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Allgemein: Kritik am Turtle Beach Ear Force Z300

Es gibt so Headsets, da denkt man sich: „Oh Wunder, was mich da für ein tolles Gerätchen erwartet..“ und bekommt dann eine üble Backpfeife serviert. Das Ear Force Z300 von Turtle Beach ist so ein Gerät: Überteuert, technisch unausgereift und voller Macken. Damit ihr euch diese Klatsche aber spart und der Hersteller hier die Ohrfeige bekommt, verrate ich euch in diesem Testbericht, warum ihr euch das genannte Headset nicht kaufen solltet. Benutzt habe ich hierfür ein Testmuster mit Endverbraucher-Ausstattung, welches uns Turtle Beach selbst zur Verfügung gestellt hat. Sehr schade eigentlich, denn auf den ersten Blick hätte dieses Gerät eine Offenbarung werden können. Da uns die Möglichkeiten für einen Leistungstest fehlen, beschränke ich mich auf einen Nutzungsbericht.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Ich bin ja echt pingelig, was Hardware angeht – vor allem wenn es dabei um meine Lieblingskategorie Headsets geht. Als passionierter Musikhörer, Gamer und Let's Player brauche ich da schon ein ordentliches Gerät auf den Ohren. Das darf gerne auch ein paar Euro kosten, solange die Qualität stimmt. Daher habe ich mich also gefreut, als uns zu Testzwecken das Ear Force Z300 von Turtle Beach zur Verfügung gestellt wurde. Mit satten 210 Euro ist das Ding alles andere als ein Schnäppchen, doch die Liste der Features sollte diesen Umstand locker wettmachen – dachte ich jedenfalls. Fassen wir kurz zusammen: Das Ear Force Z300 ist ein für Gamer optimiertes Headset mit 7.1-Klang, das komplett kabellos über Bluetooth funktioniert. Die Akkulaufzeit soll laut Verpackung bis zu 15 Stunden betragen und die Mikrofon-Qualität überragend sein. Klingt cool? Oh ja, klingt echt cool. Allerdings gibt es hier einen gewaltigen Haken: Das Gerät hält nicht, was es verspricht.

Die Installation oder: „Willkommen im Low-Price-Segment“

Okay, ich habe es mir mittlerweile abgewöhnt mich darüber zu ärgern, wenn Hersteller keine Treiber oder Gerätesoftware mehr mitliefern. Selbiges hat man bei der Konkurrenz schließlich auch und immerhin verfügt ja irgendwie doch jeder über einen Internetanschluss. Also schnell auf die Homepage und den Treiber herunterladen. Die Verwunderung über die Größe von nur einem Megabyte erübrigt sich darin, dass es keine Software zum Headset gibt. Die Suche nach eben dieser bleibt ergebnislos und schnell kommt die Einsicht: Es gibt wirklich keine. Ein Blick in das „Handbuch“ (ein Faltblatt) zeigt, wie man das Gerät über die Windows-Soundeinstellungen aktiviert. Das war's.. Da bin ich ein Pedant, mit der Meinung, dass es gerade bei einem 7.1-Headset doch eine Software für Feintuning geben muss! Gerade weil die Einstellung über die Windows-Oberfläche supermühsam ist und eben nicht den Luxus bietet, den ich mir bei so einem Preis verspreche.

Alles an einem Fleck, aber leider sehr umständlich

In Sachen 7.1 bietet das Ear Force Z300 exakt drei Einstellmöglichkeiten: an/aus, ein Preset für Musik, ein Preset für Filme. Mehr kann man da nicht machen. Alle anderen Regler sind an den Ohrmuscheln des Headsets selbst und somit umständlich zu erreichen. Man ist also darauf angewiesen, wie ein Blindfisch an den Seiten des Geräts herumzufingern. Hier kann man dann unter anderem aus einem von vier vorgefertigten Gamesound-Einstellungen wählen (deren Unterschiede kaum erhörbar sind), den Bassboost ein- und ausschalten, den Mikro-Mute aktivieren, die Lautstärke des Mikro-Monitors (damit man sich selbst hört) regeln und in den Telefonmodus wechseln. Das Headset kann nämlich auch an jedes andere Bluetooth-Gerät simultan angeschlossen werden (z.B. Smartphone), damit ihr neben dem Zocken auch keine Anrufe mehr verpasst. Okay, die letztgenannte Funktion ist nicht übel, aber ansonsten überzeugt das Z300 nicht gerade durch Benutzerfreundlichkeit. Gerade am Anfang drückt man ständig dieselben Knöpfe. Dafür ist der Tragekomfort aber okay, hier kann man ausnahmsweise nicht meckern.

Umständlich ist auch der Betrieb mit dem Ladekabel. Natürlich muss das Headset auch mit Strom versorgt und in dieser Zeit stationär mit einem USB-Kabel an den PC angeschlossen werden. Leider fällt dieses extrem kurz aus und so sollte der Rechenknecht schon in unmittelbarer Nähe stehen, damit man sich nicht verbiegen muss oder sich angekettet vorkommt. Ein Schritt vom PC weg und man hängt buchstäblich fest an der Leine. Hier wäre ein Meterkabel bestimmt zweckmäßiger gewesen. Bei 210 Euro auch eine Selbstverständlichkeit, meiner Meinung nach.

Auf halbem Weg verreckt: Schnurlos für 5 Meter

Ich hasse es, wenn sich das Kabel des Headsets verzwirbelt und damit immer kürzer wird. Ständig muss man hier Entfesslungskünstler spielen und daher war mein Highlight beim Z300 eigentlich das Feature „kabellos“. Dieses funktioniert auch direkt vor dem PC ganz gut, der Klang bleibt klar und man merkt keinen Unterschied zu einem Standard-Headset. Das Problem ist aber, dass der Effekt: „Oh, es klingelt, ich muss mal eben zur Tür, aber brauche das Gespräch nicht unterbrechen“ nicht eintrifft. Nach ein paar Schritten ist Schluss. Ich kam gerade mal sechs Meter (ohne Zwischenwand), dann war die Verbindung auch schon tot. Sehr schade. Damit verbucht sich dieses Feature zwar als tendenziell cool, wer aber wirklich mit dem Z300 durch die Wohnung laufen will, muss mit Low-Quali und ständigen Verbindungsabbrüchen leben. Diese hat man übrigens auch, wenn man mal ein paar Minuten nichts sagt oder hört – beim Arbeiten zum Beispiel. Dann schaltet sich das Gerät nämlich einfach ab.. Ach Mann, hätte ich jetzt mal eine Software, mit der man das steuern könnte..

Guter Sound, mieses Mikro

Ich gebe es zu, bisher war das alles nur Gemecker über Zusatzfeatures, daher komme ich nun zu den beiden Haupteigenschaften eines Headsets: Mikro- und Klangqualität. In Sachen Sound ist das Z300 schon okay, zwar etwas leise (für Musikliebhaber), aber akzeptabel. Zum Musikhören auf jeden Fall geeignet und der 7.1-Klang kommt gut rüber – auch bei den Games. Alles ist klar zu verstehen, hört sich gut und an und man ortet auch genau, wo gerade was passiert. Hier bietet Turtle Beach ein solides Headset. Dafür wurde beim Mikrofon ziemlich geschlampt. So sehr, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll! Also zum einen ist das Ding so leise, dass man mich kaum versteht. Im TS muss ich lauter geregelt werden, bei Skype muss mein Gegenüber seine Boxen aufdrehen. Für Aufnahmen ist das Z300 also überhaupt nicht zu gebrauchen. Das Bedienen des Reglers in den Windows-Soundeinstellungen bringt quasi keine Verbesserung. Entweder war hier unser Gerät kaputt oder es ist eben der Standard. Recherchen haben aber ergeben, dass andere Nutzer ein ähnliches Problem haben. Weiterhin klingt das Mikro so, als würde man in einem leeren Raum stehen. Nebengeräusche werden so gut wie nicht gefiltert und ein deutliches Rauschen ist zu hören. Alles in allem ein absolut schreckliches Erlebnis, wenn man bedenkt, dass Headsets für 20 Euro ihren Job in diesem Bereich teilweise wesentlich besser machen. Für 210 Euro bekomme ich schon Geräte mit Störschallauslöschung für TV-Einsätze, da ist dieser Umstand einfach unverzeihlich.

Fazit: Es hätte so schön werden können

Das Turtle Beach Ear Force Z300 ist mit Abstand das schlechteste Headset, das ich seit Langem benutzt habe. Die Bedienung ist unausgereift, eine Software nicht vorhanden, die Qualität des Mikrofons unterirdisch und die Kabellos-Reichweite ein Witz. Einzig der Klang, die Möglichkeit zum Anschluss an mehrere Bluetooth-Geräte, um simultan telefonieren zu können, und der Tragekomfort können überzeugen. Leider reicht das nicht aus, um den immensen Kaufpreis von rund 210 Euro zu rechtfertigen. Wer hier wirklich eine gute Lösung für Gamer sucht, sollte einen großen Bogen um dieses Headset machen. Da hat Trutle Beach noch einiges zu lernen, damit man in dieser Preiskategorie mitspielen kann. Mehr gibt es hier nicht zu sagen, außer: Nicht kaufen!

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