Futuristische Assassinen, die durch das Universum streifen, während sie das Weltall vor den gierigen Händen furchtloser, militarisierter Menschen bewahren? Klingt auf den ersten Blick gar nicht schlecht, aber wie uns die Erfahrung bereits lehrte, ist nicht alles, was glänzt, gleich Gold, weshalb wir uns den Titel Warframe vom kanadischen Entwickler Digital Extremes genauer anschauen. Der Free-To-Play-Titel startete am 24. Oktober letzten Jahres in die Closed Beta und meldete sich mit einem gewaltigen Update sowie dem Beginn der Open Beta am 21. März zurück. 2008 versuchten Digital Extremes mit Dark Sector bereits ein ähnliches Spiel auf den Markt zu bringen, was wegen vieler Veränderungen größtenteils wieder verworfen wurde. Nun soll der Titel mit Warframe endlich Einzug halten. Lucas Grunwitz verrät euch im nachfolgenden Test, was dieses Game besonders macht, wo Schwächen vorhanden sind und ob sich ein Ausflug mit den Tenno wirklich lohnt.
Berufen um Planeten zu retten
Die Geschichte ist schnell erzählt: Ihr seid Teil der Tenno, einer uralten Zivilisation aus Kriegern, die Jahrhunderte damit verbrachten, in Cryopods eingefroren auf die Wiedererweckung zu warten. Nun, da der Krieg gegen die machtbesessenen Grineer wütet, werdet ihr wiedererweckt und nach einer kurzen Einweisung gen Sonnensystem geschickt. Euer Ziel: Die Galaxie vor den Grineern retten. Klingt simpel, ist simpel und brilliert definitiv mit fehlender Tiefe. Wer also eine spannende Hintergrundgeschichte sucht, wird hier leider keineswegs fündig, da man ein kurzes, übersichtliches Szenario bevorzugt. Auch das Drumherum fällt eher dürftig aus: Neben den Tenno und den Grineern werdet ihr nur noch auf die Corpus treffen, die jegliche Angelegenheiten bezüglich des Handelns ihr Eigen nennen. Im Endeffekt also alles eher schwach, wenn man bedenkt, was möglich ist beziehungsweise was die Konkurrenz teilweise vorweisen kann.
Alleine oder gemeinsam ans Ziel
Nachdem ihr das einleuchtende Tutorial hinter euch gebracht habt, geht die Hatz auch schon los. Zu Beginn steht euch ein einziger Planet des gesamten Sonnensystems zur Verfügung, der sich in eine Vielzahl von Missionen untergliedert. Der Gesamtüberblick verrät hingegen, dass euch mit den restlichen Planeten insgesamt viele Aufgaben und somit massenweise Level erwarten, die erfüllt werden wollen, wenngleich sich Ziele und Beschreibungen auf Dauer etwas ähneln. Schade hingegen ist, dass der Hintergrund einer Mission anscheinend irrelevant für das eigentliche Spielerlebnis ist, da man fast immer dem gleichen Schema folgt: Man betritt die Karte, säubert diese von allen Feinden und erreicht irgendwann das Ende des schlauchförmigen Ganges. Auch wenn die Orte schön gestaltet sind, fehlt einfach die Möglichkeit, sich frei in der Umgebung umzusehen, besonders wenn sich die Innenräume vieler Schiffe fast nahezu komplett gleichen. Wettgemacht wird dies klar durch die Tatsache, dass man selber entscheidet, wie man die Vielzahl an Herausforderungen bestreitet. Entweder ihr streift selber durch den Third Person Shooter oder ihr entscheidet euch mit bis zu drei anderen Soldaten den Kosmos zu retten – und selbst wenn ihr keine drei Kollegen habt, die das Game besitzen, so könnt ihr mit anderen, zufällig gewählten Spielern die Feinde vernichten. Natürlich macht es mit Freunden mehr Spaß, aber wer gerade keine passenden zur Hand hat, ist mit dieser Option bestens bedient, besonders da die Level mit zunehmendem Verlauf natürlich immer schwieriger werden.
Der futuristische Kampfstil
Zwar sind die Ziele einiger Missionen oftmals alles andere als komplex, aber wer die Möglichkeit sucht, einfach in die Tasten zu hauen und ein paar Gegner ins virtuelle Nirvana zu befördern, der ist mit Warframe mehr als gut versorgt. Neben klassischen Schusswaffen stehen euch mächtige Schwerter zur Verfügung, deren Effektivität primär durch eure Charakterstufe bestimmt wird und die euch auch Zugang zu zerstörerischen Angriffen ermöglichen. Weiterhin könnt ihr (passive) Fertigkeiten desselben Typs kombinieren, um mächtigere Effekte zu erzeugen, was dem Spieler die Möglichkeit gibt, eigene Schwerpunkte bei seinem Charakter zu setzen. Abgerundet wird das taktische Potenzial durch die Auswahl eines von zwölf Warframes (Kampfanzügen), die einen technologischen Fokus vorweisen. So könnt ihr euch beispielsweise auf Fallen, Elektrizität oder Magnetismus beschränken, während man sich mit der restlichen Auswahl sogar auf spezielle Typen von Gegnern fokussieren kann. Besonders wenn man mit Freunden spielt, kann man sich so gut ergänzen, ganz davon abgesehen, dass man hiermit etwas Abwechslung ins Gesamtkonzept bringt.
Der lange (kostenlose) Weg des Craftings
Das gesamte Crafting ist geprägt von den sogenannten Blueprints (Rezepten). Nur diese ermöglichen es euch, mächtigere Rüstungen oder Waffen zu erschaffen. Diese erhaltet ihr entweder durch den Kauf im Shop mittels Investition von Credits, durch Login-Belohnungen oder am Ende einer Mission. Habt ihr die benötigten Blueprints sowie Ressourcen zusammen, so könnt ihr nach einer bestimmten Zeitspanne des Schaffens das Item euer Eigen nennen. Alles in allem ein sehr anstrengender und zeitraubender Prozess, den ihr durch Kauf von „Platinum“ umgehen könnt. Klassisches System: Ihr investiert echtes Geld, um wertvolle Gegenstände in kürzester Zeit zu erhalten und wenn man ehrlich ist, überlegt man nicht nur einmal, diese Chance wahrzunehmen. Zwar sind alle Ausrüstungsstücke, egal wie mächtig, durch den kostenlosen Weg zu erreichen, doch der Zeitaufwand, selbst für mittelmäßige Produkte, ist mehr als immens. Wir hoffen nur, dass man dies mit der Hoffnung eingebaut hat, so etwas wie Langzeitmotivation beim Spieler zu schaffen, denn ansonsten kann dieses Prinzip nicht überzeugen.
Technik: Wiederholt sich oft, sieht aber gut aus
Über die Grafik kann man hinsichtlich eines kostenlosen Titels keineswegs meckern. Die Texturen sind scharf, der Gesamteindruck in Relation mit der Atmosphäre stimmt und selbst wenn man hier und da zoomt, sieht alles mehr als zufriedenstellend aus. Musikalisch bekommt man zwar keine Meisterstücke serviert, aber Geräuscheffekte hören sich halbwegs realistisch an und ein bisschen musikalische Untermalung gibt es hier und da auch zu hören. Die Animationen wirken ebenfalls flüssig und geben die Bewegungen der eigenen Spielfigur schön wieder – es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich der Körper verrenkt, wenn man versucht, im Eifer des Gefechts nach hinten zu schießen. Abstürze treten kaum bis gar nicht auf und auch über lästige Bugs kann man sich eigentlich nicht beschweren. Dafür, dass sich das Ganze erst in der Open Beta befindet, kriegt man hier ein technisch solides Produkt. Schade ist nur, dass die tolle Grafik darunter leidet, dass sich die Optik im Spiel fast nie ändert. Nahezu jedes Level sieht gleich aus. Auf die Dauer ist somit selbst die tollste Grafik langweilig und trist.
Generische Level? Sorry, nicht gefunden..
Digital Extremes wirbt damit, dass Spieler sogut wie nie das gleiche Level in kürzerer Zeit erneut spielen müssen. Dies soll durch ein dynamisches System ermöglicht werden. In der Theorie klingt das richtig toll, kann sich aber in der Praxis wie so oft nicht behaupten. Die Level sind alles andere als abwechslungsreich und bis auf wenige Unterschiede kommt man sich oft so vor, die gleiche Map immer und immer wieder zu spielen. Dieser Eindruck wird vor allem durch die ebenfalls immer gleichen Missionen unterstrichen, die sich von den Abläufen her kaum unterscheiden. Schade, denn eigentlich hätte man daraus viel machen können.