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Among The Sleep: Eine Reise zurück in die Kindheit

Langsam stapfen wir durch das finstere Elternhaus, in den Händen halten wir fest umklammert unseren Teddybären. Riesig wirken die Möbel im Wohnzimmer. Am Fenster zuckt ein Blitz, dicht gefolgt von einem lauten Donnergrollen. Dicke Regentropfen trommeln gegen die Scheiben. Wir sind alleine. Von unserer Mutter keine Spur. In unserem Test zu Among the Sleep verraten wir euch unseren Eindruck.

Unterwegs in der Erinnerung

In Among the Sleep schlüpfen wir in den Strampelanzug eines zweijährigen Kleinkindes und begeben uns auf die abenteuerliche Suche nach unserer Mutter. Bereits die Demo des Horror-Titels konnte im letzten Jahr bei Spielern und Fachpresse einen durchgehend positiven Eindruck hinterlassen und ganz nebenbei die gestartete Kickstarter-Kampagne zu einem vollen Erfolg werden lassen. Insgesamt konnte der Entwickler nicht nur den gesetzten Meilenstein von 200.000 US-Dollar knacken, sondern letztendlich rund 248.000 US-Dollar erreichen.

Beste Bedingungen also für den aus Norwegen stammenden Indie-Entwickler Krillbite Studio die eigenen Ideen und Vorstellungen zu realisieren.

Finsternis und Sonnenstrahlen

Von Dunkelheit und unheimlichen Geräuschen keine Spur, wir stehen in unserem Laufstall und lassen den Blick durch unser Kinderzimmer schweifen. Sonnenlicht strahlt durch die Fenster und lässt den Raum freundlich und warm erscheinen. Während unsere Mutter kurz telefonieren gegangen ist, haben wir nur ein Ziel im Sinn – unseren Teddybären zu erreichen, den wir zu unserem zweiten Geburtstag geschenkt bekommen haben. Also suchen wir einen Weg den Laufstall zu verlassen. Per Drag&Drop können wir Gegenstände in unserer Umgebung greifen, bewegen oder werfen. Schnell haben wir uns einen provisorischen Weg hinaus gebaut und erkunden das Kinderzimmer.

Da wir aus der Sicht eines zweijährigen Kindes spielen, kommen wir uns in den ersten Minuten so vor, als würden wir uns in einer anderen Welt befinden. Selbst unsere Kommode wirkt im ersten Moment wie ein riesiger unbezwingbarer Berg. Clever wie wir sind, machen wir uns einfach die einzelnen Schubladen zu Nutze, um eine behelfsmäßige Treppe zu errichten. Mit einem Druck auf die Leertaste ziehen wir uns so Stufe für Stufe hinauf und gelangen an Orte, die für uns eigentlich nicht gedacht sind. Mithilfe eines Hockers, den wir unter die Türklinke schieben, lassen sich sogar ganz passabel Türen öffnen. Na, wenn das unsere Mutter wüsste.

Als wir des Nachts durch mysteriöse Kräfte geweckt werden und sich weit und breit keine Spur unserer Mutter finden lässt, begeben wir uns auf die Suche nach ihr. Plötzlich befinden wir uns in einer Art Traumwelt und werden von schrecklichen Kreaturen verfolgt. Wehren können wir uns nicht, es gilt also sich möglichst leise zu bewegen und bei nahender Gefahr in Schränken oder dunklen Ecken zu verstecken – in unserer Größe kein sehr schweres Unterfangen.

Wirkliche Rätsel sucht man in Among the Sleep meistens vergebens und wenn, befinden sich diese zu keiner Zeit über dem Niveau eines Kleinkindes. Langweilig wird es trotzdem zu keiner Zeit, allerdings entpuppt sich die Spielzeit bei zwei bis maximal drei Stunden als nicht sonderlich lang. Da ärgert der recht hohe Preis von 20 Euro schon ein wenig. In Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis hätte das junge Indie-Entwicklerteam einen Schritt auf die Spieler zugehen können. Schließlich hätte das Projekt ohne die Unterstützung der Community niemals realisiert werden können.

Der große Pluspunkt von Among the Sleep ist ohne Zweifel die atmosphärische Levelgestaltung samt perfekt dazu passender Musikuntermalung – und wann spielt man schon ein Kleinkind?

Patrik Hasberg

Schreiberling, Spieleentdecker, praktizierender Perfektionist und Mann fürs Grobe. Außerdem laufender Freizeit-Hobbit, der Katzen liebt. – Hunde gehen auch. „Auch sonst eigentlich ganz ok“.
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