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Vor beinahe 25 Jahren erschien Gran Turismo, der „Real Driving Simulator“, für die erste PlayStation-Generation. Damals ist man mit dem Konzept und dem damit verbundenen Einsatz ein großes Risiko eingegangen, räumt Chef-Entwickler Kazunori Yamauchi im Video-Interview ein. Aber manchmal muss man Risiken eingehen, um Erfolg zu haben. Für Yamauchi, sein Team und Sony PlayStation wurde „Gran Turismo“ zum Mega-Hit.
Für das am 4. März 2022 auf PS4 und PS5 erscheinende Gran Turismo 7 wagt man sich erneut in unbekanntere Gefilde vor. Aus dem „Real Driving Simulator“ wird nämlich der „Car Life Simulator“. Unter der Führung von Yamauchi entsteht bei Polyphony Digital ein Rennspiel, das sich nicht allein durch das Geschehen auf der Strecke definiert, sondern Musik, Automobilkultur und andere Aspekte in seinem hohen Simulationsgrad widerspiegelt.
Progression, Strecken und Fahrzeuge
Die Weltkarte dient dabei als Zentrale innerhalb des Spiels. Hier steuert ihr also beispielsweise die drei verschiedenen Autohändler für Gebrauchtwagen, Klassiker und moderne Fahrzeuge in der Brand Central an. Insgesamt beinhaltet das Spiel über 400 Autos namhafter Hersteller.
Im Kern bleibt auch „Gran Turismo 7“ der Serie treu. Ihr startet also mit einem Mittelklassewagen und verdient euch über Wettbewerbe Preisgelder oder neue Karossen hinzu. Ihr baut einen Fuhrpark auf, investiert ins Tuning und individualisiert eure Fahrzeuge so.
In Puncto Spielarten könnt ihr euch in den Lizenzen ausprobieren und dort die bereits aus dem ersten Teil bekannten Prüfungen absolvieren. Oder ihr versucht euch in Missionen wie Drag-Rennen und anderen etwas ungewöhnlicheren Herausforderungen. Zum Start verfügt „Gran Turismo 7“ über mehr als 34 Locations und mehr als 90 Strecken-Layouts. Im Vergleich zu früheren Ablegern finden verschiedene Events und Aktivitäten auf den einzelnen Tracks statt.
Hinzu kommen natürlich noch Online-Optionen und Lobbies. Diese sollen laut Yamauchi stark an „Gran Turismo Sport“ angelehnt sein.
Café und Musik
Dem Begriff „Car Life Simulator“ trägt man aber auf anderem Wege Rechnung. Beispielsweise mit dem Café. Dieser Schauplatz ist nicht nur ein geselliger Rückzugsort, sondern auch ungewöhnlicher Missionsstandort. Denn auf den Speisekarten befinden sich ebenfalls Herausforderungen. Erledigt ihr diese, erhaltet ihr nicht nur eine Belohnung. Vielmehr tauchen dann virtuell die Konstrukteure auf und erklären euch mehr zu den Hintergründen der Aufgaben und Autos. Man möchte damit einen Teil Automobilkultur vermitteln und diese auch für junge Leute wieder interessanter machen.
So stilvoll und edel das Café anmutet, so passend scheint es, dass „Gran Turismo 7“ auch dem eigenen Soundtrack mehr Bedeutung einräumt. In der Spielart Music Replay erstellt das Spiel eigene Musik-Clips auf Basis einer Wiederholung und der von euch ausgesuchten Musik. Kameraschnitte und Blickwinkel werden dann entsprechend automatisch angepasst.
In Music Rally ersetzen Beats die klassische Sekundenanzeige. Die Musik gibt also das Tempo dieses Checkpunkt-Events vor. Bei einem schnellen Track ist Eile geboten, bei ruhiger Musik könnt ihr es dagegen gemütlich angehen lassen. Fahrt ihr durch einen Checkpunkt, erhaltet ihr Beats dazu. Aktuell zweifeln wir noch daran, dass der Unterschied zum normalen Renngeschehen wirklich so groß ausfällt, freuen uns aber darauf, „Music Rally“ selbst auszuprobieren.
Der simuliert doch!
„Gran Turismo 7“ mäandert auf dem schmalen Grat zwischen verspielt cool und gerade luxuriös stilvoll. Die Präsentation scheint extrem edel und in Puncto Technik fährt man an dieser Stelle schwere Geschütze auf. Für die Grafik unterscheidet man daher zwischen Framerate- und Raytracing-Modus. Die Bildrate liegt bei „Gran Turismo 7“ im Rennen, aber auch in den Wiederholungen bei 60 Bildern die Sekunde. Raytracing kommt aber nicht im Rennen zum Einsatz, sondern lediglich in den Showcase-Optionen. Diese Beschränkung bringt diese rechenaufwendige Technik schlicht mit sich. Dafür sehen die Fahrzeugmodelle mit Raytracing aber auch gleich nochmal einen Tick schöner aus.
Kommen wir damit zum Simulationsaspekt in „Gran Turismo 7“. Polyphony Digital achtet hier auf Details. Die Wolkenbildung beispielsweise berechnet das Spiel dynamisch – auf Basis von Faktoren wie Luftdruck, Temperatur oder Feuchtigkeit. Jede Strecke besitzt nicht nur ihre eigene, sich verändernde Wolkendecke. Auf ausgewählten Kursen gibt es sogar bei Nachtrennen die passenden Gestirne.
Regenwetter kalkuliert das Spiel ebenfalls mit viel Liebe zum Detail – natürlich auf Basis der Wolken-Simulation. Wasser sammelt sich in Senken, trocknet bei Sonne aber auch wieder ab. Bei der Sound-Darstellung setzt Polyphony Digital auf 3D-Audio und kalkuliert Geräuschquellen ebenfalls mit hoher Präzision. Bedeutet: Der Schall wird von umstehenden Objekten abgemildert oder gar reflektiert. Man möchte so dicht ans echte Geschehen wie möglich.
Das Tuning der Fahrzeuge geht nun noch weiter in die Tiefe, besonders aber mit einer Art integrierter Computer-Messung auch ein direktes Feedback. Per Tastendruck könnt ihr anhand der Zahlenwerte sehen, wie sich eure Veränderungen auswirken. Ein kleiner Wermutstropfen: Im Gegensatz zu den optischen Anpassungen dürft ihr Tuning-Ergebnisse nicht hochladen und mit anderen Spielern teilen. Stattdessen verweist Yamauchi-san auf die Möglichkeit, dass man ja Screenshots mit Daten tauschen könnte – ein eher schwacher Kompromiss.
Eure Anpassungen vom Tuning spürt ihr dank des DualSense-Controllers im Idealfall unmittelbar. Die Vibrationen liefern hier unterschiedliches haptisches Feedback abhängig von der aktuellen Spielsituation. Verschiedene Bodenbelege fühlen sich daher etwa auch ganz anders an. Die adaptiven Trigger simulieren dagegen die Bremsen. Dadurch variieren sie von Wagen zu Wagen und sind natürlich auch abhängig von eurem Setup.
Fazit und Einschätzung von Olaf Bleich
Mein erster Gedanke: „Gran Turismo 7“ wird ein ganz schöner Brocken. Die Masse an Details, Ideen und Kreativität ist beeindruckend. Natürlich wird das Geschehen auf der Strecke entscheiden und dort hat Gran Turismo bislang noch nie enttäuscht. Die Technik passt hier auf jeden Fall, das Gameplay muss sich im Test noch beweisen.
Die übergeordnete Frage sollte aber vielmehr lauten: Gelingt es Kazunori Yamauchi und seinem Team all diese spannend klingenden Modi und Optionen in ein großes und im besten Fall großartiges Spiel zusammen zu bringen? Die Antwort darauf gibt es um den Release des Spiels am 4. März 2022 herum. Den Test findet ihr natürlich wie gewohnt direkt hier auf PlayCentral.de. Haltet also die Augen offen!