Und es kam ein Tag… ein Tag wie kein anderer, als sich die Konzerne Disney und Warner Bros. dazu entschlossen, ihre Differenzen beiseite zu legen und zwei ihrer erfolgreichsten Franchises in einem Videospiel miteinander zu verschmelzen. Da wir wohl noch etwas auf Muppet Kombat warten müssen, dürfen wir zumindest mit LEGO Marvel Super Heroes Vorlieb nehmen. Wir waren auf der gamescom 2013 bei einer Präsentation des Spiels und haben an den Demostationen selbst die Kostüme übergestreift.
Avengers, assemble!
Der Weltenverschlinger Galactus sucht nach einem Planeten, den er als Betthupferl verspachteln kann. Zu diesem Zweck entsendet er seinen Herold Silver Surfer durch die Galaxis, damit dieser für ihn geeignete Mahlzeit-, pardon, Planeten ausfindig macht. Mit der Erde wählt der Surfer einen glücklichen Gewinner, doch schon wenige Sekunden nach seiner Ankunft macht er Bekanntschaft mit der menschlichen Gastfreundschaft. Bei einem Angriff auf das Wesen aus den Tiefen des Alls wird sein kosmisches Surfbrett zerstört, dessen kosmische Kräfte in kosmischen Klötzchen quer über den Globus verstreut wurden. Davon hat auch der Schurke Dr. Doom erfahren und will sich die Steinchen unter den Nagel reißen, um "Dr. Doom's Doomray of Doom" zu bauen. Nick Fury, Direktor der Sicherheitsbehörde S.H.I.E.L.D., kann das natürlich nicht tatenlos mit ansehen und trommelt das gesamte Marvel-Universum zusammen, um den latverianischen Regenten und seine Verbündeten auszubooten. Diese Aufgabe wird natürlich euch als Spieler zuteil, für die ihr aus einem gigantischen Pool aus Helden und Schurken aus dem Portfolio von Marvel Comics wählen dürft. All-Stars wie Spider-Man, Iron Man und Wolverine können zusammen mit eher obskureren Figuren wie Squirrel Girl und Howard the Duck über den Bildschirm gescheucht werden. In den Missionen der Kampagne bekommt ihr lediglich Zugriff auf eine vorgefertigte Konstellation an Charakteren, im Freeplay-Modus steht euch dann der gesamte Cast zur Verfügung. Natürlich darf auch ein obligatorischer Cameo-Auftritt von Stan Lee nicht fehlen. In LEGO Marvel Super Heroes borgt er sich die Fähigkeiten seiner Kreationen. Er schwingt an Netzleinen durch die Gegend, verschießt Energiestrahlen aus seinen Augen, ist elastisch wie Mr. Fantastic und verwandelt sich auf Kommando in einen grünen Muskelberg.
Als mobiles Hauptquartier dient ein Helicarrier von S.H.I.E.L.D., von dem aus ihr per Fallschirm in die Hub-Welt eines virtuellen New York City hinabgleitet. Dort werdet ihr zahlreiche Wahrzeichen des Marvel-Universums besuchen, wie den Daily Bugle, das Baxter Building und den Stark Tower. Game Director Arthur Parsons betont, dass man eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen will. Ganz egal, ob ihr haufenweise Comichefte gehortet habt oder erst seit dem Avengers-Kinofilm wisst, wer zum Henker eigentlich Hawkeye ist. Das Gameplay-Grundgerüst ist aus bisherigen LEGO-Spielen hinlänglich bekannt. Mit euren Charakteren zieht ihr durch liebevoll designte Bausteinbauten, haut Gegner und Objekte zu Klump und baut Teilchen zusammen. Das natürlich erneut auch mit Drop-In/Drop-Out-Koop, wenn auch nur gemeinsam vor demselben Bildschirm. Das gilt sowohl für Current-Gen als auch Next-Gen, das Spiel wird zum Launch für Xbox One und PlayStation 4 verfügbar sein. Einer der größten Reize besteht darin, die einzelnen Helden und Schurken und ihre Fähigkeiten auszutesten, der Kombination sind keine Grenzen gesetzt. Bis ihr jedoch alle Figuren freigeschaltet habt, dürftet ihr zahlreiche Spielstunden in das Action-Adventure investiert haben. Auch abseits der Kampagne will man genug Content bieten, um den Spieler bei der Stange zu halten. In Form von Bonusmissionen, Comicbuchläden und Deadpools Deck auf dem Helicarrier, in dem ihr die Cheats eingebt, gibt es auch nach Ende der Credits noch genug zu sehen. Man hat sich viel Mühe gegeben, Fan-Feedback einzubeziehen. Insbesondere bei der Auswahl der spielbaren Charaktere, die letztlich auch von Marvels kommenden Spielfilm-Plänen beeinflusst worden sein dürfte.
Steckt auch in euch ein Held?
In der angespielten Demo waren zunächst Hulk und Iron Man spielbar, später stieß noch Spider-Man dazu. Auf der Suche nach den kosmischen Bauklötzen haben Sandman und Abomination Grand Central Station eingenommen, sodass die beiden Avengers sie hinter Schloss und Riegel bringen müssen. Iron Man fliegt mit seiner Rüstung über den Screen und feuert Repulsor Blasts, während der Hulk mächtig austeilt. Schon beim ersten Durchlauf sind einige Stellen zu sehen, welche ihr später mit einem anderen Charakter besuchen müsst, um in neue Areale vorzudringen oder Items zu erhalten. Auch kleinere Rätsel dürfen nicht fehlen, so zum Beispiel beim Bosskampf gegen Sandman. Der Fiesling reagiert empfindlich auf Wasser, doch der rettende Wasserwerfer kann nicht von Spidey oder Iron Man freigelegt werden und ist zu hoch gelegen, als dass der Hulk ihn erreichen könnte. Also spannt ihr zuerst eine Netzleine und verwandelt dann Hulk zurück in Bruce Banner, damit dieser das Seil hochklettert. Oben angekommen lasst ihr den grünen Giganten wieder von der Leine und haut das Behältnis kaputt. Danach macht ihr Sandman nass, jetzt ist er reif für ein paar Schläge. Der Schwierigkeitsgrad ist bewusst nicht allzu hoch angesetzt, damit auch jüngere Zocker eine reelle Chance auf Erfolg haben. Das gilt doppelt für den Koop mit einem menschlichen Mitspieler, mit dem sich wesentlich besser als mit der zeitweise planlos wirkenden KI die Welt retten lässt. Splitscreen wird nicht angezeigt, stattdessen zeigt das Bild beide Spieler auf einmal. Das kann gelegentlich zu Kameraproblemen führen, wenn ihr und euer Partner euch zu weit von einander entfernen solltet. Die meiste Zeit habt ihr jedoch ausreichend Übersicht.
Getragen wird die Story von dem exzellenten Slapstick-Humor, der schon seit fast 10 Jahren zu den LEGO-Spielen dazu gehört. Mr. Fantastic kann sich in allerlei Gegenstände verwandeln, wie beispielweise eine Teekanne. Einen wirklichen Nutzen für das Spiel hat das freilich nicht, lustig anzusehen ist es in jedem Fall. Wie schon LEGO Batman 2: DC Super Heroes zuvor hat man LEGO Marvel Super Heroes komplett mit Sprachausgabe versehen und zahlreiche Profis ans Mikro geholt, welche die Charaktere bereits in TV-Serien und in Videospielen gesprochen haben. Darunter Roger Craig Smith als Captain America, Laura Bailey als Black Widow und Nolan North als Deadpool, um nur ein paar Namen zu nennen. Stan Lee wird natürlich von sich selbst vertont und Schauspieler Clark Gregg konnte auch als Sprecher von der LEGO-Version seiner Figur Agent Coulson gewonnen werden. Grafisch macht der Titel einen guten Eindruck. Mit dem bunten Look wird man den Comic-Vorlagen gerecht und es ist immer noch die reine Freude zu sehen, wie ein Objekt in unzählige virtuelle Klötzchen zerfällt. Auch die Verwandlungen von Charakteren wie Hulk, der Echse und Venom sind für ein paar Lacher gut, der vielseitige Cast dürfte nahezu alle Geschmäcker bedienen. Am besten dürften die Versionen für PlayStation 4 und Xbox One aussehen, sonstige Unterschiede soll es nicht zwischen Current- und Next-Gen geben. Von New York City über Latveria bis Asgard werdet ihr fast alle wichtigen Locations des Marvel-Kosmos besuchen. Die Kombination von Marvel Comics und LEGO hat anscheinend ausgezeichnet funktioniert. Ob dieser Eindruck auch vom fertigen Produkt aufrecht erhalten wird, erfahren wir im November.