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Need for Speed: Rivals: Ab auf die Piste: Das neue NFS im Check

Need for Speed gehört mittlerweile zu den Serien, die aus der Gamingwelt nicht mehr wegzudenken sind. Jahr um Jahr serviert uns EA frische Ableger, die mal mehr und mal weniger überzeugen. Während die Neuauflage von Hot Pursuit nicht gerade für Höhenflüge sorgte, man mit SHIFT und SHIFT 2 Unleashed in Richtung Simulation abdriftete und mit dem Remake von Most Wanted wieder zurück zu alten Tugenden fand, versucht sich Rivals dieses Jahr an zwei Projekten: Ein NFS im Next-Gen-Look und mit einem neuen Spiel-Konzept. Diesmal geht es nämlich nicht nur als Raser, sondern auch als eiskalter Cop auf die Piste. Zweiter großer Aufmacher ist die durch All-Drive ermöglichte Online-Ausrichtung des Racers, welche sich deutlich von den Vorgängern abheben soll. Wir haben uns die PC-Version geschnappt und für euch eine Testfahrt absolviert. Das halten wir von Need for Speed: Rivals.

Der Serie treu geblieben

Wenn man an Need for Speed denkt, gehen einem drei Dinge durch den Kopf: Heiße Schlitten, fetzige Rennen, null Realismus und Lizenzen, wohin man sieht. Egal ob Autos, Tunings oder Musik – bei Need for Speed gibt es die Originale. Dafür ist die Idee hinter den Autorennen mittlerweile nicht mehr so originell. Jahr ein, Jahr aus, cruisen wir mit sündhaft teuren Luxusschlitten über die Traumstrecken dieser Welt und liefern uns hitzige Rennen auf Top-Speed, zerschrotten hunderttausende Euro, wenn wir mal wieder an der Leitplanke enden, oder hängen dutzendweise Bullen ab, die uns Knöllchen für unsere Raserei verpassen wollen. An diesen Grundfesten hält die Serie seit vielen Jahren fest und nur selten wollte man daran rütteln. Zuletzt bei den beiden SHIFT-Teilen, was aber bei den Kernfans nicht ganz so prächtig ankam. Gut, da gab es auch keinen Lizenz-Soundtrack. Dieses Jahr wagt man keine Experimente, sondern will das Bestehende und eben auch Bewertete aufbessern. Ein löblicher Plan, der auch mit einigen tollen Neuerungen daherkommt. Allen voran das neue All-Drive, was es uns ermöglicht, ohne Komplikationen mit unseren Freunden oder anderen Rasern zusammenzuspielen. Need for Speed: Rivals ist nämlich als Onlinespiel zu verstehen und Angstschweiß ist hier schon berechtigt: Die Serversoftware von EA ist nämlich, wie auch schon bei Battlefield 4, so eine Sache für sich. Wobei Ablauf und Beständigkeit deutlich reibungsloser, aber nicht perfekt, funktionieren. Aber gut, da greifen wir schon zu weit vor, fangen wir bei den Basics an.

Wähle deine Seite: Cop oder Krimineller

Bei Need for Speed: Rivals können wir uns diesmal zwischen zwei Karrieren entscheiden, zwischen denen wir aber immer problemlos wechseln können. Einerseits machen wir es klassisch und brettern als mutiger Geschwindigkeitssünder durch den großen Landstrich Redview County. Die Welt ist offen, also frei befahrbar, und unterteilt sich in verschneite Gipfel, tiefe Wälder, Küstenstraßen und weite Prärie. Dank der FrostBite-3-Engine ein wahrer Augenschmaus. Wir können den Rasern aber auch den Kampf ansagen und uns diesmal ebenso hinter das Steuer eines Polizeiwagens setzen und auf Verbrecherjagd gehen. Grundlegend funktionieren beide Kampagnen gleich: Jede Runde bekommen wir diverse Missionsziele, die wir erfüllen müssen, und steigen nach erfolgreicher Absolvierung im Level auf, schalten neue Autos, Tunings, Waffen oder optische Verbesserungen frei. Keine Angst, Waffen sind hier weniger Granatwerfer als EMPs, Schockstöße oder andere Gadgets, die wir schon aus ähnlichen Online-Rennspielen kennen. Diese brauchen wir, um unsere Rivalen, also entweder Polizei oder Kriminelle, zu behindern. Im späteren Spiel sind die Dinge sogar sehr wichtig für Erfolg oder Niederlage.

Als Polizist ist es unsere (fast) einzige Aufgabe Raser zu verhaften. Das schaffen wir, indem wir ihre Autos zu Schrott fahren. Bei Tempo 300 einen Crash zu erzeugen, besagtes Raser-Auto dabei von einer Klippe – sich mehrfach überschlagend – zu schubsen und hierbei gelassen von einer „Verhaftung“ zu sprechen, ist natürlich schon ungewollt komisch. Generell wird die Polizei als ziemlich eiskalt dargestellt, wobei sie auch gerne und oft Gewalt einsetzt. Ein tolles Bild wird da vermittelt. Als Krimineller sind unsere Aufgaben schon leicht umfangreicher, so können wir diverse Renntypen fahren und müssen dabei schleunigst von der Polizei entkommen. Beide Parteien erhalten während des Spielens nämlich die sogenannten Speed-Points, die Währung im Spiel. Während ein Cop davon unendlich viel sammeln kann, verliert ein Raser alles, wenn er geschnappt ist. Daher heißt es hier, nach jeder Mission ganz schnell ins Versteck zu fahren, um die Punkte zu sichern. Das Versteck, bei den Cops auch Kommandozentrale genannt, ist quasi der Ausstieg aus der sonst persistenten Welt. Einfach ausschalten oder auf Autosaves hoffen reicht nämlich nicht, jeder Punktestand muss in der Garage abgesichert werden. Dort hat man dann auch die Möglichkeit, sein Gefährt zu verbessern oder gleich ein neues zu kaufen. Die Auswahl ist wie gewohnt üppig und besteht fast nur aus Luxuskarren, bei denen wir uns sonst jeden Kratzer ein Leben lang vorwerfen würden.

Während man als Polizist lediglich nur neue Wagen in verschiedenen Aufmachungen kaufen kann, kann der Kriminelle seine Karre auch gehörig tunen und optisch mit allerlei Farben und Spielereien anpassen. Allerdings nur ganz seicht, ein tiefgründiges Konzept wie bei Underground 2 vermissen wir immer noch. Wer nun denkt, dass die Cops hier fahrzeugtechnisch im Nachteil sind, der irrt. Wie man es kennt, sind Bullenwagen natürlich von Natur aus schon so dermaßen aufgetuned, dass man gar nicht erst anfangen könnte, zu meckern. Generell macht die Polizeikarriere einen Ticken mehr Spaß, auch weil sich hier sehr viel Burnout Paradise wiederfindet, was uns sehr gefallen hat. Wilde Verfolgungsjagden mit über 250 Sachen und dabei die Raser mit voller Wucht „takedownen“, das hat schon was. Dagegen kann die Kriminellen-Karriere kaum mithalten und bietet eher den gewöhnlichen NFS-Spaß. Immerhin sorgen hier die Extramodi und die schon aus Most Wanted bekannten „Kopf-an-Kopf-Rennen“ für gute Laune. Auch wenn wir öfter und lieber als Polizei unterwegs waren.

Neben den Missionen und der Open-World-Action warten auch an jeder Ecke verschiedene klassische Events auf uns. Interessanterweise auch für Cops, deren Aufgabe es aber zum Beispiel ist, bei besagten Rennen so viele Fahrer wie möglich zu vernichten.. ähh, wir meinen natürlich festzunehmen! Ja, einen Raser mit über 320 Sachen gegen die Wand schieben, so nimmt man in den USA die Geschwindigkeitssünder hoch..

Kein Anspruch, dafür die volle Portion Spaß

Auch mit Rivals geht die NFS-Serie keinen Schritt zurück oder nach vorne, was das Fahrverhalten der Autos oder die Power der KI angeht. Die Autos steuern sich zwar solide, aber doch sehr arcadig. Der Nitroschub ist von Anfang an implementiert und kommt deutlich zu oft zum Einsatz, wenn man auf „Realismus“ steht. Die Computergegner sind leichte Beute und stellen auf die Dauer keine echten Gegenspieler da. Dafür gibt es in jeder Runde, bestehend aus bis zu fünf automatisch zusammengestellten Spielern, eben auch echte Fahrer, die für Spannung sorgen. Der Fokus des Gameplays liegt aber deutlich auf dem Spaßfaktor, weshalb echte Rennfahrer wie gewohnt einen Bogen um die Reihe machen sollten. Wer aber gut gelaunt über die Piste brettern und andere Fahrer ausschalten will, der kommt auf seine Kosten.

Was uns vor allem sehr gefallen hat, ist, dass Need for Speed: Rivals wirklich auf eine offene Welt setzt und wir die Karte quasi überall befahren können. Egal ob ein Abstecher über's Feld, ein Schleichweg im Wald oder der Vorgarten einer Villa, der gößte Teil der Spielkarte steht uns zur Verfügung. Da verliert man schon mal leicht die Übersicht, weshalb es sich lohnt entweder über die Map Routen abzustecken, oder via GPS-Funktion vorgegebene Ziele anzufahren. Beides funktioniert wunderbar und hilft enorm bei der Orientierung.

Technisch (fast) der Hammer

Da Need for Speed für EA quasi die Prestigeserie ist und mit Rivals auch auf den Next-Gens punkten soll, wollte man hier an der Grafik nicht sparen. Nichts Geringeres, als die ebenfalls für Battlefield 4 genutzte FrostBite-3-Engine kommt zum Einsatz und lässt den Titel in einer immensen optischen Pracht erscheinen, an die kein aktuelles Rennspiel herankommt. Nicht nur die detaillierte Umgebung, auch die vielen bombastischen Effekte, gepaart mit dem satten Sound und dem stimmungsvollen Lizenz-Soundtrack, machen das Fahren zum gelebten Männertraum. Gedrückt wird die Stimmung nur ein wenig durch die unerklärliche Beschränkung auf 30 Bilder-pro-Sekunde. Obwohl für ein Next-Gen-Spiel schon mindestens 60 FPS drin sein sollten, fällt dieser Fakt nur Technik-Profis in den Rücken. Als Laie merkt man den Unterschied kaum und das Game läuft gefühlt flüssig.

Nur der persistente Multiplayer zickt gerne noch rum, was wohl an dieser Krankheit namens „Host-Migration“ liegt, über die das Spiel gestemmt wird. Da kommt es gerne mal zu Abbrüchen, wobei die sich auf die Dauer in Grenzen halten und einem den Spaß nur geringfügig vermiesen. Wer keine Lust auf den Mehrspieler / Onlinezwang hat, kann auch einfach seine Verbindung trennen und offline zocken. Solange ihr aber mit dem Internet verbunden seid, ist All-Drive standardmäßig an.

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