Viele Regierungen wollen der Videospielbranche vorschreiben, wie sie mit Lootboxen umzugehen haben. Der US-amerikanische Industrieverband hält davon allerdings freilich nichts.
Die Kontroverse rund um Lootboxen erschütterte in den vergangenen Monaten mehrfach das Vertrauen in die Videospielbranche, vielerorts wurde gefordert, dass der Staat dringend eingreifen sollte. Die Industrie hält allerdings nicht viel davon.
Michael Gallagher, Präsident des US-Branchenverbands ESA, die unter anderem auch die E3 2018 veranstaltet, wehrt sich auf einem schwedischen Branchentreffen gegen Vorwürfe der staatlichen Behörden. Die Innovationsfreiheit und das Wachstum der Spieleindustrie wäre gefährdet, sollten Lootboxen verboten oder zumindest als Glücksspiel eingestuft werden, so Gallagher.
Lootboxen: Geldstrafe für mehrere EntwicklerFaire Systeme, faire Belohnungen
Man könne die Inhalte der eigenen Lootboxen nicht einmal in reales Geld verwandeln, weil sie lediglich im Spiel einen Wert hätten. Allerdings lassen sich Items in Spielen wie CS:GO oder PUBG durch Drittanbieter durchaus in real existierendes Geld verwandeln. Gallagher sehe die Lootboxen im Gegensatz zum belgischen Staat deshalb nicht als Glücksspiel und fügt hinzu:
„Videospiele nehmen niemals Geld vom Spieler, ohne ihm etwas zurückgeben. Das tun sie nie.“
Gallagher sei der Ansicht, dass sich die Industrie auf freiwilliger Basis selbst kontrollieren sollte. Die Entwickler und Publisher seien sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst und hätten bereits proaktiv Maßnahmen getroffen.
Lootboxen: Sind kein Glücksspiel, sagt EASelbstregulierung, nicht Fremdregulierung
Die Branche wisse selbst, welche Regularien Sinn ergäben und welche nicht:
„Wir können nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner von Regierungen auf der ganzen Welt achten und den zum Standard machen, nach dem sich der Rest der Welt richten muss.“
Zudem würden am Ende nur die Unternehmen gewinnen, die Geschäftsmodelle entwickeln, bei denen Kunden fair behandelt werden und gleichzeitig profitabel seien:
„Wer das richtig macht, der wird belohnt. Und wer nicht, der nicht.“
Lobbyarbeit in der Zukunft
In der Vergangenheit habe die Branche beispielsweise dafür gesorgt, dass auf den Verpackungen von Spielen, die Lootboxen beinhalten, ein Warnhinweis stehen muss. Gallagher sei sich deshalb sicher, dass die Publisher zur Selbstregulierung in der Lage wären.
Anstatt sich von der Regierung etwas vorschreiben zu müssen, sollte man bei den einzelnen Regierungen lieber Lobbyarbeit leisten, um führende Politiker darüber aufzuklären, dass Lootbox-ähnliche Mechanismen nichts Neues wären.
Lootboxen: Warum ein EU-Verbot keine Lösung ist„Lasst sie uns zuerst informieren, weiterhin uns selbst regulieren und so weitermachen. Das hat die letzten 20 Jahre großartig funktioniert.“