Als Guild Wars 2 am 25. August 2012 erschien, stand die Welt still, in Erwartung, endlich das Mega-MMORPG zu bekommen, welches man sich schon seit Jahren erträumt hatte. Obwohl das Online-Rollenspiel von NCsoft und ArenaNet einige interessante Features an Bord hatte, war die Erwartungshaltung vieler Spieler wie so oft dem eigentlichen Produkt haushoch überlegen und so mussten auch wir hier und da harsche Kritik üben. Das ist nun mehr als ein Jahr her und natürlich hat sich in dieser Zeit sehr viel getan. Guild Wars 2 hat sich zum Geheimtipp wahrer MMO-Fans etabliert, die eine liebevolle Welt und lebendige Inhalte einem actionreichen Dungeon-Crawler oder Hardcore-PvP-Metzler vorziehen. Auch wir haben uns in den letzten Wochen in der Welt von Tyria getummelt und liefern euch jetzt fünf Gründe, warum man Guild Wars 2 wirklich spielen sollte.
Eine lebendige Welt
„Bei uns gibt es keine normalen Quests“ war damals einer der Schlachtrufe der Entwickler, um die Einzigartigkeit ihres MMOs zu unterstreichen. Auch wenn die Idee, alles über Events zu regeln, sehr innovativ klang, tötete man letztendlich doch wieder nur eine bestimmte Anzahl Gegner, sammelte Items oder eskortierte Personen. Das wirkte dann schon weniger episch. Allerdings hat man sich in über 12 Monaten viele Gedanken gemacht, wie man dieses Konzept auffrischen könnte, und fing an, Inhalte mit Verweildauer zu schaffen: die lebendige Geschichte. Alle 14 Tage erscheint ein neues Event, welches die Geschichte von Guild Wars 2 weitererzählt. Dabei geht es natürlich vor allem um Dungeons und andere Abenteuer. Dieser Content bleibt in der Regel einen Monat im Spiel und baut kontinuierlich aufeinander auf. Wenn es also beispielsweise darum geht, eine bestimmte Anzahl Banditen zu töten und dies nicht erreicht wird, dann hat das Folgen auf die zukünftige Entwicklung des MMOs beziehungsweise dessen Story. So stand unter anderem vor wenigen Monaten die Wahl eines neuen Mitglieds des Rats von Götterfels an, für dessen Posten es zwei Kandidaten gab. Die Entscheidung trafen die Spieler und bestimmten damit den weiteren Weg der Handlung. Diese Dynamik hat schon etwas Tolles, weil einfach das Gefühl aufkommt, dass das eigene Handeln einen wichtigen Bestandteil der Entwicklung ausmacht. Zusätzlich gibt es so ständig etwas Neues zu erleben und man kommt nicht in die missliche Lage, mit jedem Twink die gleichen Inhalte abzulaufen. Außerdem kann man vor Neulingen damit prahlen, wie es früher war und was es alles zu erleben gab. Natürlich fallen aber nicht alle Events für immer aus dem Spiel, einige Inhalte bleiben auch auf ewig.
Alternative Level-Möglichkeiten
Wenn man nicht gerade sehr viel Spaß daran hat, tausende Quests und Missionen zu erledigen, dann ist das Leveln in einem MMO schon eine sehr nervige Sache. Man verdrischt Monster, sammelt ihre Eingeweide und quatscht mit völlig uninteressanten NPCs – wochenlang! Da ist der Weg bis zum Stufenlimit schon eine Hürde. Bei Guild Wars 2 ist die Sache anders und ein wenig frischer gestaltet, da es für jeden Mist Erfahrungspunkte gibt. Zum Beispiel für das Erkunden der Welt oder das Ausüben von Berufen. Für alles, das man entdeckt, und das ist nicht gerade wenig, winken EXP und das nicht zu knapp. Alleine das Hochleveln eines Berufes auf Stufe 400 bringt satte 10 Level. Das Erkunden einer Zone auf 100 Prozent zwischen drei und vier Stufen. Zusätzlich kann man noch die Städte erforschen und seine persönliche Geschichte spielen. Da ArenaNet mit den Punkten auch nicht gerade knausert, ist der Weg auf 80 schnell gemeistert – wenn man es so will. Man kann aber auch ganz gemütlich durch die Lande traben und sich jeden Baum anschauen, man gewinnt dennoch an Erfahrung dazu. Dieses alternative Konzept ist einfach großartig und gibt dem lästigen Leveln einen lieblicheren Geschmack. Möglich ist das Ganze durch ein durchdachtes System von Errungenschaften. Jede Karte bietet nämlich Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte, Wegmarken, Fertigkeiten-Punkte und Herz-Quests. Diese Spots kann man in beliebiger Reihenfolge ablaufen und erkunden. Erreicht man in einem Gebiet 100 Prozent, gibt es sogar noch einen satten Erfahrungsbonus.
Toll ist auch, dass es quasi egal ist, welche Events man macht. Zwar wird man in jedem Gebiet auf eine bestimmte Stufe heruntergesetzt, bekommt aber dennoch die Menge an Erfahrung, die man für sein eigentliches Level benötigt. Das macht es auch besonders angenehm, mit Neueinsteigern oder Twinks zu spielen, da man selbst im Startgebiet auf seine Kosten kommt. Ein wahrhaft tolles System, was das Gefühl, sich wirklich in einer MMO-Welt zu befinden, noch großartiger macht. Hier ist kein Event verschenkt und keine Quest zu niedrig. Es gibt immer die Erfahrung, die einem zusteht. Super!
Das Ganze macht auch gleich doppelt so viel Spaß, da die Welt von Guild Wars 2 einfach bombastisch ausschaut und quasi zum Erforschen einlädt.
Jump'n Run
Während man in den meisten MMOs vor allem klassische Rollenspiel-Inhalte erlebt, wagte sich Entwickler ArenaNet bei Guild Wars 2 mal an etwas Neues und führt die sogenannten Jumping-Puzzles ins Spiel ein. Diese findet ihr überall in der Welt, vor allem auch in den Inhalten der Lebendigen Geschichte. Mit der Super-Adventure-Box gab es sogar schon zweimal eine eigene Instanz im Retro-Look, in der bockschwere Sprungrätsel geknackt werden mussten. Daran verzweifeln teilweise sogar die alteingesessenen Spieler. Auch wenn man in einem Online-Rollenspiel wahrscheinlich eher weniger Jump'n-Run-Elemente vermuten würde, hat dieses Feature seinen ganz eigenen Charme und lädt zum stundenlangen herumspringen ein.
Ein interessantes Fähigkeiten-System
Wir alle kennen die Standards: Als Magier steht man hinten, hält nicht viel aus und kann nur in der Gruppe doll austeilen. Anders bei Guild Wars 2, wo die Grenzen der Klassen-Einschränkungen längst gesprengt wurden. So gibt es in Tyria zwar dennoch standardisierte Klassen, aber ihre Spiel-Möglichkeiten sind stark vervielfältigt worden. So kann jede Gesinnung bestimmte Waffengattungen benutzen, welche einzigartige Fähigkeiten mit sich bringen. Das zählt auch für den Kampf unter Wasser. Zwar fällt der lästige Gang zum Lehrer nicht völlig weg, aber die meisten Skills lernen wir einfach und schell während des Kampfes. Zusätzlich verfügt jede Klasse über diverse Heilmöglichkeiten, von denen eine im Fertigkeiten-Setup mit dabei sein kann. Drei weitere Optionale Skills können wir aus einer großen Menge nach und nach freischalten. Das gibt den Klassen-Builds eine schöne Tiefe und lädt zum Ausprobieren ein. Die Möglichkeiten, seinen Charakter zu spielen, sind demnach extrem vielfältig, was uns sehr gefällt und für viel Abwechslung sorgt.
Preislich unschlagbar
Guild Wars 2 bildet das Mittelding in Sachen Finanzierung. Wem monatliche Kosten wie bei World of Warcraft zu viel und ein Free-2-Play-Modell à la AION zu doof ist, der ist hier genau richtig. Bezahlt wird in der Regel nämlich nur ein Mal, wenn das MMO gekauft wird. Rund 35 Euro sind für den Spieleinstieg zwar nötig, aber die sind gut investiert, denn alleine an den Soloinhalten verbringt man schon einige Wochen, was den Preis auf jeden Fall rechtfertigt. Zusätzlich gibt es zwar noch einen kleinen Item-Shop für Kosmetik und Boosts. Von Pay-2-Win ist aber keine Spur, Guild Wars 2 sieht sich nämlich selbst als „einmal bezahlen, immer gratis spielen“-Titel. Hier macht man es seinem Vorgänger gleich und bietet ähnliche Vorzüge, auch wenn der Fokus diesmal mehr auf PvE als auf dem PvP liegt.