit auszugleichen.
Rund zwei Stunden seid ihr zu Beginn der Kampagne von „Halo Infinite“ in linearen Abschnitten in Form eines Verbannten-Raumschiffs oder einer Blutsväter-Anlage unterwegs, in denen sich euch am Ende sogar ein Bossgegner in den Weg stellt. Danach entlässt euch der Shooter in die offenen Hub-Areale von Zeta Halo, die sich in vier große, über Brücken verbundene Bereiche, unterteilen.
Die offene Welt von Halo Infinite
Mit dem Open-World-Ansatz wagt „Halo Infinite“ aus spielerischer Sicht den Sprung in das 21. Jahrhundert. Immerhin stellen die großen Bereiche die vielleicht wichtigste Neuerung am spielerischen Konstrukt des Shooters dar.
Dieses Wagnis geht allerdings nicht voll und ganz auf und das hat gleich mehrere Gründe. Abseits der Hauptmission erwarten euch viele neue und rein optionale Nebenaufgaben. Mal gilt es eine Gruppe von UNSC-Marines zu befreien, mal Alien-Operationsbasen zu erobern und mal hochrangige Elite-Gegner innerhalb der Welt zu eliminieren.
Was auf den ersten Blick nach Abwechslung klingt, präsentiert sich im Game aber nur als wenig spannend. Denn einerseits werden alle Orte der Nebenaufgaben eines Hubs von Beginn an in eurer taktischen Karte vermerkt, was eine Suche unnötig macht. Anderseits sind diese Ziele äußerst generisch gestaltet und motivieren auf lange Sicht kaum, da auch die Belohnungen für deren Abschluss überschaubar ausfallen.
So ertappt ihr euch nach ein paar Spielstunden dabei, auf dem Weg zur nächsten Mission einfach noch schnell eine Nebenaufgabe mitzunehmen, um euch den Spartan-Kern als Belohnung zu sichern. Dabei handelt es sich um die Upgrade-Währung von „Halo Infinite“, mit der ihr eure Rüstung oder Gadgets verbessern könnt. Eine Handlung oder spielerische Varianz solltet ihr in den Nebenmissionen nicht erwarten.
Kennste einen Stein, kennste alle Steine
Zum anderen mangelt es Zeta Halo an optischer Vielfalt oder interessanten Punkten. Sonderlich variantenreich fällt der Ringplanet jedenfalls nicht aus. Im Prinzip erwartet euch immer wieder dieselbe Umgebung, die sich aus grünen Hügeln, Baumformationen und Felsen zusammensetzt. Das weckt zwar wohlige Erinnerungen an den Urvater der Reihe, allerdings wäre etwas mehr Varianz wünschenswert gewesen.
Dabei wird die Spielwelt zwar immer wieder durch größere Alien-Basen oder -Anlagen unterbrochen, am Kerngerüst der Umgebung ändert sich aber im Spielverlauf nur wenig. Klar: Die Welt von Zeta Halo sieht hervorragend aus und besticht durch beeindruckende Panoramen, wunderschöne Lichteffekte und eine immer wieder aufblitzende Fauna – Abwechslung sucht ihr hingegen vergebens.
Verschiedene Biome, neue Landschaften? Fehlanzeige. Immerhin gibt es einen fließenden Tag- und Nachtwechsel, über die mangelnden optische Highlights hilft das aber nur wenig hinweg. Wirklich lebendig wirkt die Hub-Welt von „Halo Infinite“ ebenfalls nicht. Hier und da trefft ihr mal auf ein paar Gegnergruppen, abseits der Neben- und Hauptmissionen ist aber nur wenig los. Schade.
Auch die in der Welt versteckten Sammelgegenstände die Audio-Logs, Mjölnir-Schränke samt kosmetischer Items für den Multiplayer oder die serientypischen Schädel helfen da nur bedingt. Natürlich sind alle Nebenmissionen nur optional und wer will konzentriert sich allein auf die abwechslungsreichen Hauptmissionen und doch lässt der Titel damit einmal mehr eine Menge Potenzial ungenutzt.
Hooked on a feeling
Und doch strahlt „Halo Infinite“ eine gewisse Faszination aus, was vor allem auf die packenden Feuergefechte zurückzuführen ist. Diese haben es selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ganz schön in sich.
Gut, dass der Master Chief für den neuen Serienteil einige Kniffe dazugelernt hat – und zwar in Form der Gadgets. Schon zu Beginn seid ihr mit dem Greifhaken ausgestattet, der die wichtigste und coolste Hilfestellung im Spiel markiert.
Ein Greifhaken ist im Bereich der Videospiele keine Besonderheit, in diesem Falle erweist er sich aber als gekonnte Erweiterung, denn die damit verbundenen Möglichkeiten sind schier unendlich. Per Knopfdruck überbrückt ihr große Entfernungen im Flug oder erklimmt selbst steilste Berge.
Besonders cool: Alternativ eignet ihr euch aus der Distanz eine neue Waffe oder gar ein feindliches Fahrzeug an. Das sieht nicht nur ziemlich stylisch aus, sondern sorgt in der Kampagne von „Halo Infinite“ für einen ganz neuen, einzigartigen Flow.
Zumal sich der Greifhaken, wie auch die anderen Gadgets, mithilfe der Spartan-Kerne noch upgraden lassen, um beispielsweise Gegner bei einem Treffer kurz zu betäuben. In Kombination mit den wuchtigen Waffen und verschiedenen Granatentypen entfaltet der Shooter ein ganz besonderes Spielgefühl in seinen Kämpfen.
Das gilt für die normalen Standardgefechte, wie auch für die Bosskämpfe. So werden die Duelle gegen die Obermotze im Verlaufe des Spiels immer knackiger und setzen teils ausgeklügelte Taktiken voraus.
Gerade der sinnvolle Einsatz des Greifhakens oder des Annäherungssensors in Kombination mit dem starken Gunplay und der hervorragenden Gegner-KI sorgt dafür, dass „Halo Infinite“ in den intensiven Gefechten die öde Umgebung schnell vergessen lässt.
Zumindest teilweise, denn Entdeckernaturen, die Kämpfe nur als notwendiges Übel erachten, werden mit dem Game auf Dauer vermutlich nicht glücklich. Stichwort Dauer: Wer alle Nebenaufgaben abschließt, ist gut 15-20 Stunden lang mit der Kampagne beschäftigt – der Umfang kann sich also allemal sehen lassen.
Für zusätzliche Motivation sollten auch die Post-Launch-Inhalte von „Halo Infinite“. Der beliebte Map-Editor Forge ist beispielsweise, genau wie ein Koop-Modus, für das kommende Jahr bereits bestätigt. Auch an der Technik wird im Nachgang noch geschraubt. Die meisten Neuerungen konzentrieren sich allerdings vermutlich auf den bereits jetzt hervorragenden Multiplayer-Part.
Die Technik von Halo Infinite: Ein Grunt zur Freude?
Nachdem die erste Gameplay-Präsentation von „Halo Infinite“ vor allem hinsichtlich der Grafikqualität heftige Kritik über sich ergehen lassen musste, wird mit dem finalen Spiel schnell klar, dass die Entwickler die zusätzliche Zeit sinnvoll nutzen konnten.
Noch immer kann der Titel hinsichtlich der Technik nicht ganz mit Schwergewichten wie Battlefield 2042 mithalten, zaubert allerdings teils beeindruckende Waffen- und Beleuchtungseffekte auf den Bildschirm. In Kombination mit den gelungenen Animationen und detaillierten Texturen wirkt das Spiel in sich äußerst stimmig.
Punktabzug gibt es hingegen für die triste und leblose Umgebung, die sicherlich eine Menge Ressourcen schont. Auch die Mimik und Gestik der Nebenfiguren kann nicht ganz mit der Genre-Konkurrenz mithalten, dafür stimmt eben die Atmosphäre.
Und das liegt vor allem an der exzellenten Akustik von „Halo Infinite“. Das erste Erklingen der ikonischen Titelmelodie sorgt nicht nur bei Serien-Fans für Gänsehaut. Allgemein kann vor allem der Soundtrack auf ganzer Linie überzeugen.
Die wuchtigen und variantenreichen Waffensounds und die hervorragende deutsche Sprachausgabe runden die Sound-Seite des Shooters gekonnt ab. Überraschenderweise sorgen vor allem die Gespräche zwischen dem Master Chief und seiner neuen KI für einige Momente, in denen wir wirklich schmunzeln müssen. Besonderes Highlight stellen aber die Grunts dar, die mit knuffigen, verängstigten Hilferufen die ansonsten recht düstere, bedrückende Atmosphäre gekonnt auflockern.