Nach der Enthüllung im Jahr 2011 war es auf der E3 2012 in diesem Jahr endlich soweit: Branchenriese Nintendo hat seine Vision der neuen Konsolen-Generation präsentiert. Diese trägt den Namen „Wii U“ und soll Spieler nicht nur mit bekannten Nintendo-Gesichtern wie Mario, Luigi oder den süßen Pikmins fesseln, sondern mit Core-Games auch eine ganz neue Zielgruppe ansprechen. Doch ist die Wii U wirklich so revolutionär wie Nintendo sie verkauft? Oder alles nur heiße Luft? Hier nun eine kritische Review der Nintendo Präsentation auf der E3.
Warum Wii U?
Nintendo sollte das Spotlight der E3 2012 gehören. Sie eröffneten die US-Messe bereits am Sonntagabend mit einer sogenannten „Pre E3 Conference“, auf der Nintendo-Präsident Saturo Iwata die Vorteile und Neuheiten der Wii U präsentierte. Es fing super an. Es gab den Controller der Wii U zu sehen, der als Dreh- & Angelpunkt der Heimkonsole gilt. Das sogenannte „Wii U GamePad“ hat alles, was eine Konsole heutzutage benötigt. Motion-Sensoren, eine Kamera, einen Home-Button, einen Touchscreen, ein Mikro, viele Tasten und ein gutes Handling. Doch schnell kam die Frage auf: Braucht die Branche eine Konsole, die mit einem PlayStation Vita-ähnlichen Tablet-Controller bedient wird? Natürlich bietet dieser Tablet-Controller die Möglichkeit auch während dem Fernsehen das Spielgeschehen abzuspielen. Doch wieso sollte ein Core-Gamer, der mit der Wii U zur neuen Nintendo-Zielgruppe gehört, seinen HDTV abschalten und auf einem 6.2 Zoll großen Bildschirm weiterspielen?
Viel sinnvoller erschien uns da aus Sicht eines Core-Spielers schon die Präsentation des Pro GamePads. Dieser Controller, der Ähnlichkeiten mit einem Xbox 360-Pad aufweist, dürfte Core-Gamern den Einstieg in die Welt der Wii U erleichtern. Doch welchen Vorteil bietet das Wii U GamePad, das die Technik der heutigen Tablet-Technologie inne hat? Auf der E3 2012 Pressekonferenz am Dienstagabend (deutscher Zeit) präsentierte Nintendo Amerika Boss Reggi Fils Aime der Öffentlichkeit dann endlich, was die neue Heimkonsole des japanischen Branchenriesen so besonders macht. Es ist die Verbindung zwischen den Spielern über das neue Miiverse. Die virtuellen Avatare von Nintendo, die übrigens schon bei Nintendo Wii und Nintendo 3DS zum Einsatz kamen, bekommen eine ganz eigene Welt spendiert.
Gleich auf dem Startbildschirm können Freunde oder andere Miis der Wii U-Konsole eingesehen, kontaktiert oder zu Spielsessions eingeladen werden. Ein großer Vorteil der Wii U, womit die teils unübersichtliche Benutzeroberfläche der Nintendo Wii verschwindet. Doch wo bleibt die „Revolution“? Ist es etwa die Möglichkeit, per Chat-Funktion andere Wii U-Besitzer zu kontaktieren, um nach Spiel-Fortschritten zu fragen? Wäre da der Griff zur Google-Startseite nicht um einiges einfacher und schneller? Versteht uns bitte nicht falsch: Jede Heimkonsole benötigt heutzutage eine Social-Network-Oberfläche, auf der sich Spieler verständigen können. Aber ist es korrekt, Miiverse, einen Tablet-Controller und Core-Gamer-Marken als „Revolution“ zu verkaufen?
Die Zielgruppe: „Core-Gamer“
Wie schon erwähnt, möchte Nintendo mit der Wii U eine neue Zielgruppe ansprechen: den Core-Gamer. Der Kunde soll nicht nur die Möglichkeit bekommen, mit bekannten Nintendo-Charakteren wie Mario, Luigi oder den süßen Pikmins durch kunterbunte Fantasy-Levels zu hüpfen, sondern auch düstere Abenteuer mit Batman oder Commander Shepard in Mass Effect 3 erleben. Doch auch hier stellt sich die große Frage: Warum sollte der Wii U Kunde bei Spielen zu greifen, die schon monatelang für Konkurrenzprodukte auf dem Markt sind? Wieso hat man auf der E3 2012 nicht die Chance genutzt, der Öffentlichkeit zu vermitteln, warum Wii U besser ist als Xbox 360 und PlayStation 3? Was macht Mass Effect 3 auf der Wii U so besonders? Warum sollte Darksiders II lieber für die neue Nintendo Konsole gekauft werden und nicht für die Geräte von Sony und Microsoft? Genau diese Antworten suchten wir vergebens, weshalb wir der Meinung sind, dass Nintendo es schlicht und ergreifend verschlafen hat, die Vorteile der Wii U genauer und vor allem besser zur Schau zu stellen. Denn wirklich „große“ Ankündigungen oder neue Informationen wie etwa einen Releasemonat oder einen festen Preis gab es auf keiner der beiden Wii U-Konferenzen.
Redaktionelle Meinung zur Wii U-Präsentation:
Bekommt diesen Artikel bitte nicht in den falschen Hals. Wir wollen hier keineswegs mobil gegen Nintendo machen und die Wii U schlecht reden. Natürlich bietet die neue Heimkonsole Features, die eine Daseinsberechtigung haben. Dazu zählen ganz klar der Fokus auf Core-Gamer, die Möglichkeit, vieles über den Tablet-Controller a.k.a. das Wii U GamePad auf der Couch zu steuern oder Informationen abzurufen und natürlich die gesamte Benutzeroberfläche inklusive Miiverse und Nintendo Land, das auf den ersten Blick sehr spaßig und innovativ aussah. Aber ist es nicht kontraproduktiv, die Konsole als „Revolution“ zu verkaufen, obwohl die Öffentlichkeit keinen wirklichen Grund sieht, Spiele wie Mass Effect, Darksiders oder Batman Arkham City, die längst für Konkurrenzprodukte im Handel erhältlich sind, auf der neuen Nintendo-Konsole zu spielen? Die Wii U besitzt großes Potential, doch Nintendo muss unserer Meinung nach anfangen, dass auch dem Endverbraucher schmackhaft zu machen!