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Final Fantasy XIV: Endgame Eorzea – bizarre Mission mit Hildibrand

Fleißig begleitet ihr seit Wochen meinen Redaktionskollegen Pierre in seinem Tagebuch „Eine Reise durch Eorzea“ auf vielen Abenteuern und Herausforderungen, die auf einen neuen Charakter in Final Fantasy XIV nun einmal so warten. Das Leveln in diesem MMORPG ist aber nicht unbedingt ein Schnellzug zu Ruhm, Reichtum und Erfolg. Bis es Pierre in das Endgame verschlägt, werden daher noch viele Zeilen in seinem Tagebuch folgen. Um ihm und euch zu zeigen, dass sich der Weg zu Stufe 50 lohnt, begeben wir uns heute einmal nicht auf eine Reise, sondern auf ein echtes Abenteuer in Eorzea. Die Questreihe für Stufe 50 ist zwar keine schwierige Challenge, dafür anstrengend. Verdanken darf man dies dem bizarren Kriminalinspektor Hildibrand. Bereit ihn kennenzulernen? Na dann los, aber spart euch bitte jegliches Kompliment beim ersten Handschlag.

Sehr erfreut Sie kennenzulernen! Nicht.

Wie man zu der Ehre kommt, einen Kriminalinspektor zu treffen? In Eorzea habe ich zwar so manchen Mord und Totschlag zu verantworten, doch das erklärt rein gar nichts. Eigentlich wollte ich nur einen weiteren Spielinhalt des Typs „Prüfung“ nutzen können. Die Weisheit des Internets offenbarte sich mir als ich erfuhr, dass mir hierfür eine einzige Questreihe fehlte. Diese führte mich in den Stadtstaat Ul’Dah und von dort aus in die weite Welt. Am Grabstein vor einem Wüstendorf fand ich so eine gewisse Nashu, voller Trauer. Und Trauernde sind zum Trösten da. Erst recht für virtuelle Helden wie mich. Dass Nashu ohne Vorwarnung zu quasseln anfängt, hätte man vielleicht ahnen können. Manchmal tut es eine starke Schulter eben nicht. Ein offenes Ohr hingegen schon. Ohne Punkt und Komma berichtet die junge Miqo’te vom verstorbenen Hildibrand, einem Kriminalinspektor, von dessen Seite sie nie gewichen zu sein scheint. Ein echter Held, dessen Erfolge die Nachwelt nie vergessen sollte. Persönlich hätte ich kein Problem damit gehabt, wenn sich jeder an diesen Hildibrand erinnern würde. Bloß aus der Erinnerung von Nashu hätte man ihn löschen müssen.

Die Dame stellt sich nämlich in die Tradition ihres großen Meisters und geht dem Geheimnis einer Zombiebande auf den Grund. Da ich grade nicht im virtuellen Wüstensand versinken darf und kein GM in der Nähe ist um mir dabei zu helfen, kann ich Nashu nicht entfliehen. Aus der Not eine Tugend machen, sagt man hier. Nach einem kleinen Gemetzel mit schick schwachen Zombies findet sich die heiße Spur. Eine Notiz führt in die Sagolii-Wüste zum Anführer eines Schergenhaufens. Ein starkes Detektivduo also, diese Nashu und ich … wir hätten lieber Pseudofälle im Tatort lösen sollen. Stattdessen springt uns von einer Turmspitze ein Herr in bauchfreier, halb zerrissener Kleidung entgegen. Ein Untoter. Kein Untoter, sondern Hildibrand, glaubt Nashu, die ihn mit Sprengbomben bewirft und so zu Bewusstsein bringt. Schrecklich kitschige Soundeffekte dröhnen aus dem Lautsprecher. Das Szenario wie in einem schlechten Manga. So kennt man das von Final Fantasy 14 aber nicht. Dank der Wucht der Sprengbomben kommt Hildibrand, der nun also doch nicht tot ist oder war, zu Bewusstsein und damit zu alter Arroganz. Er streckt sich, verbiegt sich, spannt die Muskeln an und findet sich – es muss an dieser Stelle einfach so gesagt sein – unfassbar geil, also so richtig geil. Nashu findet den neuen alten Partner großartig und wir den Button zum Questabbruch nicht. Also gute Miene zum bösen Spiel und diesem Hildibrand mal „Hallo!“ sagen. Denn ich spüre, dass die Quest ein ganz bizarres Abenteuer birgt. Ihr doch sicher auch?

Wieder angekommen in Ul‘Dah wittert Hildibrand den ersten großen Fall seit seinem Tod. Ja, er war tot, allerdings mehr im Stile eines Jesus, denn in einem Video erfahren wir, wie Hildibrand sich mit eigener Kraft aus seinem Grab hob und einige Untote mit seinen unfassbar wenig männlichen Posen begrüßte. Da Hildibrand verschollen schien, konnte einem Waffendieb in Ul’Dah das Handwerk nicht gelegt werden. Von einer Bewohnerin gibt es die ersten Hinweise zur Geschädigten. Gerade als sie den Namen verraten will, stürmen Nashu und Hildi los, er wittert die Spur – wie ein Hund. Ich lasse mir hingegen den Namen sagen und treffe vor dem Duo „Dumm und Dämlich“ vor Ort ein. Blind wie ein Blindfisch erklärt Hildibrand mir, wie sehr es ihn doch schmeichelt, dass ich live dabei sein wolle, wenn der große Meister seine Fälle löst. Er unterstreicht dies mit einigen weiteren … heißen … Posen. Wäre Final Fantasy XIV ab 18 Jahren freigegeben, der Mann würde im Keller eines ranzigen Clubs auf der Bühne stehen. Glaubt es mir. Mit Nashu an seiner Seite.

Die ganze Geschichte wiederholt sich dann ein wenig. Hildi vertraut wieder und wieder seinem Instinkt und Nashu folgt ihrem Idol. Als ich neben einem Stapel verschwitzter Kisten stehe, öffnet Nashu die Boxen und trifft auf drei Männer, die Hildibrand als Waffendiebe dingfest machen will. Sie sind es aber nicht gewesen und haben sich der Waffe nur bedient, weil diese zum Besitz einer unheimlich adretten Lady gehört, für welche es ein Erinnerungsstück brauchte. Dass der Fall nicht in die falsche Richtung läuft, ist nur einer Dritten, genannt Ellie, zu verdanken. Bloß unser Duo Infernale biegt sich die Tatsachen zurecht. Also Status-Update für die Leser: Vergesst die letzten Zeilen, natürlich haben Hildibrand und Nashu den Fall gerade noch so gerettet! Ellies Aussagen führen uns zum Goldbasar, unser Sherlock Holmes hingegen riecht die Spur. Als er am Goldbasar berichtet, wie er um die halbe Welt gereist ist, um hierher zu kommen, kann ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen, denn Hildi interpretiert seine Marschroute mal wieder als genialen Schachzug. Spätestens hier wird klar: Man ist in einer virtuellen Persiflage auf alles, was das Krimigenre auszeichnet, gelandet – Hildibrand in der Hauptrolle. Nashu als idiotischer Sidekick.

Keine Macht den Drogen und keine Drogen den Entwicklern – beim nächsten Mal

Der ganze Geschichtsstrang droht ins Absurde zu rutschen, auch wenn man glaubt, dort sei er längst angekommen. Ein Bewohner des Goldbasars ist seiner Waffe beraubt worden. Der Verlust des wertvollen Stücks hat ihn altern und die Haare verlieren lassen. In einem kleinen Teich finden wir etwas Krempel und Nashu stürzt auf das vermisste Erdschwert. Das Stolpern ist scheinbar Ausdruck dessen, dass sich Nashu an Hildibrands Vorbild orientiert und auf unkonventionelle und somit investigative Methoden setzt. Er feiert die Kleine und schickt sie zurück nach Ul’Dah. Als Belohnung darf sie dem Großmeister neue Kleidung und dem gealterten Mann des Goldbasars ein Haarwuchsmittel besorgen, das sonst für Stoffteppiche eingesetzt wird. Gedanklich stecke ich Nashu einige Münzen in die Reisetasche – in der Hoffnung, dass sie mich bald vom bauchfreien Hemd des Kriminalinspektors befreit.

Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich sagen soll, als wir zurück im Goldbasar sind und das Erdschwert dem gealterten Besitzer übergeben. Im feierlichen Moment betritt das alte Superhirn Nashu den Raum. Sie berichtet stolz von ihrem kaufmännischen Geschick und hat gleich neun Flaschen statt einer Ampulle des Haarwuchsmittels besorgt. Weil es Rabatt gab. Der glatzköpfige Mann wirkt leicht verrückt und kippt sich eine Flasche nach der anderen auf das Haupt. Just in dem Moment, als vor lauter Wundermittel sein Kopf in grellem Licht erstrahlt und den ganzen Raum blendet, platziert sich Hildibrand vor dem Alten, wirft sein neues Gewand an und wiederholt seine Dehnübungen vor der scheinbaren Scheinwerferbeleuchtung. Es ist der Gipfel des Illustren und das gefühlte Ende einer Travestishow. Hildibrand ist geiler, perfekter und vollkommener denn je zuvor. Und lässt dies raushängen. Als Glatzkopf des Goldbasars aus Hildibrands Schatten hervortritt, ist ihm eine blonde Haarpracht mittlerer Länge gewachsen. Keine Ahnung, was sich die Entwickler gedacht haben, aber ich muss nur noch lachen. Mein bisheriger Lieblingsmoment in diesem Spiel, das sich plötzlich so unwirklich anfühlt.

Square Enix löst die Situation auf und blendet ein Logo ein, das der bislang leider unbekannten Hildibrand-Krimiserie entspringt. Ein schneller Videoschnitt macht mir Lust auf die nächste Episode „Duell der Eitelkeiten“, in welche ich zum Glück sofort starten darf, weil der zugehörige Patch unlängst erschienen ist. Doch unsere gemeinsame Reise endet in diesem Tagebuchabschnitt fürs Erste, denn Hildibrand ist uns nun wohl allen ein Begriff – und hoffentlich ein gefürchteter. Seinen großen Auftritt hat der Arrogante nun immerhin gehabt. Beim nächsten Einblick bei Endgame Eorzea soll es stattdessen etwas mehr Action geben. Auch wenn das Zuschauen bei Hildibrands Posen härter als mancher Primae war.

Vielleicht flieht man einmal gemeinsam vor dem arroganten Kriminalinspektor.

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