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Rayman Legends: Die „Nicht-so-ganz-Definitive“ Edition im Test

Vor fünf Jahren war Rayman Legends noch als Exklusivtitel für die Wii U angekündigt, heute ist das Jump'n'Run für alle gängigen Plattformen erhältlich. Diese Woche wurde auch Nintendo Switch mit einer Umsetzung der Definitive Edition beglückt, auf Grundlage der superben Versionen für PlayStation 4 und Xbox One. Warum es sich auf Nintendos Switch leider nicht um die definitive Version handelt und warum der Titel trotzdem eure Aufmerksamkeit wert ist, erklären wir in unserem Test.

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Nachdem Rayman lange Zeit im Schatten der Rabbids fest steckte, konnte sich Ubisofts Strahlemann mit Rayman Origins, einer gefeierten Zurückbesinnung auf seine 2D-Wurzeln, zurück ins Rampenlicht katapultieren. Rayman Legends führte diese Tugenden konsequent fort und mauserte sich zu einem der besten Plattformer der letzten Jahre. Während Rayman und seine Freunde 100 Jahren im Tiefschlaf verbracht haben, breiteten sich in ihrer Heimat die Albträume aus und müssen wieder zurückgeschlagen werden. Mit bis zu vier Spielern rennt, springt und schlagt ihr euch durch fantasievolle Welten, findet versteckte Räume und befreit Kleinlinge, wodurch ihr neue Welten und Levels freischaltet. Spielerisch hat sich im Vergleich zu den vorherigen Versionen nicht viel getan, Veränderungen gibt es trotzdem.

Da wären zunächst die Ladezeiten, die oftmals doppelt so lange wie auf der Wii U dauern. Im eShop kommt Rayman Legends: Definitive Edition mit schmalen 2,9GB daher, der Preis für dieses niedrige Datenvolumen dürfte in einer ausgiebigen Kompression der Assets liegen, die vor Beginn jedes Levels zunächst entpackt werden müssen. Jedes Mal 10 bis 15 Sekunden auf dem Ladebildschirm zu verbringen, bringt mit der Zeit den Spielfluss ins Stocken. Auch wenn es keine Lebensbegrenzung oder Game Over gibt, verlangt euch der Schwierigkeitsgrad insbesondere in späteren Abschnitten einiges ab. Nach wie vor zählen die Musik-Levels im Stil von Spielen wie Bit.Trip Runner, in denen ihr schnellstmöglich mit skurrilen Coverversionen von Songs wie Black Betty oder Eye of the Tiger im Hintergrund ins Ziel wetzen müsst. Gegner und Objekte sind dabei im Takt der Musik geskriptet, was immer noch verdammt ulkig ist.

Dank der simplen Button-Belegung ist die Steuerung mit einem einzelnen Joy-Con-Controller zumindest in der Theorie ein Klacks, ohne ein Steuerkreuz fehlt jedoch das gewisse Etwas an Präzision, welches man in einem Jump'n'Run bitter nötig habt. In der Kampagne werden die Aktionen von eurem Helfer Murfy mit dem A-Knopf ausgeführt, während ihr gleichzeitig einen Charakter steuert. In der Bonuswelt "Murfy's Touch" könnt ihr diese Levels noch einmal in der ursprünglich für Wii U konzipierten Weise spielen, indem ihr als Murfy mit dem Touchscreen Hindernisse beseitigt und der jeweils andere Charakter von der KI übernommen wird. Das funktioniert nur im Handheld-Betrieb, weil das Dock den Touchscreen blockieren würde. Zudem ist "Murfy's Touch" Einzelspielern vorbehalten, ihr würdet schließlich euren Mitspielern die Sicht aufs Display blockieren, wenn ihr mit dem Finger drüber wischt oder die Konsole rotiert. Auf der Wii U hat das insgesamt besser geklappt.

Qualität und Quantität

Die UbiArt Engine ist immer noch ein kleines technisches Wunderwerk, welches Gameplay mit einer Auflösung von 1080p bei 60 Frames pro Sekunde auf den Bildschirm zaubert. Umso unschöner fallen die gelegentlichen Durchhänger bei der Bildrate auf, die zwar den Gesamteindruck nicht erheblich schmälern, aber bislang in keiner anderen Fassung vorkamen. Aber es ist vor allem die Kreativität der Entwickler, die den einzelnen Welten ihre Persönlichkeit verleihen. Typisches Plattformer-Gameplay wird mit Elementen anderer Genres, wie Stealth oder Horizontal-Shooter, angereichert und sorgt so für Abwechslung. Der DropIn/DropOut-Koop lässt euch bis zu drei menschliche Gefährten hinzuziehen, jedoch nur an einem Gerät. System Link oder Online-Multiplayer gibt es nicht.

Die Online-Funktionen beschränken sich weiterhin überwiegend auf Bestenlisten. In regelmäßig wechselnden Challenges müsst ihr einen möglichst hohen Score oder eine Bestzeit erzielen, um Trophäen zu gewinnen. Replays von anderen Spielern, die im Ranking vor euch liegen, werden dabei als Geister eingeblendet, sodass ihr ihre Tricks abgucken und sie abhängen könnt. Für überraschend viele vergnügte Spielstunden sorgt immer noch das Minigame Kung Foot, in dem ihr einen Fußball ins gegnerische Tor prügeln müsst. Trotz der simplen Prämisse hat der Modus hohes Suchtpotential, exklusiv in der Switch-Version gibt es einen Turnier-Modus, mit dem sich Meisterschaften für bis zu acht Teams organisieren lassen. Außerdem habt ihr nur auf der Switch Zugriff auf alle ehemals systemexklusiven Charakter-Skins, unter anderem im Look von Mario und Luigi oder anderen Ubisoft-Franchises, wie Assassin's Creed oder Splinter Cell.

Wenn ihr Rayman Legends von Anfang bis Ende durchspielen wollt, werdet ihr auch auf der Switch viel Zeit investieren müssen – nicht nur wegen der länger ausgefallenen Ladezeiten. Michel Ancel und sein Team von Ubisoft Montpellier haben den Titel bis oben hin mit Content vollgestopft, seien es nun die eigentlichen Welten oder freischaltbarer Content, wie superschwere Challenges zu bereits bestandenen Abschnitten oder Levels aus Rayman Origins. In jeder Minute ist die Leidenschaft der Macher zu spüren, mit der ein Titel von dieser Qualität erst möglich werden konnte. Auch die verschiedenen Macken, die nur die Switch-Version plagen, vermögen den Must-Have-Status nicht zu durchbrechen. Zumindest, wenn ihr noch keine andere Version von Rayman Legends besitzen solltet.

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