Saudi-Arabien drängt weiter in den Gaming-Markt vor und übernimmt die größte und älteste E-sport-Organisation der Welt. Savvy Gaming, eine Investmentgesellschaft, die vom Public Investment Fund (PIF) der saudi-arabischen Regierung unterstützt wird, hat die ESL für eine Milliarde Dollar gekauft. Gleichzeitig kaufte die Gruppe auch die beliebte E-Sport-Plattform FACEIT für 500 Millionen Dollar und plant die beiden zusammenzuführen.
Saudi-Unternhemen kauft ESL und FACEIT
Die regelmäßigen und Schlagzeilen füllenden Einkäufe des PIF werden als PR-Fassade für das saudi-arabische Regime angesehen. Der Public Investment Fund wurde ins Leben gerufen, um abseits der Ölindustrie weitere Märkte zu erobern.
Da Saudi-Arabien viel Geld aus dem Ölgeschäft zur Verfügung hat und E-Sport eine aufstrebende Industrie ist, hat PIF die Investmentgesellschaft Savvy Gaming dabei unterstützt in den E-Sport-Markt zu investieren. Dabei wird Savvy vom ehemaligen Senior Vice President von Activision Blizzard Brian Ward geleitet.
Die Ankündigung des Kaufs wurde erstmals im Handelsblatt berichtet und enthielt einen weiteren Deal. Ein weiterer Veranstalter von E-sport-Turnieren, nämlich FACEIT, wurde für 500 Millionen Dollar von Savvy gekauft. Es ist geplant, dass die ESL und FACEIT als ESL FACEIT Group fusionieren werden.
Problematische Hintergründe
Der Kauf der beiden E-sport-Veranstalter ist nicht unumstritten. Die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien haben zu Vorwürfen des „sportswashing“ gesorgt. Ähnlich wie beim mehr verbreiteten Begriff „greenwashing“, bei welchem ohne hinreichende Grundlage versucht wird einem Unternehmen ein umweltfreundliches Image zu verleihen, wird Savvy vorgeworfen ein positives Image für die saudi-arabische Regierung zu suggerieren.
Denn während der saudische Kronprinz ein bekannter Fan von Videospielen ist und gerne Call of Duty spielt, wird er von der CIA für die Ermordung des Washington-Post-Journalisten Jamal Khashoggi verantwortlich gemacht. Des Weiteren hält seine Herrschaft die schlechte Menschenrechtsbilanz seines Landes immer weiter aufrecht. So wird beispielsweise Homosexualität nach wie vor kriminalisiert, mit Strafen, die von Auspeitschungen bis hin zur Todesstrafe reichen.
Solche Entwicklungen stoßen auf viel Gegenwind von Gaming-Fans. Beispielsweise hat der Spieleentwickler Riot Games unterdessen seine Pläne für einen Sponsoring-Vertrag mit dem saudischen Stadtprojekt Neom nach heftiger Kritik von „League of Legends“-Fans aufgegeben. Ein Deal in der Größenordnung des Kaufs einer E-sport-Organisation wird aber wahrscheinlich nicht aufgrund von Fan-Kritik rückgängig gemacht werden.
Anteile auf der ganzen Welt
Das alles hält das Land aber nicht auf, den Sport- und Spiele-Markt immer weiter zu erobern. Letztes Jahr wurde bekannt, dass PIF in aller Stille Aktien von EA, Take-Two und Activision Blizzard im Wert von 3,3 Milliarden Dollar aufgekauft hat. Das entspricht einem Anteil von 3,5 Prozent an den beiden letztgenannten Unternehmen.
Im Jahr 2020 kaufte die Wohltätigkeitsorganisation des saudischen Kronprinzen, die Mohammed bin Salman Charitable Foundation „Misk“, ein Drittel des japanischen Spieleentwicklers SNK, die bekannt für ihre „The King of Fighters“-Reihe sind.
Außerdem ist auch ein weiteres Sport-Segment auf der Einkaufsliste. Erst kürzlich hat PIF 80 Prozent des englischen Fußballvereins Newcastle United für 409 Millionen Dollar erworben. Laut einem Bericht der Times ist das der erste Schritt eines „globalen Plans“ zum Kauf anderer Sportmannschaften auf der ganzen Welt.