Die Besucher und Zuschauer der BlizzCon 2014 hätten wohl mit allem gerechnet. Mit Warcraft 4 zum Beispiel – oder einer zweiten Erweiterung für Diablo 3. Vielleicht sogar mit der Nachricht, dass Blizzard doch noch an einem geheimen MMO arbeitet, obwohl sie Titan erst vor wenigen Wochen offiziell gestrichen haben. Was die Spieleschöpfer aus Anaheim aber am vergangenen Wochenende enthüllten, war alles andere als das, was wir alle erwartet hatten. Es war ein Shooter! Sein Name ist Overwatch und mit ihm möchte Blizzard nun ein für sich völlig neues Genre abdecken und stärker auf dem Onlinemarkt präsent sein. Was es bisher über das Spiel zu wissen gibt, verrät euch unsere Vorschau.
Es geschah ohne große Vorwarnung, aber mit einer gewissen Vorahnung. Irgendwas hatte Blizzard in diesem Jahr vor – die Gerüchteküche brodelte ordentlich. Kürzliche Markenanmeldungen schürten das Feuer und alle tippten die unterschiedlichsten Vermutungen. Als dann aber der Trailer während der Eröffnungszeremonie der BlizzCon anlief und zwei Kinder durch ein Museum liefen, in dem plötzlich als Helden verkleidete Typen durchs Fenster sprangen, wodurch die ganze Szene sehr nach dem nächsten Animationsfilm von Pixar aussah, war man zugegebenermaßen ziemlich verwundert.. aber nicht enttäuscht! Nach 17 Jahren voller StarCraft, Diablo und Warcraft wagt sich Blizzard an ein für das Studio völlig neues Genre und ein frisches Spieleuniversum. Das Ergebnis ist Overwatch, ein teambasierter Onlineshooter, der auf den ersten Blick ziemlich viel Ähnlichkeit mit Team Fortress 2 hat, sich aber laut Chefentwickler David Kaplan ganz anders anfühlt.
Anders als bisher gewohnt, bedient sich Blizzard diesmal nicht einer ganz so großartigen Geschichte: In naher Zukunft wird die Welt von einer Roboterrasse angegriffen und als rettende Hoffnung eine Spezialeinheit aus Helden gebildet – die Overwatch. Nach dem Krieg ist die Gefahr zwar gebannt, aber Helden braucht man leider (oder eher zum Glück!) immer noch. An diesem Punkt soll der Spieler dann das Ruder übernehmen und sich zusammen mit seinen Freunden in 6-gegen-6-Schlachten auf verschiedenen Maps austoben. Das klingt nicht nur ziemlich cool, das ist es auch, zumindest wenn man den ersten Berichten der BlizzCon vertraut. Dort war eine Demoversion bereits anspielbar und erste Tester wurden zu begeisterten Fans.
Wie wir es nämlich von Blizzard kennen, macht Overwatch von innen mehr her, als man auf den ersten Blick glaubt. 12 Helden wurden bisher enthüllt und alle kommen mit komplett eigenem Style und eigenen Fähigkeiten, darunter normale und Ultimates, daher. Da wären zum Beispiel die sehr flinke Tracer, die dank Zeitkrümmen blitzschnell durch den Raum haster, der schießwütige Reaper – der bei Bedarf auch unsichtbar werden kann – oder Monsteraffe Winston, der mittels dicker Panzerung seine Teamkollegen schützt. Eine komplette Auflistung aller bisher bekannten Helden, samt ihrer Fähigkeiten, findet ihr hier bei uns auf der Seite. Genau damit soll sich Overwatch auch schlussendlich von anderen Onlineshootern wie Call of Duty, Counter-Strike und eben auch Team Fortress unterscheiden.
Bloßes Rumballern ist bei Blizzards Shooter nämlich nicht der Weg zum Sieg und der punktgenaue Einsatz eurer Skills soll den maßgeblichen Beitrag erbringen. Das klingt nun ziemlich nach einer MOBA und wirklich weit hergeholt ist dieser Vergleich gar nicht. Ein Blick auf das, was wir bereits von den Maps sehen durften, prophezeit uns nämlich astreines Gameplay im Arenastyle. Dabei preisen die Entwickler an, dass Overwatch einiges an Tempo in alle Richtungen haben wird. So kann Heilerin Mercy beispielsweise über die Karte fliegen und von dort aus Verbündete regenerieren. Aber auch andere Eigenschaften werten das stumpfe Shootern auf. Schmiedezwerg Torbjörn darf seinen Hammer nicht nur im Nahkampf schwingen, sondern damit auch Geschütztürme aufstellen und upgraden, während Symmetra Portale platziert, durch die Verbündete schnell entkommen oder sich gegenseitig zur Hilfe eilen können. Zugegeben, auch das erinnert uns an ein bestimmtes Spiel von Valve, das ebenfalls sehr viel mit Portalen zu tun hat. Spinnenfrau Widowmaker hingegen darf sich galant mit Widerhaken an Wänden bewegen und Giftminen an Objekte kleben. Auch wenn das alles keine Weltneuheit ist, reizt es eben doch selbst eine Runde zu spielen. Immerhin verspricht Overwatch so viel Abwechslung bei den Charakteren, die auch gleichzeitig Klassen wie Tank, Supporter oder Schadenkanone definieren.
Wer nicht auf der Messe war, dem bleibt vorerst aber nur ein Gameplay-Video, um sich ein Bild von Overwatch zu machen – und das sieht eigentlich schon mal recht gut aus. Die Grafik hält sich wie gewohnt eher im Comicstil und auch diesmal scheint Blizzard viel Interesse daran zu haben, sehr viel Witz in das Spiel zu mischen. Rein optisch scheint Overwatch auf jeden Fall mit aktuelleren Titeln mithalten zu können, wenngleich es ja kein Geheimnis ist, dass Blizzard mehr Wert auf Performance als auf Endzeit-Technik legt. Was wir aber leider bisher vermissen, ist so eine wirklich tiefgründige Story. Okay, da wäre das mit den Robotern und der Zukunft und so, aber das alles macht bei Weitem noch kein Universum, wie wir es sonst von den Warcraft-Schöpfern gewohnt sind. So wie es aussieht, wird Overwatch wirklich nur ein reines Onlinespiel ohne Story-Kampagne. Auch aus den Helden lassen sich noch keine wirklichen Motive herauskristallisieren. Gibt es überhaupt Schurken in dem Spiel und wenn ja, welchen Sinn und Zweck verfolgen die Kämpfe eigentlich?