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World of Warplanes: Wargaming bläst zum erneuten Angriff

Wer auf Kriegsszenarien steht und darüber hinaus noch den virtuellen Kampf online austragen möchte, der ist, wie seit dem Überraschungshit World of Tanks bekannt, bei den Produkten des Studios Wargaming.net bestens aufgehoben. Rund ein Jahr hatte man als Spieler nun Zeit, diese Überzeugung zu vertreten, denn so lange liegen die ersten Panzerfahrten zurück. Auch die Entwickler haben die vergangenen Monate genutzt, um zu erkennen, dass ihre Titel eine Lücke im Angebot anderer Publisher füllen. Folgerichtig fiel der Entschluss, weitere MMOs dieser Art in die Welt zu setzen und sich gleich am Aufbau einer ganz großen Marke zu versuchen. Sofern die Arbeiten zügig voran gehen, zieren in Zukunft daher neben World of Tanks auch die Online-Titel World of Battleships und World of Warplanes die Produktpalette der Macher. Bevor sich im zuletzt genannten Titel die Kampfflugzeuge in den Luftraum erheben, widmen wir uns einer Vorab-Analyse des Schauplatzes – ganz wie es sich für Militärstrategen gehört.

Die Mischung macht den Unterschied

Sobald sich ein Videospiel, völlig gleichgültig ob online oder offline, um das Thema des Fliegens dreht, stehen Spieleentwickler vor einem kleinen Problem, denn dieses Genre spricht auf Anhieb zwei Zielgruppen an, deren Interessen unterschiedlicher nicht sein könnten. Da wären einerseits die Fans realitätsnaher Flugsimulationen und andererseits Gelegenheitsspieler, die einfach und unkompliziert schnelle Action suchen. Die Entwickler haben sich aus diesem Grund zu Beginn die Frage gestellt, wie sich die im Spiel enthaltenen Modelle der Jahre 1930 bis 1950 im Flug verhalten sollen und ob es, übertrieben gesagt, einen Pilotenschein für erfolgreiche Flüge braucht. Das Ergebnis dieser Überlegungen: ein Mix aus Simulation und Arcade-Steuerung. Je nach eigener Präferenz lenken sich die Kampfflugzeuge daher auch mittels Tastatur, Joystick und Gamepad. Zwar basieren die Maschinen auf historischen Daten, dennoch hat man es sich natürlich nicht nehmen lassen, Abweichungen in Kauf zu nehmen, damit es dem Spielerlebnis nicht an Dynamik fehlt.

Zwei Entwickler-Zitate bringen die angestrebte Mischung auf den Punkt. Im Interview mit PC Gamer heißt es, man wolle gezielt Fluginteressenten in Museen und auf Events ansprechen und für World of Warplanes begeistern. Im Gespräch mit MMOGameSite ist wiederum zu lesen, Spieler sollten nicht mit der Steuerung, sondern gegen andere Spieler kämpfen.

Großer Luftraum für breite Vielfalt

Ganz gleich, ob es sich letztlich um eine Simulation oder einen Arcade-Titel handelt, Spiele wie World of Warplanes leben selbstverständlich von einer vielseitigen Auswahl an Flugzeugen, denn in den 15 vs. 15-Kämpfen, die auf bis zu 220 Quadratkilometer großen Schlachtfeldern ausgetragen werden, möchte man nicht ständig den gleichen Überfliegern begegnen. Gerade dies wäre im Endeffekt auch großer Schwachsinn, schließlich wählen virtuelle Piloten, für welche Nation sie ins Cockpit steigen – und bekanntlich teilen sich militärische Großmächte nicht das gleiche militärische Wissen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung zählen zu diesen Großmächten aktuellen Plänen zufolge die UdSSR, die USA und Deutschland. Wessen Wissen im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg aber nicht völlig verflossen ist, dem ist bekannt, dass in dieser Zeit Japan und Großbritannien ebenfalls eine große Rolle spielten. In World of Warplanes nehmen sie diese aber erst nach einem Update nach der Releaseversion ein.  

Für die richtige Auswahl ist dennoch gesorgt. 100 verschiedene Flugzeuge werden das Angebot nach erfolgreicher Betaphase zieren. Laufen die weiteren Entwicklungen erfolgreich, erwarten Spieler von World of Warplanes ganze 100 Modelle pro Nation. Diese verteilen sich auf drei Klassen. Kampfflugzeuge kümmern sich um das Säubern des Luftraumes und das Verteidigen von Verbündeten, wohingegen es zum Aufgabenbereich von Schlachtflugzeugen gehört, Bodenziele auszulöschen. Wer ein schweres Kampfflugzeug durch die Lüfte steuert, der dient zur universellen Zielerfüllung. Sie attackieren nämlich sowohl leichte Bodenziele als auch feindliche Schlachtflugzeuge. Unabhängig von der gewählten Klasse ist es aber äußerst wahrscheinlich, dass man sich völlig zeitgemäß im Inneren einer Propellermaschine befindet. Ein Blick in die Trailer verrät, dass sich hier unter anderem Maschinen wie die Boeing P-12, eine BF-109G mit Daimler-Benz-Motor oder eine LA-5 mit sowjetunionstypischem Stern finden lassen.

Dabei stehen zu Beginn nicht alle Flugzeuge zur Auswahl, denn die Entwickler bereichern das Spielerlebnis durch Entwicklungsbäume, die nach und nach weitere Optionen freischalten. Anfangs beschränkt sich die Vielfalt daher auf Modelle der 1930er-Jahre, wohingegen erfahrenere Kriegspiloten Entwicklungen späterer Jahre fliegen. So wird auch das Aufeinandertreffen schwächerer und erfahrenerer Spieler vermieden. Außerdem muss man sich wohl nach und nach mit den eigenen Möglichkeiten vertraut machen. Immerhin gibt es ebenfalls Flugzeuge, die nicht nur mit einem Piloten besetzt werden, sondern gerne auch mal mit Co-Piloten und Schützen unterwegs sind.

Über den Wolken lauert manche Schwierigkeit

Bevor man es sich allerdings zum Ziel macht, zum Universalpiloten zu mutieren, braucht es einige Stunden der Flugerfahrung. Erste Lehren zieht man sicherlich aus dem Tutorial von World of Warplanes, das als umfassende Einführung dient. Singleplayer-Missionen erteilt man hingegen keine wirkliche Zu- oder Absage. Die häufig gestellte Frage nach eben diesen beantwortet man auf der Seite von World of Warplanes lediglich mit dem Hinweis auf das Tutorial. Leichter als im Tutorial wird der Flugalltag hingegen nicht. Das garantiert der Verzicht auf automatische Zielerfassungen, was wiederum dem Setting der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu Gute kommt. Kleinere Hilfen soll es dennoch geben und diese könnten wiederum den Arcade-Spielern geschuldet sein. Diese dürfen sich auch über den Verzicht auf einen Start aus dem Stillstand freuen, denn die Maschinen legen auf halber Höhe in der Luft los. Wer hingegen schon Titel wie War Rock hinter sich hat, wird auch wissen, dass solche Phasen eigentlich große Freude bereiten können. Für World of Warplanes‘ Beschränkung auf Flugmaschinen macht die besagte Startphase aber wenig Sinn, da ein Verlassen des Cockpits während der auf 15 Minuten beschränkten Schlachten nicht möglich ist.

Der Flug an sich kann einem dank einiger Tücken ohnehin genügend Probleme bereiten. Für unterschiedliches Flugverhalten sorgen nämlich unter anderem die Aerodynamik, variierende Schadensmodelle, Tageszeiten als auch Wetterbedingungen wie Sonnenstrahlen. Solche Einflüsse erschweren darüber hinaus insbesondere auch Schlachtflugzeugen das Treffen der vorhandenen Bodenziele wie Geschütze und Gebäude. Auch die gegnerische Hauptbasis gilt es zu pulverisieren, um den Sieg heim zu fliegen. Bis einem dieser Schachzug jedoch gelingt, muss mancher Kampf gegen Spieler und computergesteuerte Gegner überstanden werden.

Wie sich das alles im Spiel selbst anfühlt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer zu erahnen. Gameplay-Videos zeugen hingegen schon heute von rauchenden Maschinen, einer weitläufigen Landschaft, in der Feinde in der Ferne erkennbar sind und auch Flugmanöver wie 360°-Drehungen keine Seltenheit darstellen. Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Szenario allen Spielertypen zusagt, aber für Überraschungshits ist man bei Wargaming.net nun nicht mehr unbekannt. Zudem könnten geplante Features wie das Clansystem für noch mehr Tiefgang sorgen und die Community stärker zusammenschweißen.

Von Interaktionen und Absagen an Spielerwünsche

Viele träumen aber nicht unbedingt von einem World of Warplanes, sondern von einem Videospiel der Entwickler, in dem sowohl Panzerfahrten, Flugmanöver und Kampfschiffe zu den Features zählen. Diesem vielfachen Wunsch entziehen die Verantwortlichen aber jegliche Hoffnung, weil das Ganze einfach schwer zu realisieren wäre. Luftkämpfe finden beispielsweise auf den besagten 220 Quadratkilometern statt, Gefechte in World of Tanks hingegen gerne mal auf einem Quadratkilometer. Trotz aller Ernüchterung gibt es dennoch eine Verbindung der verschiedenen Spiele. So können Kunden ihre Erfahrungspunkte und ihr Gold zwischen den Spielen transferieren und sich so unter anderem Boni sichern, die im Spielgeschehen selbst aber keinen Vorteil verschaffen sollen.

Ausblick

World of Warplanes scheint ein weiteres Highlight im Genre der Online-Kriege darzustellen und ergänzt die Wünsche nach noch mehr Möglichkeiten, die mancher Spieler von World of Tanks sicherlich bereits geäußert hat. Die Entwicklung eines Videospiels, in dem Kämpfe im Luftraum stattfinden, klingt simpel. In diesem Fall legt man hingegen auch Wert auf viele Details wie die Beeinflussung durch Wind und Wetter, verschiedene Schadensmodelle oder attackierbare Bodenziele. Das Gesamtpaket könnte letzten Endes für viel Abwechslung und taktischen Tiefgang sorgen – nicht zuletzt auch für große Neugierde, die durch die historischen Modelle geweckt wird.

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