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Forza Motorsport 7: Der neueste Teil der Rennspielreihe bei uns im Test!

Mit Forza Motorsport 7 kehrt in diesem Jahr die beliebte Rennsimulationsreihe aus dem Hause Turn 10 zurück. Nach dem Open World-lastigen Forza Horizon 3  konzentriert sich das Spiel wieder auf die Rennstrecken dieser Welt und will mit einem riesigen Fuhrpark glänzen. Ob die Formel erneut funktioniert und ob sich der Titel lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.

Die Einführung der Rennspielsimulation Forza Motorsport für die Xbox im Jahr 2005 dürfte ein klarer Schritt von Microsoft gewesen sein, um den Konkurrenzprodukten von Sony – der Gran Turismo-Reihe – etwas entgegensetzen zu können. Indirekt wurde damit auch die Project Gotham Racing-Serie aus dem Markt vertrieben und somit der Fokus klar in Richtung Simulation gesetzt. Herausgekommen ist eine der erfolgreichsten Videospielserien aller Zeiten, die zuletzt im jährlichen Wechsel mit der Spin-Off-Reihe Forza Horizon veröffentlicht wurde. Während Horizon eher abgedrehtes Gameplay in einer frei befahrbaren Welt bietet, konzentriert sich Motorsport hingegen auf das totale Rennerlebnis und bietet einen groben Einblick in das Leben eines echten Rennfahrers.

In diesem Jahr erscheint mit Forza Motorsport 7 endlich der nächste Teil der Rennsimulation und verspricht verbesserte Grafik, massenhaft Autos und eines der besten Rennspiele überhaupt zu werden. Somit konnten wir uns das Spiel keinesfalls entgehen lassen und haben uns voller Erwartung hinter das virtuelle Lenkrad gehockt – ein solch großer Titel verdient nun mal eindeutig eine Review. Dabei stellten wir fest, dass das Spiel einige Dinge richtig macht, aber leider eben nicht alles.

Direkt rein ins Rennvergnügen

Beim ersten Start des Spiels werden wir direkt in das Renngeschehen geworfen und erhalten den Eindruck davon, wie es sich wohl anfühlen könnte, ein gefeierter Rennfahrer zu sein. Dafür übernehmen wir die Rolle von unterschiedlichen fiktiven Rennfahrern, die innerhalb des Forza-Kosmos an Meisterschaften teilgenommen und sich zur lebenden Legende gemausert haben. Dabei bemerken wir direkt, dass es nicht nur die typischen Rennautos zu fahren gibt, sondern auch Trucks und eher kompaktere Wagen zum Roster der Fahrzeuge gehören. Das ist kaum verwunderlich, wenn man einen Blick auf die schier unzähligen Fahrzeuge wirft. Laut den Entwicklern der Turn 10 Studios enthält das Spiel ganze 700 Vehikel, die nur darauf warten über die Rennstrecken auf der ganzen Welt gefahren zu werden. Der Weg die Autos freizuschalten, erscheint uns jedoch eher negativ behaftet und gibt einen guten Eindruck der momentanen Lage auf dem Gaming-Markt.

So kann man aus einer Vielzahl von Lootboxen auswählen, die Fahrzeuge, Skins für unseren Fahrer und andere Dinge enthalten können. Im Endeffekt ist man sogar gezwungen, die Kisten zu erstehen, um die eigene virtuelle Garage zu füllen. Zu dem Schutz von Microsoft und Turn 10 muss man sagen, dass die Kisten nur mit der Ingame-Währung zu kaufen sind, doch es bleibt weiterhin ein mulmiges Gefühl von Bevormundung übrig.  Auch das sogenannte VIP-System sorgte schon in der Vergangenheit für Kopfzerbrechen und erlaubt den zahlenden Kunden eine doppelte Anzahl an Credits, die dann wieder in Lootboxen gesteckt werden können. Wir möchten hier überhaupt nicht von einem Pay 2 Win-Prinzip sprechen, aber es wirkt nahezu so, als ließen sich alle Inhalte nur mit stundenlangem Grinden erreichen – oder man greift in die Tasche und halbiert die Zeit des Grindens. Microsoft reagierte bereits auf die Kritik und will sich Gedanken machen, wie man das System überarbeiten könne. Zum Zeitpunkt unseres Tests ist jedoch noch nichts in diesem Bereich geschehen.

Doch zurück zum eigentlichen Spiel: Trotz des riesigen Fuhrparks, beinhaltet das Spiel nur 32 Strecken – davon sind 26 Stück bereits aus Vorgängern bekannt. Sicherlich ist aufgrund der verschiedenen Variationen der einzelnen Strecken genügend Vielfalt geboten, doch warum das Team hier nicht mehr Strecken als die sechs neuen eingefügt hat, erscheint uns etwas unverständlich. Trotz des weinenden Auges bleibt zu sagen, dass die enthaltenen Strecken aber durchaus spaßig sind und von den Alpen bis hin zur Wüste Dubais allerlei Orte bieten, die wunderschön umgesetzt wurden.

Imposante Bilder

Wenn wir schon beim Thema der Optik sind, widmen wir uns nun diesem Punkt. Schon beim ersten Rennen fiel uns die Kinnlade ob der fantastischen Grafik herunter. Das Team hat es offenbar perfektioniert, durch Lichtstimmungen, Reflektionen und allgemeine Farbgebungen, einen wunderbaren Eindruck der echten Welt einzufangen und den Spielern zu präsentieren. Erreicht wird dies unter anderem auch durch die 4K-Texturen und der möglichen Nutzung der HDR-Technik.

Wir testeten das Spiel auf dem PC in einer Full HD-Auflösung und dennoch ließ die Grafik einen bleibenden Eindruck. Einziger großer Nachteil bei den 4K-Texturen: Der Download wiegt knappe 100 Gigabyte und dürfte somit in einigen Gebieten des Landes nicht ohne Probleme zu laden sein. Hier hätten wir uns gewünscht, dass man die 4K-Texturen auf Wunsch nicht herunterladen muss. Auf der Xbox One ist dies nämlich möglich und die hochauflösenderen Texturen werden nur auf der bald erscheinenden Xbox One X heruntergeladen. Wirklich schade, dass man dieses Feature nicht übernommen hat.

Abwechslung und Spaß

Gut gefallen hat uns jedoch das von Microsoft angepriesene Play Anywhere-Feature. Damit ist es möglich, dass ihr Forza Motorsport 7 im Handel für die Xbox One ersteht und gleichzeitig damit die Möglichkeit bekommt, das komplette Spiel ohne weitere Kosten auf euren PC herunterzuladen. Auch wenn diese Herangehensweise durchaus kritisch gesehen werden kann und es fast so wirkt, als würde Microsoft der Xbox das Alleinstellungsmerkmal nehmen, bleibt ein gutes Gefühl, denn die Spiele werden somit einer breiteren Masse zugänglich gemacht.

Und das hat das Spiel auch wirklich verdient, denn es strotzt nur so vor Neuerungen und Verbesserungen. Im Speziellen ist hier der Karrieremodus zu nennen, der sich jetzt in mehrere Meisterschaften aufteilt, die unterschiedliche Rennen beinhalten. Diese einzelnen Rennen bieten massig Abwechslung und erlauben neben normalen Rundenrennen auch beispielsweise sogenannte Ausdauerrennen, bei denen man schon mal eine Stunde am Stück fahren und bestenfalls eine Topplatzierung erreichen muss. Spaßige Events wie Kegel auf einer Rennstrecke umfahren oder mit einem der schnellsten Fahrzeuge aller Zeiten möglichst viele andere Fahrzeuge überholen, ist einfach herrlich und motiviert.

Wetterbedingungen für Rennaspiranten

Als große Neuerung wurde im Vorfeld das dynamische Wetter- und Zeitfeature präsentiert. So kann es plötzlich anfangen zu regnen und sich somit der Grip auf dem Asphalt komplett anders verhalten. Oder wir fahren in den frühen Morgenstunden und erleben wie langsam aber sicher die Sonne am Horizont aufgeht. Durch die bereits angesprochene Grafik sorgt das für ein atemberaubendes Gefühl und zieht die Spieler direkt in den Bann. Es ist fast so als würde man selbst im Auto sitzen und gerade diesen Moment erleben. Ein weiterer Punkt, den Forza Motorsport 7 mit Bravour löst.

Doch all das würde nichts helfen, wenn das Gameplay nicht so gelungen wäre, wie es ist. Uns ist bisher kein Spiel auf den Tisch gekommen, dass solch eine Varianz an Schwierigkeitsgraden bietet und vom absoluten Neuling bis hin zum Simulationsprofi alle Spieler zufrieden stellen dürfte. So kann man durch Einstellungen dafür sorgen, dass sich der Titel eher Arcade-lastig anfühlt oder jede falsche Bremsung für einen Totalausfall sorgt. Diese Varianz ist unbeschreiblich gut gelungen und erlaubt den Spielern eine stetige Verbesserung. Das Spiel erkennt ebenfalls nach einigen Rennen, ob das Niveau des Spielers gestiegen ist und ob dieser nicht den nächst höheren Schwierigkeitsgrad ausprobieren möchte. Genau so sollten Videospiele sein und eine stetige Lernkurve bieten.

So müssen sich Rennwagen anfühlen

Das ist natürlich alles schön und gut, aber wie fühlt sich die Steuerung der Fahrzeuge an? Ist sie so, wie man es sich wünscht? Die Frage ist ganz klar mit „Ja“ zu beantworten. Die verschiedenen Fahrzeugklassen fühlen sich unterschiedlich an und bieten mehr als genug Abwechslung. Dabei wurde jedoch nicht einfach ein zufälliger Wert eingestellt und die Fahrzeuge fühlen sich wirklich realistisch in ihrem Verhalten an. Das sollte für eine Rennsimulation zwar selbstverständlich sein, ist jedoch immer wieder wert genannt zu werden – hier liegt nun mal ein großer Faktor solcher Spiele.

Übrig bleibt nur noch der allgemeine technische Aspekt: Eine KI ist im konventionellen Sinne seit einigen Forza-Teilen nicht mehr gegeben und durch die sogenannten Drivatars entwickelt sich eine künstliche Intelligenz aus dem Fahrverhalten der vergangenen Rennen. So trefft ihr zum Beispiel auf die KI einer Person in eurer Freundesliste, die sich sehr ähnlich verhält, wie das auch in der Realität der Fall wäre. Trotz der mehrmaligen Nutzung, wirkt das Feature ebenso futuristisch wie grandios. Eine Gummiband-KI ist dadurch nicht mehr gegeben und die Rennen fühlen sich so an, als würde es gerade um etwas Wichtiges gehen.

Brummende Motoren und quietschende Reifen

Auch im Bereich des Sounds gibt sich Forza Motorsport 7 keine Blöße und überzeugt durch eine gute Soundabmischung. Die Motoren klingen so wie sie es sollen und lassen den Blutdruck von Autofans deutlich steigen – im positiven Sinne. Gut gefallen haben uns auch die Audioaufnahmen bekannter Rennfahrer oder Personen aus der Rennszene, die hin und wieder während der Ladezeiten abgespielt werden. Dies verkürzt die Wartezeit gefühlt merklich und steigert erneut das Gefühl ein Teil der Spielwelt und somit ein echter Rennfahrer zu sein.

Forza Motorsport 7 gehört für uns mit zu den besten Rennspielen, die wir je ausprobiert haben. Hier stimmt bis auf ein paar Kleinigkeiten wirklich alles und trotz der großen Flut an Rennspielen in diesem Jahr, dürfte es schwer sein das Spiel zu toppen. Während Project Cars 2 gnadenlos in die Magengrube tritt, bis man ein besserer Fahrer wird, macht Forza das mit Gefühl und zeigt, dass auch diese Herangehensweise erfolgreich oder sogar noch besser sein kann. Wir sind jedenfalls vollends von dem Titel begeistert!

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