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NieR: Automata: Echte Gefühle zwischen Schaltkreisen?

NieR: Automata wirft eine Frage auf, die schon seit vielen Jahrzehnten immer wieder in Science Fiction in Form von Literatur, Filmen und Games diskutiert wird: „Haben Maschinen und Androiden die Fähigkeit zu lieben?“ Wir sind dieser Frage im neuesten Action-JRPG aus dem Hause PlatinumGames auf den Grund gegangen und verraten euch in unserem Test, wie gut die Dynamik zwischen Android, Maschine und Mensch funktioniert.

„Glory to mankind!“

Viele Jahre nach den Geschehnissen von NieR spielt dessen Nachfolger. Auch wenn Automata als zweiter Teil gilt, haben die beiden Games, abgesehen von dem Schauplatz, wenig miteinander zu tun. In NieR: Automata werden wir in der Haut von der schönen Androidin 2B auf die Erde gesandt, um diese von den Roboter-Invasoren zurückzuerobern. Diese haben die Menschheit angegriffen, sodass nur noch eine Flucht auf den Mond zur Aussicht stand. Auf der Erde hingegen gibt es nur noch wenige Widerständler, die selbst versuchen die mechanischen Wesen unter Kontrolle zu bringen.

Um die Erde wieder zur Heimat der Menschen zu machen, müssen wir versuchen hinter die Pläne der Angreifer zu kommen und dagegen anzukämpfen. Dazu werden wir als Battle-Androidin eingesetzt, gemeinsam mit der Scanner-Einheit 9S. Wir haben die Möglichkeit im Laufe des Spiels immer wieder zwischen dem Planeten Erde und dem Bunker im Weltall hin und her zu wechseln. Im Bunker werden alle Entscheidungen getroffen, die für die Mission von Nöten sind. Er dient als eine Art Kommandozentrale, von der aus die Androiden Anweisungen erhalten. Von Angesicht zu Angesicht, wie auch über Funk.

Zwischen Mensch und Maschine

Der unkonventionellen Art und Weise wie Game Writer Taro Yoko Spiele entwickelt und Storys schreibt, bleibt er auch im neusten Ableger treu. NieR: Automata ist verrückt, schnell und immer wieder für eine Überraschung gut.

Hauptaugenmerk der actionreichen Story ist die Verbindung zwischen den Menschen, Androiden und Maschinen. Eigentlich sollte letzteres nicht von alleine ganze Sätze bilden können oder gar auf Ereignisse reagieren. Aus zunächst unerklärlichen Gründen können die Maschinen aber bereits von Anfang an Antworten geben und auf unterschiedliche Situationen reagieren. Sie eifern den menschlichen Aktivitäten, Liebesbeziehungen und alltäglichen Aufgaben nach, was bei längerem Beobachten durchaus verstörend wirkt.

Und auch die Androiden scheinen Gefühle füreinander zu entwickeln, die allerdings vor allem die Protagonistin 2B tunlichst zu unterdrücken versucht. Gefühle jeglicher Art können die Effizienz der kommenden Missionen erheblich beeinträchtigen, deshalb geht von der blonden Schönheit eine kühle, militärische Aura aus, die 9S immer wieder zu durchbrechen versucht.

Von Missionen und Geschichten

Im Basislager, wie auch bei Personen und Maschinen in der gesamten NieR: Automata-Welt, können Quests angenommen werden. Die Hauptaufgaben führen in schnellen Schritten die Geschichte voran, während Nebenquests eine große Bandbreite an zusätzlichen Informationen bringen. Sie sind obligatorisch, aber aufgrund der kleinen Storys die sich daraus entwickeln, absolut sehens- und spielenswert. Während wir in der Preview noch befürchteten, dass die Sidequests einem einfachen „Bring and Earn“-Mechanismus folgen, können wir euch jetzt beruhigen: von Sammelaufgaben bis hin zu Botengänge ist hier alles dabei, was das JRPGler-Herz begehrt. Auch außergewöhnliche Anfragen, wie das Spenden von eigenem Geld für eine neue Erfindung, sind mit dabei.

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Schön, schnell und brandgefährlich

Das Action-JRPG lebt von flotten Gefechten, bei denen wir uns dank Bayonetta und Co- aus dem Hause PlatinumGames sofort wohl und heimisch fühlen. Mit einer Kombination aus Nah- sowie Fernangriffen und einer ganzen Reihe an Waffen, geht es den Gegnern ganz schön an den Kragen. Dabei ist die Ausweichtaste zeitweise unser bester Freund. Im richtigen Moment an einem Angriff des Gegenüber vorbeigerutscht, lösen wir eine Art Witch-Time aus, die für einen kurzen Moment die Zeit verlangsamt.

Die Gefechte finden allerdings nicht nur auf dem Boden der Erde statt. Gewisse Abschnitte in NieR: Automata fordern einen Kampf in der Luft, der in verschiedenen Mechas und anderen fliegenden Maschinen ausgeführt werden kann.

Mit 9S an der Seite gibt es eine weitere Besonderheit: der junge Android ist eine Scanner-Einheit, deren Stärke vor allem das Auskundschaften, Beschaffen von Informationen und Hacken ist. Und Letzteres dürfen wir in vereinfachter Form auch selbst tun: manche Gefechte erlauben es mit 9S in die Schaltkreise des Gegners vorzudringen, um dann dort in einem Minigame Schaden zu verursachen, bevor wir als 2B wieder ordentlich draufhauen.

Kämpfe gewinnen, ohne einen Knopf zu drücken

Wer das Spiel ganz in Ruhe entdecken möchte, aber Probleme mit der Kombination aus Angreifen, Pod steuern und Ausweichen hat, kann im Menü den Schwierigkeitspunkt „einfach“ auswählen, um dann sogar bei Bedarf die Kämpfe automatisch ablaufen zu lassen. Das ist mit speziellen Chips möglich, die sich die Androidin einpflanzen kann. Neben besonderen Fähigkeiten und Verbesserungen gibt es auf der leichtesten Stufe des Games Implantate, die automatisches Schießen, Angreifen und Ausweichen gewähren. Diese Punkte lassen sich getrennt voneinander aktivieren bzw. deaktivieren und so an den eigenen Spielstil anpassen.

Kleine Hinweise auf andere Spiele des Publishers, wie beispielsweise das Schwert von Noctis in 2B’s Händen, sind lustige Details, die Rollenspielfreunde in NieR: Automata entdecken können.

NieR: AutomataNieR: Automata: Final Fantasy XV Easter Egg

Wir steuern allerdings nicht nur die blonde 2B, sondern auch ihren stetigen Begleiter: den Pod. Er schießt je nach unseren Einstellungen im Attacken-Menü Kugeln und Projektile in Richtung der Maschinen, um uns den Rücken freizuhalten. Mit kraftvollen Fernangriffen kann so dem Gegner ordentlich Schaden zugeführt werden. Mit der Day One-Edition erhaltet ihr verschiedene Skins, um den Pod optisch zu verändern.

Vom Vergnügungspark in den Wald

Insgesamt ist NieR: Automata eine Mischung aus wundervoll gestalteten Umgebungen und trostloser Einöde. In unserem Interview mit dem Game Designer bestätigte er, dass eben dieser leere Look durchaus gewollt sei, um die Geschehnisse der Geschichte hervorzuheben. Während einige Locations wie der Vergnügungspark oder das Dorf friedliebender Maschinen mit tollen Details glänzen kann, sind wir von der städtischen Umgebung eher enttäuscht. Kampfüberbleibsel und Alterserscheinungen am Mauerwerk wirken an vielen Plätzen wie kopiert und einfach neu eingefügt. Die Charaktere und Zwischensequenzen hingegen sind liebevoll ausgearbeitet und immer für eine Überraschung gut. Wem die Frage unter den Nägeln brennt, welche Unterwäsche 2B (und auch später die Prototypin A2) trägt, der kann jetzt beruhigt aufatmen. Spätestens beim Hinaufklettern von Leitern werdet ihr viele Möglichkeiten haben, diese Frage beantwortet zu bekommen.
Kleiner Spoiler: Sie ist weiß!

Gänsehautmomente

Ein absolutes Highlight ist die Musik im Spiel. Neben charakteristischen Battle-Songs sind die verschiedenen Umgebungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit passenden Songs unterlegt. Dabei können wir nicht nur orchestralen Klängen lauschen, sondern auch Gesang. In einem Moment untermalt sie die Stelle des Waldes, um uns im Vergnügungspark nur wenige Minuten später eine Gänsehaut zu verpassen.

Schwierigkeitsstufen und Spielzeit

Wie bereits weiter oben im Text erwähnt, gibt es verschiedene Schwierigkeitsgraden zur Auswahl, die sich auch während des Games noch wechseln lassen. Ihr habt die Wahl zwischen vier Stufen, die von "einfach" bis "ultra" für jeden die passende Herausforderung bieten. Ihr könnt das "wahre Ende" von Automata nach 25 Stunden bereits sehen, allerdings benötigt es gute 60 Stunden, um hinter alle Geheimnisse des Spiels zu gelangen.

NieR: Automata erscheint am 10. März 2017 für PlayStation 4 und am 17. März für PC.

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