Mit Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin entsteht beim Nioh-Studio Team Ninja eine alternative Version des allerersten Final Fantasy aus dem Jahr 1987 im Action-Gewand. Dabei wurde das an dem Soulslike-Genre angelehnte Game schon seit den ersten Trailern aufgrund der Technik als kleines Sorgenkind betrachtet.
Ob die Sorgen berechtigt sind oder uns doch ein überraschendes Highlight erwartet, erfahrt ihr in unserem Test auf PlayCentral.de.
Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin im Test
Stranger of Paradise leiht sich grundlegende Story-Elemente, Schauplätze und Gegner vom Ur-„Final Fantasy“, versteht sich aber keinesfalls als Remake oder Prequel. Vielmehr haben wir es mit einer Neuinterpretation in einem ganz anderen Genre zu tun: Anstatt eines rundenbasierten Kampfsystems prügeln wir in reinster Haudrauf-Manier sowie in Echtzeit die Gegner windelweich und anstatt einer frei erkundbaren Welt gibt es schlauchige Level. Hört sich erstmal wenig nach „Final Fantasy“ an? Und so ist es auch. Aber kann Stranger of Paradise trotzdem überzeugen?
Die Story: Krieger des Lichts gegen Chaos
Dunkelheit breitet sich über das Land Cornelia aus und Chaos, der finale Gegner aus FF1, stellt eine Bedrohung dar. Dem stellt sich eine heldenhafte Gruppe, angeführt von Protagonist Jack Garland, entgegen, die in dem Glauben sind, die legendären Krieger des Lichts zu sein. Ihre Aufgabe ist es, das Licht in vier Kristallen wieder zum Leuchten zu bringen und der Bedrohung Einhalt zu gebieten.
Ihr steuert Jack Garland, den Anführer der Gruppe. Dabei begleiten euch immer bis zu zwei Kumpanen, die euch in den Kämpfen hilfreich zur Seite stehen. Wer mit euch Seite an Seite, die Klinge schwingt, dürft ihr im Laufe des Spiels stets frei entscheiden. Dadurch wird das Spiel auch deutlich einsteigerfreundlicher als andere Titel des „Nioh“-Studios, da ihr nicht nur auf euch allein gestellt seid.
Ein paar Worte zum Schwierigkeitsgrad
Die Kämpfe in Stranger of Paradise haben es in sich: Vor allem die Auseinandersetzungen mit Bossen können euch einiges abverlangen. So schwer wie ein Dark Souls oder Elden Ring ist Stranger of Paradise allerdings nicht. Insbesondere, da ihr immer zwei Party-Mitglieder im Kampf dabei habt, die ebenfalls gut Schaden austeilen.
Zudem habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die sich während des Games jederzeit ändern lassen. Ihr könnt das Abenteuer also auch auf einem einsteigerfreundlichen, leichten Schwierigkeitsgrad bestreiten, während Profis sich an der harten Stufe versuchen können.
Nioh im Final Fantasy-Gewand, aber ohne Charakter
Das Nioh-Studio Team Ninja spielt seine Stärken aus und modelliert Final Fantasy in ein reines Action-Game mit Souls-Anleihen um. Leider auf Kosten des „Final Fantasy“-Flairs. Denn eine große Welt bereist ihr in Stranger of Paradise nicht, vielmehr durchlauft ihr Level für Level, die mit ihrem geradlinigen Wegverlauf keinen Reiz für Entdecker bereithalten.
Die Level sind immerhin an Orte aus dem ersten Teil angelehnt und es tauchen auch eine ganze Reihe an bekannten Gegnern der Reihe wie die Sahagin-Wasserwesen, Kaktor oder Tombery auf. Am Ende eines Levels erwartet euch ein großer Boss, den es zu besiegen gilt und anschließend beginnt derselbe Gameplay-Loop wieder von vorn. Die einzelnen Level könnt ihr über eine Weltkarte mit Cursor anwählen.
Der so Final Fantasy-typische Rollenspielaspekt wurde für Stranger of Paradise komplett über Bord geworfen. Team Ninja orientiert sich hierbei ganz klar mehr an den „Nioh“-Games als an FF: Ihr sammelt keine Items, sondern werdet ausschließlich mit Waffen und Ausrüstung zugeschüttet, von denen ihr selbstverständlich nur die mit dem aktuell besten Level verwendet. Praktischerweise lässt sich auf Knopfdruck direkt die bestmögliche Ausrüstung für jeden Charakter anlegen. Schwächere Waffen verstauben immerhin nicht vollkommen nutzlos in eurem Inventar, sondern lassen sich zum Verbessern eurer aktuellen Klinge nutzen.
Das Kampfsystem macht echt Bock!
Was Final Fantasy-Fans freuen dürfte: Es gibt ein Job-System und zwar für jeden Charakter. Im Laufe des Spiels lassen sich unterschiedliche Jobs für die Truppe freischalten, so könnt ihr den Hünen Ash vom Faustkämpfer zum Berserker umschulen lassen, sodass er fortan mit den dicksten Schwertern eindrischt. Hauptcharakter Jack kann zudem zwei Jobs gleichzeitig ausführen, die sich auf Knopfdruck im Kampf wechseln lassen. So lässt er als Schwertkämpfer zuerst die Klingen blitzen und im nächsten Augenblick kann er als Magier den Gegnern wortwörtlich Feuer unterm Hintern machen.
Jede Klasse kommt mit eigenen Spezialmoves daher. Das fördert den Wiederspielwert, denn es lohnt sich die Jobs für unterschiedliche Kampfweisen alle mal auszuprobieren – nicht nur, weil ihr die Job-Level mit der häufigen Nutzung immer weiter levelt.
Das Kampfsystem erweist sich als flott und je nachdem, welchen Job ihr spielt, könnt ihr verschiedene Moves und Kombos ausführen, um die Lebensleiste sowie die Willensanzeige des Gegners zu schwächen. Finisher bei entleerter Willensanzeige sowie eigene Stärkung mittels MP fügen den Kämpfen nochmals einiges an Wumms hinzu. Doch ob man nun wie Kratos die Gegner schnetzelt oder mehr auf Konter und Ausweichrollen vertraut, die Kämpfe erweisen sich stets als kurzweilige Kost.
Also: Ihr solltet demnach nicht mit der Erwartungshaltung eines Final Fantasy an dieses Spiel herangehen, sondern „nur“ ein gutes Action-Game erwarten.
Grafisches Sorgenkind
Grafisch reißt Stranger of Paradise keine Bäume aus und hat in den Gameplay-Sequenzen weiterhin mit krisseliger Auflösung, teils matschigen Texturen sowie schlechtem Lightning und Shading zu kämpfen, die schon aus den Demos bekannt sind.
Um es besser zu beschreiben: Das Spiel sieht selbst auf der PS5 manchmal so aus, als würde es auf der Nintendo Switch im Handheld-Modus laufen – und das am großen TV.
Immerhin: Framerate-Probleme hatten wir keine. Das Abenteuer lief immer butterweich auf unserer PS5 und Einbrüche gab es keine.
Die Cutscenes sehen dagegen wesentlich besser aus, fast so wie man es von den richtigen „Final Fantasy“-Titeln von Square Enix gewohnt ist. Nur leider gestalten sie sich oft zu kurz und werden wie die Story nur als Beiwerk zu Beginn und Ende eines Levels genutzt, um das Action-Gameplay zu umrahmen.
Von der Musik dürft ihr euch keine epischen Orchestral-Ohrschmäuse wie bei den Hauptteilen erwarten. Selten bleibt ein Track im Ohr, zum flotten Action-Gameplay passt die Mucke aber sehr gut.