Stolze zwölf Jahre ist es her, als Blizzard Entertainment damals mit „StarCraft“ ein Schuss mitten in die Herzen der Echtzeitstrategie-Fans landete. Bis heute ist „StarCraft“ einer der erfolgreichsten und am meisten gespielten Titel im RTS-Genre. Kann der Nachfolger, „StarCraft 2: Wings of Liberty“, an diesen Erfolg anknüpfen? Oder steht der Titel im Schatten des damals so erfolgreichen ersten Ablegers? Wir verraten es euch!
Die Grundlagen
In „StarCraft II“ erhaltet ihr die Kontrolle über drei Fraktionen: Die Terraner, die Zerg und die Protoss. Diese können vor einem Skirmish-Match frei gewählt werden und sie bieten unterschiedliche Gebäude, Einheiten und Spielweisen. „StarCraft II: Wings of Liberty“ baut im Kern auf die Grundlagen der Echtzeitstrategie. Ein Match startet, wenn nicht anders wie zum Beispiel in der Kampagne vorgegeben, mit einigen Sammlern, welche bei den Terranern WPA's genannt werden, und einem Hauptgebäude. Nun gilt die Weisheit der Echtzeitstrategie: Wer am schnellsten Rohstoffe abbaut und eine Basis samt Einheiten errichtet, hat die halbe Miete.
Was bei „Command and Conquer Tiberium“ ist, ist in „StarCraft II“ in zwei Rohstoffe unterteilt: Mineralien und Vespingas. Die blauen Mineralien werden von den Sammlern gesammelt und in die Hauptbasis gebracht. Vespingas findet man in einigen Quellen auf der Karte. Hier muss der Spieler dann eine Raffinerie errichten und direkt auf der Quelle platzieren. Anschließend werden erneut Sammler geschickt, welche das Vespingas von der Raffinerie zum Hauptgebäude transportieren. In der oberen rechten Bildschirmecke haben wir drei Anzeigen über den Zustand unserer Basis: Mineralienanteil, Vespingasanteil und Unterkünfte. Wie auch schon im ersten Teil und auch in anderen Genrevertretern müssen wir Versorgungsgebäude errichten, um den Einheiten Unterkunft bieten zu können. Jeder Soldat, jeder Ghost und jeder WPA benötigt einen Platz in der Unterkunft.
Schreiten wir voran. Haben wir genügend Rohstoffe gesammelt, können wir neue Gebäude bauen und neue Technologien entwickeln. Zum Bau von Einheiten dient eine Kaserne beziehungsweise Fabrik, in welchen wir auch Panzer errichten können. Alte StarCraft-Hasen fühlen sich gleich wohl: Zuerst müssen einige neue Technologien entwickelt werden, damit wir auch die schweren Kriegspanzer oder die Elitekommandoeinheit, die Ghosts, erstellen können. Klingt im ersten Moment vielleicht etwas verwirrend, „StarCraft II“ Veteranen finden sich aber schnell zu recht. Für alle Neulinge gibt es ein ausführliches Tutorial, welches euch vom ersten Schritt bis zum erweiterten Basisbau alles erläutert.
Die Rassen
Auch in „StarCraft II“ Wings of Liberty gibt es „nur" drei verschiedene Rassen, welche sich dafür aber vollkommen unterschiedlich spielen. Da wären zum einen die Terraner, die wohl einfachste Rasse für Anfänger im „StarCraft“-Universum. Aufgrund einer Schiffsfehlfunktion während einer erzwungenen Expedition zu einem unbekannten System, strandeten die überlebenden Terraner auf verschiedenen Planeten des Weltraums. Man baute sich eine neue Existenz auf und schaffte es sich soweit zu rüsten, um in den Weiten des Weltraums zu überleben. Durch Space-Marines, Panzer und Elitekommandoeinheiten sind die Terraner die konventionellste Rasse in „StarCraft II“. Für Beginner, aufgrund von reparierbaren Gebäuden und Einheiten, die wohl beste Wahl.
Die zweite Rasse im Bunde sind die Protoss. Die Protoss sind eine stolze, technologisch fortschrittliche außerirdische Rasse mit starken Psi-Fähigkeiten. Sie sind die Erzfeinde der Zerg und gehören zur guten Gesinnung. Durch die hochentwickelten Technologien bieten die Protoss teure, dafür aber starke Einheiten. Die Trefferpunkte der Protoss-Einheiten teilen sich in zwei Teile auf. Zum einen die Schildpunkte, welche sich nach einer Zeit wieder von alleine aufladen, und zum anderen die Lebenspunkte, welche dauerhaft reduziert bleiben und die eigentliche Lebensenergie der Einheiten darstellen.
Die dritte Rasse im Bunde sind die Zerg. Die Zerg wurden in einem gentechnischen Experiment der Xel'Naga als Reinheit der Essenz erschaffen. Normalerweise sind es kleine wurmartige Wesen, welche jedoch die Gen-Codes anderer Lebewesen studieren und in ihren eignen Genpool aufnehmen. Die Gebäude der Zerg weisen eine Besonderheit in StarCraft auf. Diese können nämlich nur in einem bestimmten lebenden Schleim-Radius (im Spiel Kriecher genannt) errichtet werden, welcher durch das Hauptgebäude und die errichteten Gebäude drumherum immer größer wird. Sogar die Gebäude selbst besitzen ein Eigenleben, welches sich aber nur optisch bemerkbar macht.
Die Kampagne
Neben dem normalen Skirmish-Modus, welcher online und offline spielbar ist, hat es sich Blizzard natürlich nicht nehmen lassen, einen Kampagnen-Modus in „StarCraft II“ einzubauen. Und der hat es in sich! Eine Information noch vorneweg: Die Kampagne wird aus drei Sichtweisen gespielt, welche allerdings nicht im kompletten Spiel enthalten sind. Im Vollpreisspiel enthalten ist die Kampagne der Terraner. Die Zerg- und Protoss-Kampagne veröffentlicht Blizzard Entertainment später in zwei separaten Addons zum Spiel, weshalb neuer Nachschub für „StarCraft II“-Fans jetzt schon gesichert ist.
Nun aber zur Terraner-Kampagne. Diese setzt nicht zwölf, sondern lediglich vier Jahre nach dem ersten Teil ein. Die Zerg wurden durch Herrscher Mengsk längst vertrieben, dachte zumindestens jeder. In der Terraner-Kampagne, welche sich durch 26 actiongeladene und abwechslungsreiche Missionen erstreckt, schlüpfen wir in die Rolle von Jim Raynor, welcher durch erbitterten Kampf endlich wieder die Freiheit auf die Planeten des Weltraums bringen will. Als er gerade mit seiner Mission gegen Herrscher Mengsk beginnt, erstreckt sich ihm ein Bild des Grauens: Die Zerg, welche nun von Kerrigan, einer ehemaligen Elitekommandoeinheit der Terraner geleitet werden, überfallen einen Planeten nach dem anderen. Zudem tauchen in der weiten Galaxie immer mehr Alien-Artefakte der Xel'Naga, Schöpfer der Zerg und Protoss, auf, worum sich Raynor ebenfalls kümmern muss. Gott sei dank steht ihm während dem Verlauf der Geschichte die spielbare Erinnerung von Protoss-Templer Zeratul zur Seite, welcher euch bei der Bearbeitung der Artefakte behilflich ist.
Hauptzentrale der Terraner-Kampagne ist der Raumkreuzer Hyperion. Dort gibt man euch die Möglichkeit, vier verschiedene Abschnitte mit allerlei Aufgaben und Möglichkeiten zu besuchen. In der Hyperion-Bar zum Beispiel können wir neue Soldaten anheuern, kaufen oder uns ein Päuschen gönnen. Auf der Brücke des Schiffs gibt es eine Missionsübersicht, worüber wir direkt in den nächsten Auftrag gleiten können. Im Labor erforschen wir gesammelte Artefakte der Protoss und Zerg und erhalten außerdem zusätzliche Informationen über die Rassen in „StarCraft II“. Zuguterletzt besteht im Arsenal die Möglichkeit, neue Waffen und weitere Ausrüstungsgegenstände dem Arsenal eurer Soldaten hinzuzufügen. Eine für ein Echtzeitstrategiespiel sehr innovative Idee, wie wir finden, dass Kampagnen-Menü unter Dach und Fach zu bringen.
Abwechslung ganz groß geschrieben!
Zusätzlich warten an jedem Ort des Hyperion-Raumschiffs verschiedene Nebenfiguren, welche immer einen knackigen Spruch auf Lager haben. Alle Dialoge sowie die komplette Geschichte der Story werden in tollen Zwischensequenzen mit aufgebohrter Spielgrafik erzählt. Hier zeigt sich, welche intensive Mühe sich Blizzard in der langen Entwicklungszeit von zwölf Jahren gemacht hat. Einen kleinen Kritikpunkt haben wir jedoch: Während die Hauptcharaktere von „StarCraft II“ wunderbar synchronisiert wurden, vermisst man bei den Nebenfiguren manchmal den Eindruck, wirklich im Spiel zu sein. Oftmals wirken die Dialoge mit Nebenfiguren zu sehr überzogen und unecht. Hingegen die Synchronisation der verschiedenen Rassen ist phänomenal. Die WBFs der Terraner wurden zum Beispiel mit einem Berliner-Dialekt ausgestattet und geben Laute wie „Hab ik mich erscheckt" und „wat is los" von sich. Der Thor-Roboter hingegen erhielt die deutsche Synchronstimme von Arnold Schwarzenegger.
Wer glaubt, dass in „StarCraft II“ Echtzeitstrategie gleich Echtzeitstrategie ist, der liegt eindeutig falsch. Bis auf einige Situationen spielen wir in der Kampagne zwar „nur" die Terraner, dafür erstreckt sich durch die komplette Kampagne eine kreative Auswahl an Missionen und Aufgaben. Zu Beginn bauen wir immer eine Basis auf, werden später aber immer wieder mit anderen Situationen gefordert. Wie gut oder schlecht ihr diese meistert, hängt zum einen von eurem persönlichen Können, zum anderen auch vom Schwierigkeitsgrad ab. Während man auf leicht keinerlei Probleme hat, kommen auf Brutal selbst die besten „StarCraft II“-Veteranen ins straucheln.
Aber nicht nur auf diese Weise wird der Spieler bei Laune gehalten. Auch durch die verschiedenen Missionsarten. Mal müssen wir den getarnten Raynor auf seinem Weg über einen verbrennenden Planeten begleiten und an anderen Punkten befreien wir gefangene Bewohner eines Planeten aus den Fängen von Mengsk und zerstören dabei noch eine komplette Kommandozentrale des Herrschers. Die gegnerische Rasse wechselt dabei stetig: Mal haben wir es mit den schleimigen Zerg zu tun, mal mit der terranische Dominion und auch die Protoss kommen im Kampf um die Freiheit der Planeten nicht zu kurz.
Nebenmissionen und zusätzliche Technologien
In der Kampagne von „StarCraft II: Wings of Liberty“ gibt es nicht nur Hauptmissionen, sondern auch zahlreiche Nebenaufgaben, welche ihr erfüllen könnt, aber nicht müsst. Diese bestehen zum Beispiel aus „Zerstöre X/X Gebäude der Fraktion Y". Für das Erfüllen der Mission erhaltet ihr zusätzliche Forschungspunkte und / oder Credits, welche ihr für neue Ausrüstung, Waffen oder Soldaten verwenden könnt.
Zwar hat Blizzard bei der Entwicklung keine neue Fraktion hinzugefügt, dafür sich voll und ganz auf die Einbindung neuer Technologien und Einheiten für die bestehenden drei Fraktionen gekümmert. Diese lernt ihr in der Kampagne kennen. Logischerweise sind die neuen Einheiten und Technologien nicht von Anfang an verfügbar, dass wäre ja zu einfach. Durch Erfüllen von Nebenmissionen, Fortschritte in der Kampagne und dem Einlösen von Credits werden dem Arsenal immer mehr Equipments hinzugefügt. Da hätten wir bei den Terraner zum Beispiel den Thor-Monsterroboter, welcher durch seine dicken Wummen eine unglaubliche Durchschlagskraft besitzt, euch aber einiges an Rohstoffen kostet. Ebenfalls enthalten ist ein Viking-Raumschiff, welches sich per Knopfdruck in eine Bodeneinheiten verwandelt, um dort ordentlich Unruhe zu stiften.
Der Mehrspieler-Modus
Der Mehrspieler-Modus ist der springende Punkt, wenn wir über Langzeitmotivation sprechen. Bis heute wird der erste Teil der „StarCraft“-Saga von treuen Spielern online gespielt. Der Online-Modus von „StarCraft II“ bietet im Grunde genommen das Grundgerüst des normalen Skirmish-Matches. Allerdings erhalten alle Fraktionen zusätzliche Gebäudefeatures, welche auch nur online genutzt werden können. Hierzu zählt zum Beispiel die Möglichkeit, per Forschung ein Geschützturm auf dem Hauptgebäude zu errichten oder die Kaserne und Fabrik soweit zu entwickeln, dass man zwei Einheiten gleichzeitig in die Bauphase schicken kann.
Tolle Grafik und bombastischer Sound
Natürlich gibt es verschiedene Spielarten. So könnt ihr mit menschlichen Verbündeten gegen die KI antreten, mit menschlichen Verbündeten gegen eine Gruppe von menschlichen Gegnern oder es geht im Jeder gegen Jeden zur Sache. Als Neuling im Battle.net bestreitet ihr zuerst drei Testmatches, durch welche eure Spielstärke ermittelt wird. Anschließend werden euch gleichstarke oder nur minimal schwächere oder stärke Gegner zu gelost. Mitspieler werden, wie bereits erwähnt, per Zufallsgenerator gefunden oder ihr trefft euch mit euren Freunden, gründet eine Spielgruppe und zieht anschließend in die Schlacht. Es gibt sogar einen Sprach- & Tippchat, mit welchem ihr untereinander kommunizieren könnt. Sogar an eine Facebook-Anbindung hat Blizzard Entertainment gedacht.
Was gehört zu einem guten Echtzeitstrategiespiel? Eben, eine gute Optik und ein phänomenaler Soundtrack. Beides bietet StarCraft II: Wings of Liberty. Optisch gesehen geht auf höchster Stufe einiges. Verbrennende Planeten, zerstörte Ruinen und detailverliebte Einheiten machen StarCraft II sogar grafisch zum Hingucker. Soundtechnisch gesehen hat das RTS aus dem Hause Blizzard Entertainment ebenfalls einiges zu bieten. Über die grandiose deutsche Vertonung der wichtigen Charaktere und Einheiten sprachen wir weiter oben bereits. Was wir noch nicht erwähnten ist der bombastische Soundtrack, welcher bereits vor dem Release in einem Video beleuchtet wurde. Komponiert hat den Soundtrack, wie auch schon beim ersten Teil, Glen Stafford. Das Musikstück ist separat bei iTunes oder in der Collectors Edition des Spiels enthalten.