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Secret Invasion: Nick Fury gegen den Rest der Welt (Serienkritik)

Man muss dem Marvel Cinematic Universe nicht negativ gegenüber eingestellt sein, um bemerkt zu haben, dass die Werke dieses Film- und Serienuniversums in den letzten Jahren starken Qualitätsschwankungen ausgesetzt waren. Von großartigen Blockbustern mit Topbewertungen bis hin zum kleinsten Teilchen im Getriebe der Gelddruckmaschinerie war alles mit dabei.

Und weil MCU-Produktionen genauso wahrscheinlich gut, schlecht und so ziemlich alles dazwischen sein können, sind potenziell interessierte Zuschauer*innen etwas vorsichtiger geworden und üben sich nach neuen Ankündigungen nur noch selten im Freudensprung. Selbst dann, wenn alle Zeichen auf eine zumindest solide Arbeit hindeuten, wie jetzt bei Secret Invasion.

Die MCU-Serie, die sich selbst den Genre und Subgenre Drama, Action und Spionage zugehörig fühlt, startet am 21. Juni 2023 auf dem Video-on-Demand-Sender Disney+ und bringt beliebte Figuren wie Talos (Ben Mendelsohn), Agent Ross (Martin Freeman) und Agentin Hill (Cobie Smulders) zurück, doch im Mittelpunkt der Handlung steht natürlich jemand anderes.

Nämlich Nick Fury (Samuel L. Jackson) höchstpersönlich, der nach dem Blip zwar ein anderer Mensch geworden ist, aber noch immer ganz genau weiß, wie das Spiel der Spione gespielt wird. Wieso ihr das spannend finden solltet und was genau da überhaupt auf euch zukommt, verraten wir euch in dieser Serienkritik zu den ersten beiden der insgesamt sechs Episoden.

Secret Invasion: Nick Fury gegen den Rest der Welt (Serienkritik)
© Marvel Studios, LLC/Walt Disney Studios.

Secret Invasion: Unsere Serienkritik zur neuesten MCU-Serie auf Disney+

Viele von euch kennen sicherlich diese Fortsetzungen von Superheldenfilmen, in denen die Hauptfigur ihre Kräfte nicht mehr nutzen kann oder will. Manchmal sogar beides. Die Figur entwickelt sich, lernt neue Lektionen, sich selbst kennen und den Job wieder lieben. Oder irgendwas in dieser Richtung. Wichtiger als die Details ist die Rückkehr.

Der Held beziehungsweise die Heldin schlüpft wieder in den hautengen Latexanzug und erscheint in letzter Sekunde in einer brenzligen Situation, um den Tag und manchmal auch die Nacht zu retten. Nicht immer aber oft mit wehendem Umhang, Lichtquelle im Rücken oder anderen visuellen Erpressungen. Nach langer Durststrecke ist Superheld*in XY zurück, das Publikum ist glücklich.

Diesen Effekt, also ein glückliches Publikum, das die Möglichkeit bekommt, sich neu in die Hauptfigur zu verlieben, will „Secret Invasion“ auch haben, dafür ignoriert man sogar große Teile von Nick Furys bisher etablierter Persönlichkeit und bringt einen Superagenten zurück, der nicht mehr so richtig in Fahrt ist. Er wurde aus seinem eigenen Spiel geworfen, ist aber noch nicht an seinem Ende. So etwas eben.

Secret Invasion: Unsere Serienkritik zur neuesten MCU-Serie auf Disney+
© Marvel Studios, LLC/Walt Disney Studios.

Die Begründung für seinen Abstieg ist so gut wie wie jede andere und das gleiche kann man eigentlich auch über die allgemeine Handlung der Serie sagen. Zumindest in den Grenzen, die die ersten zwei Episoden der Disney-Plus-Serie erahnen lassen. Detailfragen, selbst in den in sich geschlossenen Szenen, bleiben meist unbeantwortet und wenig deutet darauf hin, dass sich dies noch ändern wird.

Was die reine Kontinuität und die Logik innerhalb des MCU angeht, müsst ihr entsprechend mit einigen Anpassungen rechnen. Das Publikum soll überrascht, aber auch davon mitgerissen werden, endlich zu sehen, wie Nick Fury je zu dem großen Mann werden konnte, den wir vor so vielen Jahren kennen gelernt haben. Auch wenn dafür manch ein fest justierter Wert etwas verschoben werden muss.

Erzählstil und technische Herangehensweise sind, typisch für das MCU, durchgehend irgendwo zwischen absolutem Durchschnitt und einem peniblen auf Nummer sicher gehen. Und doch kann „Secret Invasion“ spannend sein, weil die Serie zumindest zu Beginn nicht wirklich auf übermächtige Fähigkeiten und ebenso kritische Bedrohungen setzt, sondern auf subtilere Auseinandersetzungen.

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So spielt Freundschaft eine große Rolle, Spionagearbeit und natürlich technischer Hokuspokus, der stets dann zum Einsatz kommt, wenn die Schöpfer*innen dieser Serie irgendwo hin wollen, sich aber nicht zu viel Mühe bei der Wegbeschreibung geben möchten. Die Figuren und ihr Wechselspiel untereinander sind aber lebendig genug, um über solche Faulheiten hinwegsehen zu können.

In den zwei Auftaktepisoden präsentiert sich Marvel Studios‘ Secret Invasion als durchaus interessanter Thriller, der von starken Schauspieler*innen, einem interessanten Hauptcharakter und einem zumindest nicht komplett langweiligen Bösewicht profitiert. Die Chemie zwischen einzelnen Akteuren ist zudem so gut, dass manch ein Dialog wirklich fesseln kann.

Sollte es Secret Invasion gelingen, Tempo und Spannung wie bisher vorgegeben über die kompletten sechs Episoden zu halten, steht einer deutlichen Empfehlung unsererseits nichts im Weg. Nehmen stattdessen die Abkürzungen, schlaffen Ausreden und schwer nachvollziehbaren Charakterentscheidungen weiter zu, können wir das Werk nur Hardcore-Fans nahe legen.

Heiner Gumprecht

Roter Magier des Lebens und grauer Jedi unter den Gruftis. Liebt alle Formen von Spielen, allen voran JRPGs und Pen and Paper. Cineast mit starken Gefühlen für den Mainstream und Dr. Nova der Philosophie. Ewiger One-Piece-Fanboy.
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