Die Liste der auf der Kölner gamescom vertretenen Games und MMORPGs ist schier riesig und nur die Wenigsten haben wohl den Überblick, was sie bei ihrem Besuch in diesem August wirklich alles erwartet. Den Vorwurf, uns fehle der Überblick, können wir zwar bewusst von uns weisen – dennoch überraschen uns auch viele Titel, von welchen man vorab bereits hörte. Dies gelang beispielsweise Ankama Games‘ Open-Beta-MMO Wakfu, welches unser Team nebst vielen weiteren Videospielen unter die Lupe nahm. Warum Wakfu, obwohl es anfangs nur wie ein neues Dofus scheinen mag, letztlich mehr als einen Kurzbesuch wert ist, verrät unser Chefredakteur Thomas Wallus in diesem Messe-Bericht anhand der Vorstellung des politischen Systems.
Grundkonzept: klein aber fein.
Ankama Games – ein Unternehmen, das im Alltag neben Riesen wie NCsoft, Frogster oder Trion Worlds meist scheinbar wenig Beachtung findet und dennoch riesige Erfolge feiert. Genau dieses Ankama lud playMASSIVE am vergangenen Donnerstag in den Pressebereich der Kölnmesse. Der recht klein geratene Stand ließ zwar wenig Großes erwarten, konnte am Ende schließlich dennoch überzeugen. Denn ein Spiel innerhalb von 30 Minuten nur mittels eines Features vorzustellen und dieses dabei auch noch schmackhaft zu machen, schaffen nur einige Publisher. Gleichsam das Kampfsystem und gewisse andere Feature wie Dungeons, an deren Ende man wohlmöglich eine eigene Statue in öffentlichen Besitz nehmen darf, auch ihren Reiz haben, rief aber insbesondere das politische System das bedeutendste Staunen hervor.
Die Mechanismen des Regierungsgeschäfts
Den Rahmen für dieses umfassende Feature liefern unterschiedliche Nationen, die in der Welt von Wakfu das Sagen haben. Die gezeigte Spielversion bot zwar nur zwei von vieren, präsentierte sich aber dennoch gut, denn für das eigentliche Spielgefühl sorgt das, was sich innerhalb einer solchen Nation abspielt. Wer mal abseits vom Monsterschnetzeln eine virtuelle Erfahrung sucht, kommt bei Wakfu gerade nämlich deshalb auf seine Kosten, weil Politik eben so dargestellt wird, wie sie ist. Genau das fängt bereits beim Wahlsystem an. Die Mitglieder einer Nation sind berechtigt, alle zwei Wochen über ihren neuen Gouverneur zu bestimmen. Potenzielle Kandidaten versuchen im Vorhinein über entsprechende Aushänge und Infotexte, eine Wählerschaft für sich zu gewinnen. Ob dies anhand der Betonung der Notwendigkeit des Umweltschutzes geschieht oder auf Kriegserklärungen hinausläuft, ist von Möchtegern-Kanzler zu Möchtegern-Kanzler unterschiedlich.
Fest steht aber, dass um den wahren Erfolg einheimsen zu können, Lügen nicht an der Tagesordnung sein dürfen. Denn über die Popularität des Oberhauptes entscheidet das Volk auch im Nachhinein noch durch das Aussprechen seiner Bewertung. Fällt es unheimlich vielen Bürgern schwer, Sympathie für den Neugewählten zu empfinden, droht beim entsprechenden Voting auch das Ende seiner Amtszeit. Damit dies nicht geschieht und der virtuelle Abenteurer glasklare Einsichten in die Amtshandlungen des Chefs erhält, sind die beschlossenen Gesetze und Grundsätze öffentlich einsehbar. Gefallen einem diese wiederum ebenso grandios wie der Anführer der Nation selbst, sorgen positive Rückmeldungen für prestigeträchtige Bauten wie Statuen oder Monumente. Die Frage, ob man mit dem aktuellen Tagesgeschehen zufrieden ist, helfen hierbei auch die vom Gouverneur ernannten Amtsträger zu beantworten, deren Handlungen nämlich mit ein Barometer für den Erfolg der Regierung sind.
Kein Fehler ohne Konsequenzen
Regiert zu werden bedeutet aber auch, sich regieren zu lassen. Wer den bestehenden Regeln Missachtung schenkt, schießt sich selbst ins Abseits. Negative Rufpunkte sollte man als friedlebender Spieler tunlichst vermeiden. Es sei denn man empfindet es als erstklassig zum Open-PvP-Ziel zu werden bzw. sich an den Rande der Nation zu drängen, denn eben dies droht bei vermehrten Regelverstößen. Zusammengefasst gibt es also Spiele wie Guild Wars 2, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen und Handlungskonsequenzen versprechen, und es gibt Spiele wie Wakfu, die teilweise weniger deutsche Beachtung hervorrufen, aber ebenso Handlungskonsequenzen versprechen – nicht im Stile eines Guild Wars 2 PvE-Bereiches, sondern auf eigene Art und Weise.