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Schon seit geraumer Zeit versieht bei mir die schon betagte Capture Card Elgato HD60 S anstandslos ihren Dienst, wenn es um Streaming sowie Aufzeichnungen von Spielaufnahmen und Screenshots von meinen Konsolen geht. Mit der neuen Konsolengeneration von Xbox Series S/X und PlayStation 5 steigen die Anforderungen an die Qualität des aufgenommenen oder gestreamten Videomaterials und es wird Zeit für den wohlverdienten Ruhestand des Capture Devices.
Als Neuzugang soll das aktuelle Modell HD60 X von Elgato zum Einsatz kommen, welches mit einem frischen Design sowie technischen Verbesserungen, unter anderem 4K60 HDR Passthrough, Aufnahme in 1080p60 HDR und VRR, aufwartet. Wie sich das X-Modell im Alltag schlägt und ob es sich als würdiger Ersatz erweist, klären wir im Test.
Technische Daten Elgato HD60X
- Anschlüsse: USB 3.0 Typ-C auf Typ-A, HDMI 2.0 Eingang, HDMI 2.0 Ausgang (Passthrough), 3,5 mm TRS-Klinkenstecker Line-in
- Gewicht: 90 g
- Abmessungen: 11,2 x 7,2 x 1,8 cm (B x H x T)
- Auflösung: Passthrough bis zu 2160p60, 1440p120, 1080p240 VRR
- Capture: 2160p30, 1440p60, 1080p60 HDR, 1080p30, 1080i, 720p60, 576p, 480p
- Kompatibilität: u. a. PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, Nintendo Switch, PC
- Lieferumfang: HD60 X, USB 2.0-Kabel, HDMI 2.0-Kabel
- Software: Elgato 4K Capture Utility (4KCU), OBS, Streamlabs und mehr
- Preis: ca. 199 Euro
Lieferumfang und Anschluss: Einfacher geht’s nicht
Der erste Blick auf den Inhalt der Elgato-typischen blauen Box fällt übersichtlich aus. Neben dem gerade mal 90 Gramm leichten Capture-Gerät in einer neuen, durchaus gefälligen, Designvariante, sind lediglich noch ein USB 3.0 Kabel mit USB-C auf USB-A-Stecker sowie ein HDMI 2.0-Kabel im Lieferumfang enthalten. Gut, da wären noch ein Elgato-Aufkleber sowie ein mikroskopisch kleingedruckter Zettel mit Sicherheitshinweisen dabei, aber eine Anleitung beispielsweise sucht man vergebens.
Diese ist aber auch nicht notwendig, denn auch absolute Capture-Neulinge werden sich problemlos zurechtfinden und zur Not hilft ein Blick auf die Innenseite der Verpackung, auf der sich ein paar Bilder befinden, die den Anschluss anschaulich darstellen. Möchtet ihr beispielsweise Spielszenen von eurer PlayStation 5 aufzeichnen oder streamen, geht ihr wie folgt vor:
Verbindet mit dem beiliegenden USB-Kabel die HD60 X mit einem PC oder Mac, über HDMI In stellt ihr eine Verbindung zur PlayStation und über HDMI Out mit TV oder Monitor her. Zu beachten ist, dass euer PC oder Mac über USB 3.0 Eingänge verfügt, sonst wird eine Fehlermeldung angezeigt. Das macht auch Sinn, denn für hochauflösende Streams im Bereich 4K wird eine hohe Datenübertragungsrate gefordert, die nur der USB 3.0-Standard auch gewährleisten kann.
Kleiner Tipp: Wenn ihr mehrere USB-Buchsen habt, die USB 3.0-Buchse hat in der Regel ein blaues Innenteil. Und wenn wir schon bei Tipps sind, vergesst auf keinen Fall das meist standardmäßig aktivierte HDCP (High-bandwidth Digital Content Protection) auf eurer PS5 oder PS4 abzuschalten, ansonsten bekommt ihr kein Bild für eure Aufzeichnungen über eine Capture-Box. Diese Option findet ihr bei der PS5 in den Einstellungen unter System, HDMI.
Welche Software könnt ihr verwenden?
Habt ihr alles ordentlich verkabelt, benötigt ihr natürlich eine Software, mit der ihr Streamen, Videos aufzeichnen oder auch Screenshots von Bildschirminhalten machen könnt, die für die „hauseigene“ Funktion der PlayStation gesperrt sind. Macht ihr gerade eure ersten Schritte in diesem Bereich, bietet sich das kostenfreie Elgato 4K Capture Utility für Mac und Windows an.
Neben Aufzeichnungen in 4K30 oder 1080p60 mit HDR10-Dynamikumfang, gefällt besonders die sinnvolle Flashback-Funktion. Stellt ihr einmal fest, dass ihr Spielszenen gerne aufgezeichnet hättet, aber die Aufnahme nicht läuft, greift ihr einfach auf automatisch gespeichertes Material zurück. Dabei lässt sich in den Optionen der Software einstellen, dass bis zu vier Stunden Video auch im Nachhinein noch gespeichert werden kann.
Sehr gut ist die Integration der Capture-Box in bestehende Applikationen gelöst: Unterstützt werden nahezu alle gängigen Programme, beispielsweise OBS, Streamlabs, Vmix, XSplit, Twitch Studio, Zoom oder auch Microsoft Teams, welche die HD60 X anstandslos erkennen und als Quelle akzeptieren.
Ein weiterer Vorteil wäre die an der Frontseite gut erreichbar angebrachte Line-in-Buchse, über die ihr ein Headset mittels 3,5 mm TRS-Klinkenstecker verbindet und zum Kommentieren eurer Spielszenen nutzt. Dabei wird eine separate Tonspur erstellt, mit dem Vorteil, dass ihr die Lautstärke eurer Stimme bequem an den Gamesound anpasst. Dieser wird übrigens in einer sehr guten 48 kHz-Klangauflösung aufgenommen.
Aufzeichnungen in Profiqualität, Probleme beim Passthrough
An der Video- sowie Audioqualität von Streams und Aufzeichnungen gibt es in der Praxis wirklich nichts zu bemängeln und 1080p60 HDR-Material wird knackscharf und nahezu latenzfrei übertragen respektive aufgenommen. Die Box verwendet zum Speichern übrigens das Format H.265 HEVC (High Efficiency Video Coding), was gegenüber dem häufig verwendeten H.264-Format bei ansonsten gleichen Einstellungen für deutlich geringere Dateigrößen sorgt, ohne Qualtitätseinbrüche befürchten zu müssen. Möchtet ihr eine höhere Auflösung nutzen, steht euch für Capturing und Streamen maximal 4K mit 30 Bildern pro Sekunde zur Verfügung, mehr ist nicht drin.
Kommen wir aber zu einem Kritikpunkt: Habt ihr die HD60X mit Konsole und TV oder Monitor verbunden, gibt es einige Einschränkungen. Die Box verfügt zwar löblicherweise über VRR-Support, der Ruckler nahezu vollständig ausmerzt, im Passthrough-Modus wird die Auflösung aber auf maximal 1440p gedeckelt, wenn Framerates von 120 und mehr Bildern pro Sekunde dargestellt werden sollen. Besitzt ihr also einen Bildschirm mit HDMI 2.1 und möchtet eure Games in 4K und 120 FPS genießen, dann müsst ihr schon die Capture Box abbauen oder beschränkt euch auf eine 4K60 HDR10 Auflösung.