Wir haben uns für euch durch die Closed Alpha von Battlefield 5 gekämpft und einen Großteil der neuen Features und Änderungen in Augenschein genommen. Warum uns der Multiplayer-Shooter von DICE schon jetzt sehr gut gefällt und welche Punkte noch verbessert werden müssen, erklären wir in unserem umfangreichen Preview-Artikel.
Sinnvolle Neuerungen im Zweiten Weltkrieg
Lange wurde spekuliert welches Setting Battlefield 5 zugrundeliegen wird. Wenige Wochen vor der E3 2018 in Los Angeles ließen Publisher Electronic Art und Entwickler DICE die Katze schließlich aus dem Sack und stellten den Shooter innerhalb eines Livestream-Events offiziell vor. Der erste Trailer, der Teile der Kriegsgeschichten zeigte, wurde seitens der Community recht negativ aufgenommen. Viele Spieler warfen dem schwedischen Entwickler vor, dass einige der gezeigten Spielelemente dem Realismus sowie dem historischen Setting widersprechen würden.
Die größten Kritikpunkte in den vergangenen Wochen waren aber die weiblichen Charaktere, die in dem Trailer zu sehen waren. Ein lautstarker Teil der Community schien der Meinung, dass Frauen im Zweiten Weltkrieg nichts zu suchen hätten. Allerdings ist historisch sehr wohl belegt, dass damals auch Frauen an der Front gekämpft haben. So gab es beispielshalber russische Scharfschützinnen und Widerstandskämpferinnen in Frankreich oder Norwegen, die Schlüsselfiguren für den alliierten Vorstoß waren.
Während in den Kriegsgeschichten von „Battlefield 5“ unter anderem eine Frau im Fokus stehen wird und DICE das Schicksal der jungen Kämpferin thematisieren möchte, stehen auch im Multiplayer weibliche Soldatinnen zur Auswahl.
Neben den Kriegsgeschichten sowie dem Multiplayer wird es außerdem einen Koop-Modus namens „Combined Arms“ geben.
Der Umfang der Closed Alpha
Wir haben uns in den vergangenen Tagen einen eigenen Eindruck vom Multiplayer gemacht und innerhalb der Closed Alpha unzählige Stunden auf der Karte Arctic Fjord in der norwegischen Stadt Narvik verbracht. Auf dieser Map konnten Journalisten und YouTuber bereits im Rahmen der EA Play im Vorfeld der E3 spielen und sich so einen ersten Eindruck über den kommenden Titel verschaffen.
Innerhalb des Multiplayers stehen neben dem bekannten Conquest-Modus außerdem die Grand Operation: Fall of Norway zur Verfügung. Bei den Grand Operations handelt es sich quasi um eine erweiterte Version der aus „Battlefield 1“ bekannten Operations, allerdings in einer noch größeren Dimension. Innerhalb der Closed Alpha können bis zu 64 Spieler gegeneinander antreten. Neben täglichen Aufgaben ist es während der Testphase außerdem möglich einen speziellen Dog-Tag freizuschalten, der nur für Alpha-Tester herausgegeben und auch in die finale Version des Spiels übertragen wird. Um sich die begehrte Hundemarke zu verdienen, müssen im Vorfeld verschiedene Ingame-Aufgaben erfüllt werden.
Ein riesiger Sandkasten
Solltet ihr mit„Battlefield 1“ euren Spaß gehabt haben und im Nachfolger ein ähnliches Spielerlebnis erwarten, dann wird euch „Battlefield 5“ mit Sicherheit nicht enttäuschen. Vor allem die Battlefield-typische Schlachtfeldatmosphäre ist DICE wieder hervorragend gelungen. Besonders die Soundkulisse, die innerhalb der Reihe stetig verbessert worden ist, hat uns absolut umgehauen.
Schon in „Battlefield 1“ bekommen wir soundtechnisch einiges auf die Ohren, in „Battlefield 5“ kann DICE die Latte aber noch einmal ein Stückchen höher legen. Befinden wir uns beispielsweise in einem Haus und werden von einem Panzer beschossen, stellt sich alleine aufgrund der erschreckend realistischen Soundkulisse unweigerlich Gänsehaut ein. Wird nämlich eine Außenwand des Gebäudes von einem Projektil getroffen, bebt das gesamte Haus ohrenbetäubend. Schüsse und Explosionen innerhalb eines Gebäudes klingen hingegen deutlich dumpfer, als es außerhalb der Fall ist.
Dynamische Zerstörung aus dem Bilderbuch
Was wäre die Battlefield-Reihe ohne eine zerstörbare Umgebung? „Battlefield 1“ bietet uns bereits unzählige Möglichkeiten, um auf den jeweiligen Karten maximale Zerstörung anzurichten. Was macht schließlich mehr Spaß, als mit einem Panzer mit voller Geschwindigkeit in ein Gebäude zu rasen, um den nervigen, feindlichen Scharfschützen auszuschalten? In dem Vorgänger gibt es jedoch ein lineares Zerstörungssystem, wodurch Häuser bei Beschuss immer an bestimmen Bereichen auseinanderbrechen. In „Battlefield 5“ hat DICE dieses System deutlich dynamischer gestaltet und das kann sich wirklich sehen lassen.
Beispielshalber könnt ihr mit einem Panzer und genügend Schwung nicht nur in Häuser hineinfahren, sondern komplett durch die typisch norwegischen Holzhäuser hindurchbrettern. Das Gebäude wird dabei auch wirklich nur an den Stellen zerstört, an denen der Panzer durch die Wand bricht. Besonders anfällig sind solche Holzhäuser außerdem gegen Feuer. Sind diese einmal in Brand gesteckt worden, können sie einige Zeit lang lodern, was die Gebäude unbenutzbar für Infanterie macht.
Ein interessantes Detail: Fährt ein Panzer gegen eine Hauswand, rutscht der Schnee physikalisch korrekt vom Dach auf das Fahrzeug sowie die Insassen. Insgesamt soll die Physik in „Battlefield 5“ eine viel wichtigere Rolle einnehmen.
Ein gutes Beispiel dafür sind Druckwellen, die Auswirkungen auf die Spieler besitzen. Wir haben in der Closed Alpha am eigenen Leib erfahren, was die Entwickler darunter genau verstehen. Schlägt direkt neben uns ein Panzerprojektil ein, werden wir buchstäblich aus den Stiefeln gerissen und einige Meter nach hinten katapultiert. Dann müssen wir uns erst einmal kurz sammeln und neu orientieren. Selbst durch die Luft wirbelnde Mauerteile können Soldaten treffen und Verletzungen verursachen.
Auf der gespielten Karte Narvik sind übrigens nicht alle Häuser zerstörbar. Nach dem ersten Tag einer Grand Operation sind die Auswirkungen der Schlacht aber deutlich sichtbar. Wie detailliert die Zerstörung in „Battlefield 5“ genau ausfallen wird, beispielsweise bei Häusern mit mehreren Stockwerken und Steinmauerwerk, können wir zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht genau beurteilen. Gut gefallen hat uns aber schon jetzt, dass das Interieur im Inneren von Gebäuden umfangreicher ausfällt, wodurch Innenräume realistischer wirken.
Die Grand Operations
Eine große Neuerung in „Battlefield 5“ sind die Grand Operations, die wir bereits eingangs erwähnt haben. Diese können sich über mehrere Ingame-Tage ziehen und warten mit wechselnden Modi und Zielen auf. Auf Narvik starten wir zum Beispiel als Fallschirmjäger und springen bei Nacht aus britischen Transportflugzeugen.
Das Ziel besteht daraus, die gegnerischen Flaks mit Sprengstoff in die Luft zu jagen. Dabei ist es uns überlassen, an welchen Punkt wir das Flugzeug verlassen. Umso länger wir darin verweilen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir von den besagten Flaks vom Himmel geholt werden. Der zweite Tag der Grand Operations spielt zur Mittagszeit und weist uns das Missionsziel zu Flaggen zu erobern. Außerdem bekommen wir Zugriff auf Fahrzeuge wie Panzer, mit denen wir den Druck auf das gegnerische Team deutlich erhöhen können. Die Ereignisse der vorherigen Tage wirken sich übrigens auf die nächsten Tage einer Grand Operation aus.
Je nachdem wie viele Soldaten aus dem eigenen Team am ersten Tag gefallen sind, stehen uns am zweiten Tag weniger Tickets zur Verfügung. Zwar verfügt die Closed Alpha noch über zahlreiche kleinere und größere Bugs sowie Balance-Probleme, doch schon jetzt machen die Grand Operations ordentlich Spaß. Was unter anderem aber auch an der sehr durchdachten Karte liegt. Durch das vertikale Leveldesign gibt es gerade für Infanteristen so gut wie immer eine Möglichkeit, um es mit feindlichen Panzern aufzunehmen. Vor allem die Eisenbahnbrücke am Rande der Map bietet jederzeit eine Menge Action und zahlreiche taktische Möglichkeiten.
Das eigene Squad wird wichtig wie nie
Der ganz klare Fokus von DICE liegt bei „Battlefield 5“ auf den Squads. Die Entwickler möchten durch sinnvolle Neuerungen erreichen, dass die verschiedenen Klassen innerhalb eines Squads besser zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Beispielsweise kann nun jeder Soldat seine Kameraden heilen, allerdings nicht auf die vollen 100 Prozent Lebenspunkte. Dies kann nur der Medic, der nicht nur die gesamte Gesundheit auffüllt, sondern die Wiederbelebung auch deutlich schneller durchführt. Denn werdet ihr im Gefecht tödlich getroffen, bleibt ihr kurze Zeit auf dem Schlachtfeld liegen und könnt in diesem Zeitraum von euren Kollegen wieder auf die Beine geholt werden. Dabei schaut uns der jeweilige Soldat genau in die Augen, was laut DICE die Bindung sowie das Teamgefühl untereinander stärken soll.
Da in „Battlefield 5“ gefühlt ein wenig schneller als in „Battlefield 1“ gestorben wird, kommt uns das Prozedere derzeit aber noch ein wenig langwierig vor. Denn findet sich kein rettender Helfer, müssen wir trotzdem abwarten. Halten wir nicht die linke Maustaste gedrückt, bluten wir aber dafür schneller aus, um neu bei den Kollegen zu spawnen oder auf die Übersichtskarte zu wechseln.
Um die erfolgreiche Zusammenarbeit im Squad zu belohnen, hat DICE außerdem die Squad Reinforcement Points eingeführt, die es euch erlauben, mächtige Kriegstechnik herbeizurufen. Nur wenn ihr auch wirklich als Squad agiert und entsprechend Befehlen folgt, eure Kameraden wiederbelebt, diese mit frischer Munition versorgt und dabei die Objectives spielt, erhaltet ihr diese begehrten Punkte. Durch die Punkte erhaltet ihr schließlich Zugriff auf spezielle Items wie eine V1-Rakete oder ein besonders mächtiges Fahrzeug. Dabei kann lediglich der Squad Leader diese Kriegstechnik herbeirufen. Solche besonderen Fahrzeuge können dann auch wirklich nur von euren Squad-Mitglieder betreten und verwendet werden.
Wie genau ihr im Multiplayer die begehrte V1-Rakete freischaltet, lest ihr in unserem News-Artikel.
Ein bisschen Minecraft: Das Bausystem
Die Karten und vor allem die taktischen Möglichkeiten sollen durch das neue Bausystem dynamischer gestaltet werden. Auch hier möchte DICE erreichen, dass die einzelnen Klassen mehr zusammenarbeiten. So ist jede Klasse in der Lage, Sandsäcke, Stacheldrahtzäune oder Panzersperren an bestimmten Punkten der Karte aufzubauen und damit eine Verteidigungsanlage zu errichten, die den Vormarsch der Gegner aufhalten oder wenigstens verlangsamen soll. Außerdem kann der Supporter eine Stellung zu einem MG-Nest aufrüsten. Überall auf der Karte verteilte stationäre Geschütze können darüber hinaus mit Jeeps oder Panzern über die Karte gefahren werden, um so eine kleine Festung zu errichten.
Gewollte Munitionsknappheit
Eine weitere sehr wichtige und grundlegende Änderung betrifft die Versorgung der Soldaten und sämtlicher Fahrzeuge. Durch Munitionsknappheit sollen Spieler dazu gezwungen werden, mehr zusammenarbeiten und vor allem stärker auf Missionsziele respektive Objectives zu spielen. Sind die wenigen Magazine leer geschossen, muss entweder ein Versorgungspunkt oder ein Supporter angesteuert werden. Selbst nach einem Respawn werden eure Munition und Gadgets nicht wieder wie von Geisterhand komplett aufgefüllt. Bei gefallenen Gegnern lassen sich übrigens ebenfalls die wertvollen Munitionstaschen abstauben. Durch dieses neue System sind vor allem Scharfschützen immer wieder dazu gezwungen, ihre gute Position zu verlassen und Nachschub zu besorgen.
Auch Fahrzeugen geht die Munition aus, weshalb die Fahrer Versorgungslager ansteuern und dadurch ebenfalls ihre Stellung aufgeben müssen. Vor einem ähnlichen Problem stehen auch Piloten. Allerdings müssen diese zur Aufmunitionierung nur durch entsprechende Icon-Symbole fliegen und schon kann der nächste Angriff erfolgen. Das widerspricht ein wenig der ansonsten sinnvollen und zum Teil realistischen Ansätze, die DICE in „Battlefield 5“ umsetzen möchte. Eigentlich müsste der Entwickler gerade hier konsequent sein und den Piloten zur Landung zwingen. Das ist aber, genau wie auch in „Battlefield 1“, nicht vorgesehen. Obwohl viele Spieler einen solchen Schritt sicherlich begrüßen würden.
Das 3D-Spotting ist tot
Änderungen hat DICE auch an der bekannten Spot-Mechanik des Vorgängers vorgenommen. Während Spieler im Vorgänger noch wild auf die Taste „Q“ gehämmert haben, gehört das sogenannte 3D-Spotting nun der Vergangenheit ein. Markierte Gegner werden den Mitspielern nicht mehr durch eine rote Markierung über den Köpfen angezeigt. Nun wird lediglich ein statischer Marker gesetzt, der die letzte Position des markierten feindlichen Soldaten anzeigt. Mitspieler können also nur erahnen, wo sich der Gegner aufhält. Dadurch spielen wir deutlich weniger nach der Minimap, sondern achten aktiver und aufmerksamer auf unsere Umgebung.
Wie sieht die Zukunft aus?
Genau wie in „Battlefield 1“ möchte DICE den kommenden Multiplayer-Shooter eine sehr lange Zeit unterstützen. Der Live-Service „Tides of War“ soll den Spielern regelmäßig neue Bonusaufgaben zur Verfügung stellen und neue Inhalte in Form von Updates sowie Erweiterungen bringen. Der Premium Pass gehört endgültig der Vergangenheit an. Denn alle Inhalte werden gratis für „Battlefield 5“-Spieler erscheinen.
Mikrotransaktionen wird es aber trotzdem geben. Doch offensichtlich haben die Verantwortlichen aus dem riesigen Shitstorm rund um „Star Wars Battlefront 2“ gelernt. Lootboxen wird es in „Battlefield 5“ nicht geben und Echtgeld kann nur für kosmetische Inhalte ausgegeben werden, die zudem zu dem Setting passen sollen.