Mit Demon Slayer gipfelte kürzlich eine der meisterwarteten Anime-Serien des Jahres in ihrem großen Staffelfinale. Dabei weiß der jüngste Handlungsstrang, der Entertainment District-Arc, mit denselben Qualitäten zu überzeugen, die bereits die 1. Staffel sowie den immens erfolgreichen Kinofilm auszeichneten. Warum ihr die neuen Episoden nicht verpassen dürft, verraten wir euch hier.
Ein Dämon im Rotlichtviertel
Nach dem schockierenden Ende ihres vorherigen Auftrags sind Tanjiro und seine Freunde am Boden zerstört. Sie brauchen lange, um wieder neuen Mut fassen und nach vorne blicken zu können. Gemeinsam beginnen sie ein intensives Training, um bei ihrer nächsten Mission endlich mehr ausrichten zu können. Ihr nächster Auftrag kommt tatsächlich früher als gedacht und wieder begleiten sie eine Säule.
Diesmal stehen sie Tengen Uzui, einem der mächtigsten Krieger der Dämonenjäger, zur Seite. Wie er unseren drei Helden verrät, treibt ein Dämon im Rotlichtviertel sein Unwesen. Zusammen sollen sie der Sache auf den Grund gehen, Nachforschungen in diesem verruchten Bezirk anstellen und den Teufel erledigen. Allerdings erweist sich diese Aufgabe als überaus schwierig, denn ihr Feind ist extrem stark.
In insgesamt elf Episoden erleben wir, wie sich unser Trio zunächst getrennt voneinander auf Spurensuche begibt, ehe sie am Ende zusammenarbeiten müssen. Der Serie gelingt es dabei meist sehr gut, ihre verschiedenen Elemente miteinander zu vermischen und unsere Hauptfiguren charakterlich ordentlich weiterzuentwickeln, auch wenn wir ab und an ein Auge zudrücken müssen.
Nachvollziehbare Fortschritte
Doch wir greifen vor. Der Auftakt des Entertainment District-Arcs fokussiert sich auf die Auswirkungen, die der Kampf im Zug und der Verlust ihres Mitstreiters auf unsere drei Hauptfiguren hatte. Als Zuschauer*in können wir nachvollziehen, wieso sie verzweifelt und niedergeschlagen sind, weshalb es umso schöner zu sehen ist, dass sie sich gegenseitig stützen und gemeinsam wieder aufrappeln.
Wir sehen, wie sie zusammen ein intensives Training absolvieren, da sie jetzt um ihre eigenen Schwächen wissen. Sie haben ein Ziel vor Augen und verfolgen das, um stärker zu werden. Deshalb wirken ihre Erfolge in den Kämpfen im späteren Verlauf des Handlungsstrangs auch nicht unverdient, sondern wie die logische Konsequenz ihrer Anstrengungen. Es sind nachvollziehbare Fortschritte.
Darüber hinaus lernen wir in diesem Arc mit Tengen Uzui einen interessanten neuen Charakter kennen, der nicht nur mit seinem aufwendigen Design beeindruckt. Vielmehr ist es der Kontrast zwischen seinem zumeist recht besonnenes Wesen, das einen angenehmen Kontrast zu seinem Kollegen Rengoku darstellt, und seinen enorm schnellen und geschmeidigen Aktionen im Kampf. Doch beide Säulen vereinen ihre hervorragenden kriegerischen Fähigkeiten, denn Tengen gibt in der Action gegen die Dämonen alles.
Apropos Dämonen: Die neuen Bösewichte, mit denen es unser Heldenteam im Rotlichtviertel zu tun bekommt, haben es wirklich in sich. In erster Linie stellen sie eine physische Bedrohung dar, denn sie sind stärker als alle bisherigen Gegner von Tanjiro und seinen Freunden. Doch nicht nur in dieser Hinsicht übertreffen sie ihren Vorgänger aus dem „Demon Slayer“-Kinofilm. Auch als Charaktere sind sie besser ausgearbeitet und haben eine Hintergrundgeschichte auf den Leib geschrieben bekommen, die berührt.
Erzählerische Schwächen durch ein zu hohes Tempo
Obwohl die 2. Staffel also mit ähnlichen emotionalen Qualitäten glänzen kann wie Season 1 und der erste Leinwand-Ableger des Franchise, gibt es erzählerisch doch auch einen entscheidenden Unterschied: Das Pacing. Hierbei handelt es sich um das Erzähltempo und dieses kennt nach zwei bis drei relativ gemächlichen Episoden zu Beginn nur noch eine Geschwindigkeit und zwar Vollgas!
Auf der einen Seite wird die Serie für uns Zuschauer*innen so niemals langweilig. Wie in einem Rausch fliegt die Geschichte vor unseren Augen förmlich vorbei und Action, Comedy sowie Drama gehen gekonnt ineinander über. Das Problem ist allerdings, dass die Story aufgrund des hohen Tempos kaum Zeit hat, um richtig atmen zu können. Dadurch können weder die Suche nach dem geheimnisvollen Dämon noch die Erkundung des Rotlichtviertels als neuer Schauplatz ihre ganze Wirkung entfalten.
Dies liegt jedoch auch in der Natur der Sache, denn wenn wir den Recap des Mugen Train-Arc ausklammern, bleiben für die Entertainment District Arc von insgesamt 18 Episoden nur noch elf übrig. Es ist somit relativ wenig Zeit, um die knapp 30 Kapitel der Manga-Vorlage zu adaptieren, weshalb es kaum verwundert, dass die eine oder andere Szene nicht ihren Weg in die Anime-Serie gefunden hat. Außerdem kommt die Story so gerade erst wirklich in Fahrt, wenn die Staffel in ihrem Finale gipfelt.
Des Weiteren müssen wir auch während der beeindruckend inszenierten Kämpfe das eine oder andere Auge zudrücken. Tanjiro, Inosuke und Zentisu müssen gerade im finalen Abschnitt des Kampfes gegen die Dämonen dermaßen viel einstecken, dass es an ein Wunder grenzt, sie immer noch in einem Stück zu sehen. Shōnen-Fans müssen zwar öfter mal diesbezüglich etwas wohlwollender sein, doch in den letzten Episoden der 2. Staffel von „Demon Slayer“ ist es schon ziemlich auffällig.
Ein neuer Animationsstandard
Nichts zu Meckern haben wir derweil bei der audiovisuellen Umsetzung des Entertainment District-Arcs. Bereits die 1. Season und der Kinofilm sahen hervorragend aus, was nicht nur an geschmeidigen Bewegungen, sondern vor allem vielen kleinen Details wie zahlreichen umherfliegenden Partikeln lag. Hinzukamen eine nahezu nahtlose Verschmelzung von 2D- und 3D-Elementen.
Qualitativ gelang es den Verantwortlichen von Ufotable („Fate/stay night: Heaven’s Feel“), ihre vorherigen Arbeiten nochmal zu übertreffen. In seinen besten Momenten sieht „Demon Slayer“ in seiner 2. Staffel schlichtweg atemberaubend gut aus. Die Animationen sind butterweich, die Kampfchoreographien imposant und die Kameraarbeit ist rasant, ohne je unübersichtlich zu werden. Hieraus resultiert ein in jeder Hinsicht herausragendes Gesamtbild, das alle andere aktuellen Anime-Produktionen überragt.
Doch natürlich wäre all dies ohne die einmal mehr toll aufgelegten japanischen Synchronsprecher und den atmosphärischen Soundtrack nur halb so schön. Die Synchronsprecher rund um Natsuki Hanae (Tanjiro) sind erneut mit Herzblut bei der Sache. Als Scene Stealer erweisen sich jedoch Miyuki Sawashiro und Ryota Osaka, die dem Dämonenduo Daki und Gyutaro mit beeindruckenden Leistungen Leben einhauchen und dabei zwischen liebevoll und angsteinflößend schwankten.
In audiovisueller Hinsicht gibt es derzeit wohl keinen anderen Anime, der „Demon Slayer“ das Wasser reichen kann. Anime-Regisseur Takashi Watanabe („Shakugan no Shana“) spricht auf Twitter gar davon, künftig müssten alle Studios nach dem Standard streben, den Ufotable mit dem düsteren Fantasy-Abenteuer gesetzt haben. Angesichts der gebotenen Qualität möchten wir ihm nicht widersprechen.
Ein Must-see mit Abstrichen
Insgesamt ist auch die 2. Staffel von „Demon Slayer“ beste Anime-Unterhaltung, die vor allem mit ihren sympathischen Charakteren, durchtriebenen Bösewichten und ihrer audiovisuellen Opulenz beeindruckt. Des Weiteren gibt es wieder einige sehr emotionale Momente, gerade im Staffelfinale, die sehr zu Herzen gehen. Es ist ein Mix aus Action, Comedy und Drama, der selten so gut gelungen war wie hier.
Auch wenn die Geschichte zwischenzeitlich arg gehetzt wirkt und unsere Helden gefühlt zu viel einstecken müssen, sind auch die neuen Episoden ein tolles Erlebnis. Fans der Serie kommen ohnehin nicht daran vorbei und wenn ihr einfach nur eine sehr gute und exzellent produzierte Anime-Serie sehen wollt, macht ihr mit „Demon Slayer“ nichts falsch. Es ist ein Must-see mit kleinen Abstrichen.