Ob der neue Shooter von id Software auch hält, was er verspricht, und das nicht nur, weil er eben von id Software ist, lässt sich nicht so klar definieren. RAGE bietet eine Kampagne, die sich vom Kerninhalt nicht groß von anderen Shootern abhebt: Ballern, kriechen, ballern, laufen, ballern, zwischendurch mal Abwechslung, das kennt man schon und deshalb rückt der Multiplayerpart erst einmal in den Vordergrund, denn der kommt mit neuen Elementen und innovativen Ideen daher.
Colin McRae meets Vigilante 8
RAGE wird nicht, wie die meisten Konkurrenten, mit aufpolierten Deathmatches, Teamdeathmatches oder Capture the Flag aufwarten, sondern genreuntypisch Fahrzeuge viel stärker integrieren und zugleich einen Coop-Modus implementieren.
Der erste Innovationsschub kommt in Form der "Combat Rally" auf uns zu: Actiongeladener Fahrspaß im Rally Style mit Elementen des berühmten, alten Vigilante 8 (PSX). Auf vorgefertigten Karten treten die Kontrahenten in diesem Modus kompetitiv gegeneinander an und liefern sich eine bleihaltige Verfolgungsjagd bei der, um dem Ganzen das Rennfeeling zu bescheren, immer wieder Checkpoints durchfahren werden. Unterwegs wird gefeuert was das Zeug hält, Gegner geplättet und der eigene Vorsprung gesichert. Bis zu sechs Spieler nehmen an diesem rasanten Modus teil, in dem es darum geht, durch Kettenmultiplikatoren und rasantem Fahrstil das eigene Punktekonto möglichst weit hoch zu treiben. Doch keine Angst, was jetzt nach einem verrenkten Nacken, zwei ausgekugelten Daumen und einem chronisch zuckenden Auge klingt ist simpler als gedacht. Intuitiv wird gleichzeitig geballert, gefahren und gesprungen ohne dabei jedoch die Steuerung zu überladen. Selbst Tim Willits, früherer Mitinhaber von id Software und Creative Director beim Projekt RAGE, sagt, dass es spaßiger sei, verschiedene Aufgaben und Ziele zu haben.
Er noch ruhig, wir schon wütend!
Pimp my Ride!
Die Wagen für diesen Modus sind durch diverse Upgrades wie Schilde, Mienenwerfer und verschiedene Wummen aufzuwerten und somit für geplante FÜNF MODI individuell anpassbar. Was nun jedoch erneut klingt, als fahre man schließlich mit Nico Belic durch Liberty City, entpuppt sich als eine Sammlung von kleinen, übersichtlichen Karten, die genau für diese Modi entwickelt sind. So geht auch kein Spieler beim Ballern verloren. Doch man bedenke: Größer geht immer!
Allein wirkt öde: Zu zweit unterwegs im Ödland
Der bereits angesprochene Coop-Modus trägt den treffenden Titel "Legends of the Wasteland", also "Legenden des Ödlandes", und erweitert die Singleplayerkampagne um acht frische, eigenständige Levels. Diese sollen, laut der Entwickler, die Geschichte erweitern und nicht unterbrechen oder gar fernab von ihr handeln, und von zwei Spielern bestreitbar sein. Zum Inhalt gibt es noch nicht viel zu sagen, nur verriet Hooper, dass es unterschiedlich lange Missionen werden: Zwischen zwei und 30 Minuten kooperatives Gameplay. Nun ja, das klingt nicht wirklich nach viel, aber wir leben ja schließlich im Jahrhundert der DLC’s! Wie im kooperativen Modus üblich, kann der Waffenbruder (oder die Waffenschwester) selbst durch zwei Zoll dicken Stahl gesehen und wiederbelebt werden, so erleichtert man die Gegnerhatz immens.
Zusammen ins wilde Ödland eintauchen, dank Koop-Modus
Bisher gezeigte Szenen des Coop-Modus‘ zeigten, dass kooperativ ein Netzwerk von Bomben entschärft und gleichzeitig die verbleibende Banditenbrut ausgehoben werden muss. Wer dabei hops geht wir kurzerhand am letzten Checkpoint wiederbelebt und kann dann wieder aktiv ins Geschehen eingreifen und erneut kostenlose Bleiproben an interessierte Banditen verteilen. Gut gelungen ist, dass der Coop-Modus in zwei Varianten zur Verfügung steht: Zum einen kann man sich zu zweit die Couch teilen und per Splitscreen ordentlich ballern oder man vernetzt sich ganz einfach per XBLA oder, wie bekannt gegeben wurde, in der PC Version zwingend mit Steam (here we go again….). Der Splitscreenmodus beinhaltet dabei jedoch kein Dropin-/Dropout-Feature.
Subway Town
Einblicke in den Singleplayermodus: "Subway Town", ein bisher unbekanntes Areal, zeigt einen Kontrast zur dunklen, rüden, unterirdischen Map "Redstone", die durch Mechanisierung und Industrialisierung geprägt ist. "Subway Town" ist ein Außenareal. Hier nämlich haben ebenfalls viele Menschen Unterschlupf gefunden, verstecken sich doch einige Charaktere wie Portman, Elizabeth und Captain Marshall in dieser Stadt und unterstützen von dort aus mit Upgrades und Waren den Kampf der Abenteurer gegen die "Authority"-Truppen. Nun wird erneut die Spielmechanik klar: Der Held muss sich erst einmal in der Stadt beliebt machen, Aufträge erfüllen, Gespräche führen, Alltag eben. Doch eine Sache stach besonders hervor: Ein, an Guitar-Hero angelehntes, Minigame! Gewinnt man, wird man bejubelt, verliert man, bekommt man den ganzen Spott der versammelten Dorfgemeinde zu spüren! Klingt nach Wacken, ist es aber nicht!
Die Missionen in RAGE fallen recht abwechslungsreich und spannend aus
Die Missionen jedoch, und das ist lediglich aktueller Stand, wirken unfertig und alt, Shootereinerlei durch Geradlinigkeit und dem fehlenden "Aha!"-Effekt. Es bleibt abzuwarten, ob das nur auf die Demo zurückzuführen war, oder ob id da noch ein wenig ranklotzen muss.
Morgens, halb zehn auf dem Schlachtfeld: Fritz chillt im Kugelhagel
Die KI-Feinde wurden vermutlich zum Teil mit Dope ausgestattet, denn unterschiedlicher handeln kann man sonst gar nicht: Zum Einen verstecken sie sich clever und geistesgegenwärtig hinter Energieschilden ihrer Kameraden, andererseits malen sie sich förmlich eine Zielscheibe auf die Stirn, wenn sie mal wieder mitten im Kugelhagel stehen und die Kugeln zählen. Ganz besonders schlimm stößt auf, dass die KI-Pappkameraden oft verängstigt das Weite suchen: Wir schießen, sie rennen, wir schießen weiter, sie fallen tot zu Boden. Lame. Hoffentlich gibt’s da noch eine 180 Grad Wende seitens id Software.
Ebenfalls ärgerlich: Keine Auto-Pickup-Funktion! Jeder Gegenstand, und wenn er noch so unnütz ist, muss einzeln angeklickt und aufgehoben werden. Das bringt Stocken ins Gameplay und bald schon wirft man den Controller genervt beiseite, denn man will doch eigentlich nur mal ordentlich die Sau rauslassen, Gütersammeln ist dabei nicht gerade die beste Hilfe. Ansonsten gibt es neben der erwähnten Fahrerei durch die Wüste, wieder altbekannte id Elemente: Wer durch eine Tür will, der muss eine ID-Karte dranklatschen. Doch auch hier scheint Licht am Ende des Tunnels: Aus allerlei Gegenständen können neue Items erstellt werden, mit denen man vorher verschlossene Tore ebenfalls aufschließt.
Mann, sieht das toll aus!
Doch nicht alles schein veraltet: In Arena-Fights streift man durch Areale, die in kleine Abschnitte unterteilt sind, in denen man dann schließlich die Mutantenbrut Welle für Welle erlegt. Das Ganze wird dann noch durch ein Rankingsystem und einen dicken Endboss abgerundet, nach dem es dann auch einen fetten Batzen Kohle gibt! Was jedoch noch nach plumper Ballerei riecht, ändert sich in anderen Missionen: Bomben Neutralisieren. Damit wir unseren Allerwertesten dabei nicht ständig von der schön texturierten Wand kratzen müssen, nehmen wir kurzerhand ferngesteuerte Buggybomben zur Hand und zwiebeln damit der Bombe ordentlich eins vor den Latz. Dadurch ist gewährleistet, dass dem Shooter keine Abwechslung fehlen wird, und man nicht nur stur geradeaus latscht und Gegner plättet!