Als einer der neusten browserbasierten MMORPGs bekommen wir es bei Drakensang Online mit einem lizenzschweren Titel zu tun, der sicherlich wegweisend für viele Spiele in der Zukunft sein wird. Denn unkomplizierter lässt sich ein Online-Rollenspiel nicht starten: kurzes Registrieren oder Einloggen über den Facebook-Account genügt und der „Jetzt Spielen“-Button erscheint. Nach einer kurzen Ladephase taucht man in die Spielwelt von Drakensang Online, dem DSA-basierten Online-Ableger der Offline-Reihe Drakensang, ein. Die entscheidende Frage aber ist, ob das Spiel selbst auch wegweisend ist und nicht nur der Einstieg ein gutes Bild abgibt.
Durch Sümpfe und Dörfer
Tritt man heute seine erste Reise in Drakensang Online an, so besteht das betrene Land lediglich aus den Gebieten Durias, wobei es dabei nicht bleiben soll, denn die Entwickler versprechen für die Zukunft regen Landzuwachs per Patch. Gestartet wird vorerst aber erstmal auf der Straße nach Grimmagstone, wo man, sich durch sumpfige Gebiete schlagend, das erste verschlafene Dorf erreicht. Ehe jedoch auch nur irgendetwas ansatzweise erreichbar ist, führt kein Weg an der Charaktererstellung vorbei. Hier von einer Charakterauswahl zu sprechen, wäre wirklich dem Guten zu viel. Lediglich zwischen zwei Klassen kann man wählen, eine Rassenauswahl ist nicht geboten. Der Mensch als Rasse muss alleine herhalten um in Duria bestehen zu können. Die Klassen beschränken sich genretypisch auf ihre beiden wichtigsten Vertreter, den nahkampfstarken Krieger und den fernkampffokussierten Zirkelmagier.
Nachdem man in, zudem sehr nüchtern gehaltenen, Menüs das Aussehen des Charakters spartanisch angepasst hat, plumpst man regelrecht in die Welt. Kein Hinweis wo man ist, keine Filmsequenz zu Beginn. Ein stimmungsvoller Start sieht anders aus, man kommt sich tatsächlich etwas deplatziert vor. Doch unser Held wird gebraucht. Den Sinn müssen wir laut Bigpoint, dem Entwickler, wohl nicht verstehen. Wir sind also der Held aus dem Nirgendwo, hin zu den Sümpfen vor Grimmagstone. Immerhin sollen wir gleich mal eine entzweite Familie zusammenführen.
Wo sind all die Geschichten hin?
In recht schlicht gehaltenen Quest-Beschreibungen werden uns die nächsten Aufgaben präsentiert, die meist einen lieblosen Beigeschmack haben. Selten werden irgendwelche Hintergrundinformationen mitgeteilt, meist wird nur sehr kurz ohne große Begründung das Ziel der Aufgabe formuliert. Man ertappt sich sehr schnell dabei, die Beschreibungen nicht mehr zu lesen, so kann keine Bindung mit der Welt und dem Umfeld aufkommen. Und das ist umso mehr schade, da durch die Offline-Ableger ja bekannt ist, wie spannend die Geschichten sein können.
Natürlich bestehen die Quests genretypisch aus "Töte Monster X 5 mal und bringe Y zu Z". Und dabei kommt es natürlich zu Kämpfen gegen allerlei Wesen, die die Welt bevölkern. Das Kampfsystem erinnert an Diablo oder sonstige Genrevertreter. Mit der linken Maustaste führt man den Angriff A aus, mit der rechten Maustaste Angriff B. Dabei kann man diverse Fähigkeiten auf A oder B platzieren. Jedoch finden sich schnell die beiden wirksamsten Attacken, meist ein direkter Angriff und eine Attacke mit Umgebungsschaden. In den ersten Stunden ist es ganz launig, sich so effektvoll durch Gegnerhorden zu schnetzeln. Doch sehr schnell fehlt die Abwechslung, was nicht nur an dem Kampfsystem liegt, sondern oft an den immer gleichen Monsterherden. Abwechslungsreiche „Bosskämpfe“ lockern dieses ansonsten langweilige Schema auf.
Nach erfolgreicher Klickorgie gewinnt der Held an Erfahrung und steigt, oh wie Wunder, im Level auf. Immer wieder darf er in den Dörfern oder der Stadt Kingshill nach einem Levelaufstieg bei einem Lehrer neue Fähigkeiten erlernen. Ebenso kann er in den Städten Items, die er den Monstern abgenommen hat, verkaufen und kaufen, seine Ausrüstung reparieren und Tränke mischen lassen. Auch hier nichts Neues. In den unterschiedlichen Gebieten tauchen immer wieder Dungeons auf, die man mit seinem Recken nicht immer ohne Weiteres betreten darf. Gleich der ersten Dungeon, den man entdeckt, ist nur mit echtem Geld zu meistern. Doch es gibt auch Höhlen für umsonst, die tatsächlich zu Beginn Laune machen, da sie etwas anspruchsvoller wirken als die Karten unter freiem Himmel. Recht schnell merkt man aber: Die Dungeons bestehen aus den immer gleichen Grafiken.
PvP K(r)ampf in schmucken Städtchen
In der recht schönen Stadt Kingshill gibt es für PvP-Fans eine Arena, in der man, in zufälligen Gruppen über einen Matchmaker, meistens auf gleich starke Gegner trifft. Doch verkommen die eigentlich recht kurzweiligen PvP-Scharmützel spätestens nach ein paar Minuten zu öden Verfolgungsorgien. Hier ist noch deutlich mehr drin.
Die schon erwähnte Stadt Kingshill hat zwar keinen einfallsreichen Namen, ist aber einer der Höhepunkte des Spiels. Schöne Plätze und belebte Gassen zeigen, dass sich hier die Entwickler durchaus Mühe gegeben haben und präsentieren zugleich , was man in Zukunft von Browser–MMOGs erwarten kann.
Der visuelle Eindruck kann sich für ein Browsergame absolut sehen lassen und ist hier wahrlich der Maßstab. Doch Drakensang Online will auch ein MMOG sein, so bleibt hier nur ein passabler, aber in sich stimmiger Eindruck haften. Der Sound ist genretypisch ok, aber ein Soundtrack Album sollte Bigpoint nicht veröffentlichen.