Ihr seid auf der Suche nach einem neuen MMO, das euch an genau den richtigen Stellen fordert, ohne dabei durch unausgeglichene Kräfteverhältnisse für Frust zu sorgen? Dann könnte Albion Online von Sandbox Interactive genau das Richtige für euch sein. Wir haben die Entwickler auf der gamescom 2016 besucht und uns vor Ort zeigen lassen, was dieses Spiel auf dem derzeitigen MMO-Markt so besonders macht.
Nicht für jeden
Eines muss direkt zu Anfang gesagt werden: Wenn ihr lediglich damit zufrieden seid, in aller Ruhe und für euch alleine zu questen, immer dieselben Monster zu töten und ansonsten mit anderen Spielern nichts weiter am Hut haben wollt, außer gelegentlich gemeinsam Instanzen zu laufen und zu handeln, wird Albion Online vom in Berlin ansässigen Entwickler Sandbox Interactive euch nicht ansprechen. Man ist ein Nischenspiel, das weiß man von Seiten der Entwickler auch. Denjenigen allerdings, die aktiv mit anderen an der Gestaltung der Spielwelt teilhaben wollen, deren Hauptfokus auf dem Kampf gegen andere Spieler liegt und die auch vor komplexer, von den Spielern bestimmter Ökonomie, groß angelegtem Crafting und an hohem Individualisierungsgrad, sowohl was Kampf als auch was Profession und Rolle im Spiel angeht nicht zurückschrecken, die werden mit Albion Online vermutlich genau ihr Spiel gefunden haben. Wir haben uns den Titel für euch auf der gamescom von den Entwicklern zeigen lassen und erklären euch, was genau euch in dem etwas anderen MMO erwartet.
Die Ökonomie der Spieler
Albion Online fußt vor allem auf einer Hauptkomponente: Der rein von den Spielern bestimmten Ökonomie. Alles, was es in der Welt zu erwerben gibt, wurde vorher von einem anderen Spieler hergestellt, ganz gleich ob es sich dabei um Waffen, Rüstung, Konsumgüter oder gar Gebäude handelt. Dafür müssen Ressourcen eines gewissen Typs abgebaut und weiterverarbeitet werden, was immer nur mit dem Rohstoff entsprechenden Werkzeugen möglich ist. Wer nun aber glaubt, dass endloses Grinden ein sicherer Weg zum zumindest finanziellen Erfolg ist, liegt hier aber falsch. Je nach Stufe und Wertigkeit können die Rohstoffe eine Respawnzeit von bis zu sechs Tagen haben.
Des Handels fette Beute
Handel, ein wichtiges Standbein des Spiels, ist also unumgänglich, solltet ihr nicht den Willen oder die nötigen Hilfsmittel haben, um genug Ressourcen einer bestimmten Art zu sammeln. Dieser ist weiterhin lokal begrenzt, ihr könnt also immer nur in der Stadt kaufen und verkaufen, in der ihr euch auch gerade befindet. Wollt ihr zum Beispiel in einer Stadt günstig ein- und in einer anderen Gewinn bringend verkaufen, müsst ihr euch zuerst einmal zu dieser hinbewegen. Klingt im ersten Moment recht einfach, aber allein schon das Transportieren von Rohstoffen kann zur Herausforderung werden: Albion Online legt einen starken Fokus auf PvP und scheut sich auch nicht davor, die Spieler in gewissen Regionen zu Freiwild zu erklären.
Natürlich geschieht dies nicht ohne Warnung, denn vor dem Betreten eines solchen Bereiches werdet ihr ausdrücklich darauf hingewiesen. Weiterhin entscheidend für ein Vermeiden von unnötigem Frust ist, dass es im Spiel verschieden stark ausgeprägte PvP-Zonen gibt. Diese kommen in insgesamt drei Abstufungen daher, so verlieren eure Gegenstände zum Beispiel nur an Haltbarkeit, wenn ihr im niedrigsten PvP-Gebiet getötet werdet. Allerdings ist es schon auf der nächsthöheren Stufe so, dass alles was ihr zum Zeitpunkt eures fremd verschuldeten Ablebens mit euch herum getragen habt, von eurem Mörder erbeutet werden kann. Wer nun aber vermutet, deswegen in einer Tour abgefarmt und getötet zu werden, der kann an dieser Stelle beruhigt werden: Spielermorde bleiben durch das implementierte Penalty-System nicht ohne Folge. Sammelt ein Spieler zu viel negativen Ruf dieser Art an, können die Konsequenzen mitunter weitreichend sein und es diesem etwa untersagen, Städte zu betreten. In der dritten und härtesten Abstufung der PvP-Gebiete wiederum gelten keinerlei Regeln und Gesetze. Hier spielt sich das PvP-Endgame von Albion Online ab, ohne eine interessierte und engagierte Gilde werdet ihr in den schwarzen Gebieten nicht weit kommen.
Generell ist Albion Online eines der wenigen Spiele auf dem derzeitigen Markt, das einen sehr deutlichen Fokus auf das Zusammenspiel zwischen den Spielern legt. Sei es nun wie im weiter oben angesprochenen Handel, im PvP oder eben in den Gilden. Das Wählen einer bestimmten Profession ist also entscheidend und alle haben ihre ganz eigene, wichtige Bedeutung im Zusammenspiel. Dabei haben alle, seien es nun Händler, Handwerker, Farmer oder Krieger, nicht nur einen riesigen Charakterbaum, sondern auch einen nicht zu vernachlässigenden Wert für die Infrastruktur. Alle Waffen und Rüstungen, die für Kämpfe unerlässlich sind, werden ebenfalls nur durch Crafting zur Verfügung gestellt. Ohne einen guten Waffenschmied sind also auch die besten Krieger absolut unbrauchbar.
Kleider machen Klassen
Auch das Kampfsystem in Albion Online bietet einige interessante Neuerungen und Herausforderungen, die man in dieser Form eher selten in Multiplayer-Titeln sieht: Eine vorgefertigte Klassenauswahl gibt es im Spiel nicht. Welche Fähigkeiten ihr habt wird einzig und allein von eurer Ausrüstung bestimmt. So haben verschiedene Waffen zum Beispiel unterschiedliche Fähigkeiten zur Auswahl, zwischen denen ihr frei wählen könnt welche davon ihr als aktive Skills benutzen wollt. Zusätzlich dazu werden viele eurer Angriffs- und Verteidigungswerte durch eure Ausrüstung bestimmt. Je nach Art und Typ gewährt euch diese im Kampf bestimmte Boni wie etwa einen größeren Schadensradius oder eine verlängerte Dauer von verlangsamenden Effekten. Dabei gibt es keinerlei Einschränkungen wie ihr Rüstung und Waffe mit einander kombinieren könnt. Eine Abwandlung des typischen Klassensystems, die nicht nur für erfrischend aufregenden Kampf sorgt sondern auch einen hohen Grad an Individualisierung mit sich bringt. Wer wollte nicht schon einmal einen magischen, Streitkolben schwingenden Lederträger spielen?
Ebenso wie beinahe alles andere in der Welt von Albion Online ist auch das Endgame hauptsächlich PvP-fokussiert. In den dedizierten Gebieten gibt es neben der Vogelfreiheit weiterhin Bereiche, die von den ambitionierteren Gilden erobert und ausgebaut werden können, aber auch verteidigt werden müssen. In diesen Bereichen kann die entsprechende Gilde frei darüber entscheiden, welche Art von Gebäuden mit gewissen Boni sie errichten und verteidigen will.
Bei all dem Gerede vom PvP mag man sich nun fragen, ob das ganze Spiel einzig und allein denjenigen Spielern etwas bietet, die sich mit Vorliebe gegenseitig umbringen. Lasst euch an dieser Stelle gesagt sein: Dem ist nicht so, PvE beschränkt sich bei Albion Online allerdings unserer bisherigen Einschätzung nach allein aufs Crafting und auf das Weiterentwickeln eurer Fähigkeiten. Im bereits vorher angesprochenen weitläufigen Skilltree gibt es nämlich verschiedene Möglichkeiten, um voran zu kommen: Zum einen steigert ihr eure Fähigkeiten mit Waffen zum Beispiel dadurch, dass ihr eine gewisse Anzahl von Monstern mit diesem Waffentypen erledigt, womit ein gewisser MMO-typischer Grinding-Faktor auch vor Albion Online nicht Halt macht. Des Weiteren ist es euch möglich ebenfalls durch das Investieren von learning points weiter aufzusteigen. Diese generieren sich über einen gewissen Zeitraum hinweg und sind somit der Versuch, die Lücke zwischen den Spielern, die viel beziehungsweise wenig Zeit in das MMO investieren können, ein Stück weit zu schließen.
Albion Online hat bei uns tiefen Eindruck hinterlassen. In dem Genre MMO, das derzeit ein wenig zu vernachlässigen scheint, dass das zweite M für Multiplayer steht, bringt der Titel einen frischen Wind mit sich. Der nächste große Star am Onlinespielehimmel wird Albion Online zwar nicht werden – dazu ist das Spiel einfach viel zu speziell. Den Spielern jedoch, die Wert auf komplexes und von den Spielern gesteuertes und beeinflusstes Gameplay legen, kann das Spiel durchaus ein Lichtschimmer sein.