Der YouTuber ApoRed hat sein eigenes Handy-Spiel veröffentlicht. Eine kreative Meisterleistung ist das Produkt wahrlich nicht.
Ein Kommentar zu ApoRed – Das Spiel. Er gibt nicht die Meinung der gesamten Redaktion wieder.
Ein eigener Song, eigenes Merchandise, eigene Kollektionen, eine eigene Gerichtsverhandlung, eine eigene Bewährungsstrafe und jetzt auch noch ein eigenes Handy-Spiel: Der YouTuber ApoRed ist ein Genie der finanziellen Wertschöpfung.
In „ApoRed – Das Spiel“ spielen wir ApoRed, der aus dem ApoRed-Wagen aussteigt, sich dabei stets in eine Richtung bewegt und unterwegs verschiedenen Hindernissen ausweicht. Auf dem Weg zum Ziel sammelt ihr Gegenstände auf, die euch entweder Ingame-Währung oder gewisse Fähigkeiten verleihen. Wichtig ist nur: Kollidiert niemals mit den Hindernissen. Kommt euch bekannt vor? Natürlich tut es das, immerhin handelt es sich um dasselbe Prinzip jedes großen Smartphonespiels vor sieben Jahren, beispielsweise Temple Run, Temple Run 2, Subway Surfers, Jetpack Joyride oder Survival Run.
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Speziell für die App wurde das gesamte Konzept im Übrigen simpliziert: Echte Hindernisse gibt es nur in Form von lila Wolken, für die Bewegung reicht ein Tippen aus (wohin, ist egal, es wird automatisch zwischen links und rechts gewechselt), oben rechts setzt ihr Items ein (es gibt insgesamt drei) und…das war's eigentlich. Zusätzlich gibt es den ApoDunk-Modus, in dem ihr nicht an Hindernissen vorbei, sondern durch sie fliegen müsst. Schafft ihr das, gibt's jeweils einen Punkt. Mit denen könnt ihr im Übrigen nur Skins erwerben, ansonsten gibt es keinerlei Anwendungsmöglichkeit.
Macht das Ganze Spaß? Gut möglich, aber nur, wenn man in seinem gesamten Leben sonst nichts anderes gespielt hat. An einer Stelle im Spiel wird sogar offen gefragt: „Keine Lust, alles zu erspielen? Kaufe Redcoins!“. Das Projekt scheint ein Schülerprojekt des Informatikkurses einer neunten Klasse zu sein, nur halt monetarisiert.
Für Motivation sorgt der "ApoRed-Highscore", den es zu knacken gilt und die Möglichkeit, Screenshots zu erstellen, sie auf einer Instagram-Seite mit inzwischen 125.000 Followern zu veröffentlichen, um dann etwas gewinnen zu können. Es dürfte nicht überraschen, dass die Kommentare der einzelnen Instagram-Posts vor allem aus der Frage bestehen, wann die Gewinnspiele endlich aufgelöst werden. Um das Spiel selbst geht es nur, wenn mal wieder ein Bug auftritt.
Simpel, einfach, aber nicht so teuer
Einzelne Grafikelemente wurden offenbar direkt aus anderen Spielen übernommen, die auf euch zufliegenden Raketen sind fast schon eine Eins-zu-Eins-Kopie der Raketen aus Jetpack Joyride. Die Menüs wurden innerhalb von 5 Minuten in Photoshop erstellt, Assets an vielen Stellen wiederverwertet. Die Hintergrundmusik wirkt so, als hätte man sie für 5 Euro aus irgendeiner Online-Soundkollektion lizensiert – eine Null dranzuhängen wäre für die Entwicklung des Spiels offensichtlich auch zu teuer gewesen.
Apropos teuer, zu Gute gehalten werden muss die durchaus solide Monetarisierungsstrategie: Zwar muss man fast überall einen Werbespot anschauen oder auf einen Werbespot klicken oder ein Mini-Spiel in Werbespot-Form absolvieren, alternativ kann man aber auch einmalig 2,29 Euro bezahlen, um sämtliche Werbung zu entfernen. Zusätzlich kann die Ingame-Währung für 1,09€ pro 1000 Einheiten erworben werden, 6000 werden benötigt, um den teuersten Skin erwerben zu können. Das ist deutlich besser als so manch ein anderes Mobile-Game.
Das kreative Genie
Während ApoReds YouTube-Kanal in den letzten Monaten davon handelt, wie er einen Song veröffentlicht, sich Sachen kauft, sich Sneaker kauft, ein Auto anschaut, nochmal Sachen kauft, über sein Auto redet, wieder über sein Auto redet, dann nochmal über sein Auto redet, und nochmal und nochmal und nochmal, treibt sein eigenes Handy-Spiel diese kreative Meisterleistung in neue Sphären. Ein Endlessrunner? Der Wahnsinn! Hier wird noch einmal vor Augen geführt, warum ApoRed und der Mobilemarkt so gut zueinander passen: Der eine betreibt einen grauenhaften Kanal, der andere ist geflutet mit grauenhaften Produkten.
Es ist also wenig überraschend, dass sich daraus eine perfekte Symbiose erwirken lässt.
Was zockt ihr eigentlich auf dem Handy?