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Auto Club Revolution: Gut aber mit deutlichen Macken

Qualmende Reifen, brodelnder Asphalt und mit Spitzentempo über die Rennstrecken dieser Welt donnern: Das sind die Träume eines jeden Motorsportfans. Dazu noch einen Luxusschlitten unter dem Hintern und das Leben könnte so schön sein. Für viele bleibt dieser Traum mangels Geldressourcen leider ewig unerreicht. Da ist es doch gleich doppelt so gut, dass Games wie Auto Club Revolution dieses Feeling für lau auf den Bildschirm übertragen. In der ohnehin schon dünn besiedelten Welt der Online-Racer hat ACR aus dem Hause Eutechnyx deutlich die Nase vorn, aber macht das Onlinevergnügen damit auch wirklich Spaß oder punktet man alleine nur durch seine Vormachtstellung? Wir haben uns den Fahrspaß genauer angesehen und durchleuchtet.

Schneller Einstieg

Wenn man seine Karriere als Profifahrer beginnen möchte, will man sich nicht lange mit der Theorie abgeben. Schnell rein in den Rennwagen und los geht’s. Der Rest wird sich schon so ergeben. Ganz so leicht macht es einem die umfangreiche Webseite von Auto Club Revolution zwar nicht, aber dennoch gibt sich Eutechnyx alle Mühe, den virtuellen Fahrer ganz schnell hinter das Lenkrad zu lassen und ihm dennoch die wichtigen Eigenheiten von ACR mit auf den Weg zugeben. Anders als die meisten Rennspiele, in denen es plump ums Gewinnen geht, sieht sich Auto Club Revolution mehr als Simulation und setzt neben dem Kampf um die Platzierung auch verstärkt auf das fahrerische Können seiner Spieler. Es gilt also nicht nur schneller als die anderen zu sein, sondern vor allem korrekt auf der Strecke zu bleiben. Sämtliche Abweichungen oder unfairen Überholmanöver werden mit einem negativen Zeitbonus bestraft, der euch am Ende des Rennens locker die Platzierung kosten kann. Wer nur auf Geschwindigkeit aus ist, ist hier falsch. Das sollte im Vorfeld erwähnt werden.

Bevor ihr aber erstmals die Startlinie überquert, dürft ihr zuvor mit der Webseite des Spiels Bekanntschaft machen. Diese ist nicht nur für die Anmeldung notwendig, sondern stellt neben den Rennstrecken auch gleichzeitig den Hauptanlaufpunkt des Spiels dar. Auto Club Revolution ist nämlich nicht nur ein Onlinespiel, sondern zeitgleich auch eine Art Social-Network für Rennsportler. Seid ihr also nicht gerade auf der Piste, könnt ihr die Zeit auch dazu nutzen, an Diskussionen teilzunehmen oder Gleichgesinnte kennenzulernen. Die Gründung eines oder der Beitritt zu einem Rennstall (ähnlich einer Gilde oder einem Clan) ist zwar optional, für den späteren Spielspaß aber mit essenziell. Auf der Webseite findet ihr ebenso die täglichen Events, die ihr abschließen könnt, um zusätzliche Punkte und Erfahrung zu kassieren. Damit kommen wir auch schon zur Fahrerentwicklung. Ähnlich wie viele andere Onlinegames baut ACR hier auf ein Stufensystem, welches zwar keinen großen Einfluss auf die Inhalte des Spiels hat, aber für das Matchmaking und die Kaufmöglichkeiten verschiedener Autos eine Rolle spielt.

Free-2-Play funktioniert

Auch ACR reiht sich in die große Schlange der kostenlosen Onlinespiele ein, die sich mittels Mikrotransaktionen finanzieren. Auf gut Deutsch: Es gibt Inhalte, die ihr nur für echtes Geld erwerben könnt. Dazu zählen neben verschiedenen Boosts auch wenige Autos. Fast alle Inhalte könnt ihr aber auch gratis erreichen, mit Inkaufnahme eines entsprechenden Zeitaufwands. So gibt es zum Beispiel nahezu alle Autos sofort und ohne Stufeneinschränkung für sogenannte E-Coins zu kaufen. Wollt ihr diese aber mit der regulären Währung Credits erwerben, müsst ihr zuvor ein bestimmtes Level erreicht haben. Wer nun aufschreckt und an Bevorteilung denkt, kann sich etwas beruhigen: Das dickste Auto macht noch lange nicht den besten Fahrer aus. Alle Wagen in ACR haben nämlich einen VPR-Wert, der mittels Tuning verbessert werden kann. VPR gibt in etwa an, wie leistungsfähig eure Kiste ist. Dabei haben Prestige-Wagen nur ganz geringe Vorteile gegenüber regulären. Das bedeutet also, dass ihr praktisch mit jedem Auto in seiner Klasse mithalten könnt. Die Auswahl an Wagen ist reichhaltig, besteht nur aus realen Marken wie BMW, McLaren oder Nissan und bietet alles, was das Rennfahrer-Herz begehrt.

Autos bekommt ihr aber nicht nur gegen Bares aus dem Salon. Mit der BMW Experience bietet Eutechnyx in Zusammenarbeit mit BMW eine kleine Aktion, bei der ihr nach einem zehnminütigen Event auf der Webseite des Spiels einen waschechten BMW M1 Coupé erhaltet – natürlich nur im Spiel, leider. Ansonsten habt ihr nur die Möglichkeit, euer hart erfahrenes Spielgeld für neue Autos auszugeben, wobei die Preise zu Beginn noch sehr moderat ausfallen und ihr schnell massig Credits erhalten könnt, wenn ihr euch zum Beispiel einem Rennstall anschließt und alle täglichen Events absolviert.

Pimp my Ride

Spätestens seit Vin Diesel und Paul Walker in The Fast And The Furious die Leinwand zur Rennstrecke erklärt haben, kommt kein Rennspiel mehr ohne Tuning-Möglichkeiten aus. Allerdings brauchen Anfänger keine Angst haben vor einem Wald voller Autobäume zu stehen: Die Entwicklung eures Flitzers ist völlig geradlinig und ohne Stolpersteine. Das System ist dabei ganz leicht: Jedes Auto ist an denselben Stellen modifizierbar. Ihr könnt euren Motor zum Beispiel via Chip-Tuning verbessern, griffigere Reifen draufziehen oder Gewicht reduzieren – die Standards eben. Für jedes Tuning erhaltet ihr zusätzliche VPR für euer Auto, was dessen Leistungsfähigkeit steigert und euch den Zugang zu höheren Rennklassen ermöglicht. Spieler können nämlich die Teilnahme an eigens erstellten Rennen komplett über die VPR eingrenzen und damit zu gute oder zu schlechte Autos ausschließen. Für Profis sind die eher schwachen Möglichkeiten aber etwas mau und lassen keinen Spielraum für Experimentierfreudigkeit und Individualität. Dieses Feature ist deutlich für Einsteiger und Casuals ausgelegt.

Auf die Technik kommt es an

Wie eingangs bereits erwähnt, spielt es bei Auto Club Revolution zumindest zu Beginn eurer Karriere fast keine Rolle, welchen Platz ihr am Ende des Rennens belegt. Der Unterschied an Erfahrung und Credits zwischen den einzelnen Platzierungen ist sehr gering. Dafür kommt es eher darauf an, wie gut ihr die Kurven nehmt, ob ihr rechtzeitig bremst und immer die richtige Geschwindigkeit drauf habt. Baut ihr Mist oder versucht über das Feld zu donnern, um eure Mitfahrer zu überholen, gibt’s Zeitstrafen. So kann es auch gerne mal passieren, dass man am Ende der Runde noch ein paar Plätze abrutscht. Zur Hilfe hat Eutechnyx eine farbliche Kennzeichnung eingebaut, die euch beim Fahren hilft. Ist diese Ideallinie grün, macht ihr alles gut, färbt sie sich rot, solltet ihr langsam auf die Eisen steigen. Trotz dieser überaus nützlichen Hilfe dauert es eine Weile, bis man die Fahrmechanik von ACR einigermaßen im Blut hat. Ihr könnt die Fahrhilfe auch deaktivieren, was euch am Ende eines Rennens wesentlich mehr Punkte bringt. Allerdings steigt damit auch der Schwierigkeitsgrad deutlich an.

Gefahren wird bei ACR auf teilweise real existierenden Strecken wie Silverstone oder dem Hockenheimring, welche die Entwickler mit sehr viel Liebe zum Detail und unter hohem technischen Anspruch umgesetzt haben. Dazu gesellen sich einzelne fiktive Level. Das Setting der Strecken ist generell eher real gehalten. Anstatt wilder Hetzjagden durch urbane Fußgängerzonen gibt es abgezäunte Rennstrecken, wie sie auch von den Profis gefahren werden. Wie bereits erwähnt, sieht sich Auto Club Revolution als Simulation an und da passen Verfolgungsjagden mit der Polizei nur schwerlich ins Bild.

Zur Not geht es auch alleine

Wenn ihr wenig Interesse daran habt, euch mit realen Mitspielern zu messen oder gerne einen neuen Wagen gefahrlos austesten wollt, bietet ACR auch die Möglichkeit, sogenannte KI-Rennen gegen den Computer zu fahren. Dieses Feature kann schon fast als eine Art Singleplayer-Modus angesehen werden. Wer will, kann so sogar seine gesamte Zeit im Spiel verbringen, da es auch hier am Ende der Rennen Erfahrung und Credits gibt – natürlich deutlich weniger. Dafür ist der Anspruch aber eher durchwachsen und für den ambitionierten Fahrer keine wirkliche Herausforderung. Allerdings soll sich dies mit einem der kommenden Patches ändern – meint zumindest der deutsche Co-Publisher Stryking. In Zukunft sollen die Computer-Fahrer noch besser reagieren und den Spieler mehr fordern.

Technisch ein paar Macken

Auto Club Revolution basiert auf einer hauseigenen Engine von Eutechnyx, welche schon bei den alten NASCAR-Teilen verwendet wurde. Die Symbiose zwischen Spiel und Webseite wird mittels der Technik der Unity-Engine gestemmt. Allerdings ist das System alles andere als perfekt, was immer wieder zu Verbindungsabbrüchen und anderen Problemen führt. Während unserer Testzeit sind wir einige Male noch vor dem Start des Rennens aus dem Spiel geflogen, was sehr ärgerlich war und wo die Entwickler deutlichen Bedarf zur Verbesserung haben. Auch die Funktionsweise des Background-Downloaders ist etwas ungeschickt gelöst. Dieser lädt vor allem beim allerersten Start etliche Spieldateien herunter, was der Spieler so nicht mitbekommt, was ihn aber massiv am Spielen stört und zu ersten Frustmomenten führen kann, bis man des Pudels Kern analysiert hat und wartet, bis der Download fertig ist.

Rein optisch kommt Auto Club Revolution ganz hübsch daher und muss sich nicht hinter aktuellen Titeln verstecken. Sicherlich fehlt es hier und da an Feinschliffen und diversen Shadern, aber einem kostenlosen Spiel verzeihen wir so was, da eben keine 50 Euro auf den Tisch gelegt werden müssen, bevor das Spiel überhaupt installiert werden kann.

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