Mit Battlefield 1 hat DICE womöglich den besten Ableger der Shooter-Reihe abgeliefert. Rasant, atmosphärisch, groß – und trotzdem stört uns etwas. In unserem Test zeigen wir euch, wem „Battlefield 1“ wirklich Spaß machen könnte und wer lieber die Finger von dem EA-Titel lässt. Willkommen im Ersten Weltkrieg.
Story von Battlefield 1 im Test: Die Illusion des Sieges
Wir stehen auf dem Schlachtfeld, flach und ohne Gräben, der Regen hat den Boden aufgeweicht und verdeckt die Sicht. Es sind nicht mehr viele Feinde zu sehen, vielleicht haben wir fast gewonnen. Doch daran ist nicht zu denken. Alles, was wir gerade wollen, ist Überleben. Hinter uns liegen Leichen, unter uns fließt Blut, vor uns ist der Feind – und unsere einzige Chance ist das Gewehr. Wir schießen, hören einen Schrei und fallen zu Knie. Ein Kopfschuss. Wir waren David Lafayette, 1895-1918.
So beginnt Battlefield 1, wenn wir es zum ersten Mal starten. Der Singleplayer-Modus ist zwar keine richtige Kampagne, dafür beweist DICE umso mehr Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der ein- bis zweistündigen Einzel-Episoden. „Was folgt, sind Frontkämpfe. Du wirst vermutlich nicht überleben“, steht am Anfang geschrieben, davor lief eine kurze Hommage an die Opfer des Ersten Weltkrieges.
Atmosphärisch ist Battlefield 1 zurzeit nicht zu schlagen, zumindest in einigen ausgewählten Story-Kampagnen. DICE hat sich, vermutlich wegen der scharfen Kritik an den letzten Teilen, von einer durchgängigen Geschichte verabschiedet und gibt uns stattdessen einen Einblick in fünf Schicksale.
Review-Übersicht: So gut ist der Battlefield 1 wirklich
Story von Battlefield 1 im Test: DICE kann Vorgänger-Probleme nicht beheben
Obwohl der Einstieg in Battlefield 1 so pompös emotional ist, schafft es DICE leider nicht, diese Stimmung in allen Episoden durchweg zu halten. Zwar haben wir beim Spielen das Gefühl, wir sind im Krieg. Jedoch sind die Geschichten nicht so spannend erzählt, dass wir unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht.
Hinderlich sind auch die bekannten Probleme der Vorgänger-Teile, obwohl DICE sie auf ein Minimum reduzieren konnte. Einerseits sind die Computergegner bemerkenswert dümmlich und schaffen es nur sehr schwer, uns zur Strecke zu bringen. Andererseits haben wir während der Missionen immer wieder den Eindruck, dass der Einzelspieler-Modus eher ein Tutorial als eine ernstzunehmende Kampagne ist. Das reißt uns aus der sonst wundervoll ambivalenten Atmosphäre, mit der DICE den brutalen Krieg dem scheinbar wertlosen Individuum drastisch gegenüberstellt.
Multiplayer von Battlefield 1 im Test: Darauf haben wir gewartet
Das Herzstück von Battlefield 1 ist zweifelsfrei der Mehrspieler-Part. Hier liegen die Stärken von DICE und das zeigt sich nicht nur in den neuen Spiel-Modi. Die Waffen sind ausbalanciert, die Gefechte gewohnt schnell und mit Freunden können wir uns taktisch sogar richtig austoben.
DICE hat die vier Klassen in Battlefield 1 zwar nicht überarbeitet, jedoch mit neuen Werkzeugen zeitgemäß zum Ersten Weltkrieg ausgestattet. Auf einigen Karten eignet sich ein Soldat mitunter besser als ein Späher mit seinem Scharfschützengewehr, gebraucht werden sie in einem Team – oder dem kleineren Trupp – aber alle, egal in welcher Lage. Das sorgt für Abwechslung, bietet aber auch die Möglichkeit, sich als Spieler auf einen Stil festlegen zu können.
Bemerkenswert sind die neuen Spiel-Modi „Operationen“ und „Taubenjagd“. Erstere können über eine Stunde lang gehen und sind genau die chaotischen Kriegsgefechte, für die Battlefield 1 so heiß erwartet wurde. In einem Team erobern – oder verlieren – wir Gebiete mit jeweils zwei bis drei Punkten. Dafür haben wir mehrere Versuche, für die wir später sogar ein Luftschiff, einen Panzerzug oder ein Kriegsschiff bekommen.
Neue Spiel-Modi bringen frischen Wind aufs Schlachtfeld
Operations ist mittlerweile der beliebteste aller Mehrspieler-Modi. Mit 40 oder 64 Spielern liefern wir uns einen Kampf, der stets mit einer Zwischensequenz beginnt und eine kleine Geschichte erzählt. Wir bekommen einen Grund zum Töten. Interessant ist dabei, dass Battlefield 1 nie darauf ausgelegt ist, nationalistisch Partei zu ergreifen. Wir haben teils nicht gemerkt, für wen wir überhaupt spielen.
Sonst sind die bekannten Battlefield-Spielmodi natürlich wieder vertreten: Rush und Eroberung werden ergänzt von schnelleren Runden in Team Deathmatch – und der neuen Taubenjagd. Dabei müssen wir als Team eine Taube fangen, sie solange beschützen, bis wir eine Nachricht schicken können, und sie anschließend freilassen. Die Maps sind kleinere Gebiete der größeren Karten, also keine gänzlich neuen.
Insgesamt ist der Umfang von Battlefield 1 für ein Vollpreistitel solide, wenn auch nicht großzügig. Im Multiplayer gibt es neun verschiedene Karten, jede Klasse hat bis zu vier Waffen in verschiedenen Ausführungen. Dazu kommt der Einzelspieler, der wie erwähnt in einzelnen Missionen präsentiert wird und sieben bis zehn Stunden Spielzeit bietet.
Grafik von Battlefield 1 im Test: Der schönste virtuelle Krieg
Wenn Battlefield 1 eines kann ist es Krieg so schön darzustellen, dass die Gefahr lauert ihn nicht zu verabscheuen, sondern zu lieben. In keinem anderen Spiel hatten wir bislang das Gefühl, wirklich als Soldat im Krieg zu stehen. Es stürzt ein riesiger Zeppelin in das französische Schloss, reißt Soldaten mit in den Tod – fällt wie der Kaiser dort vor zehn Jahren, mit Opfern seines selbst.
Battlefield 1 ist wie eine riesige Kriegssimulation, ohne annähernd realistisch zu sein. Wo Senfgas im Ersten Weltkrieg ein Massengrab schuf, ist es in dem Shooter eine taktische Möglichkeit. Wo wir sterben, tauchen neue Soldaten auf, gesichtslos und ersetzbar. Ganz anders als im richtigen Krieg – aber: Damit schafft es DICE, die Atmosphäre des Todeskampfes in Spielspaß zu verwandeln.
Battlefield 1 verwandelt den Begriff Krieg in ein Bild
Besonders beeindruckt waren wir von den Karten St. Quentin und Monte Grappa. Sie verwandeln den Begriff Krieg in ein Bild. Auf St. Quentin ist alles grau in grau, es regnet, das Licht fällt mit den Schüssen. In Monte Grappa sehen wir, dass das Gefecht selbst vor wunderschönen Alpenlandschaften keinen Halt macht und überall Verwüstung hinterlässt.
Dabei sind die Systemanforderungen für PC-Spieler entsprechend hoch, wobei der Titel sehr gut auf aktuelle Grafikkarten optimiert ist. Selbst wer keine High-End-Hardware verbaut hat, kann Battlefield 1 mit mittleren bis hohen Einstellungen spielen und verpasst nichts von der grausig wunderbaren Atmosphäre. Für Besitzer einer PlayStation 4 und Xbox One gilt das Gleiche, nur ruckelt der Shooter hier teils noch etwas unter die 30fps-Grenze.