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Battlefield 5: Kriegsgeschichten: Warum die Story auf hohem Niveau enttäuscht

In Battlefield 5 schicken euch EA und DICE zurück in den zweiten Weltkrieg. Im Einzelspielermodus nehmt ihr in drei Kriegsgeschichten an Schlachten rund um den Globus teil. Wir verraten euch, was die Kampagne auf dem Kasten hat und ob sie mehr ist, als nur eine nette Dreingabe zum Multiplayer.

Alles beginnt in einem ausführlichen Prolog, der uns einen kurzen Überblick über das verschafft, was uns im Spiel erwartet und den Grundton für die kommenden Stunden setzt: Krieg ist kein Spaß. Krieg ist brutal, schonungslos und zermürbend.
Wie bereits im Vorgänger gelingt es Entwickler DICE auf beeindruckende Art und Weise, das Grauen des Krieges auf den Bildschirm zu bannen. Zu Beginn bestaunen wir die wunderschönen Polarlichter am Himmel Norwegens. Doch Zeit, die Umgebung auf euch wirken zu lassen, bleibt keine.

Mit dem Fallschirm landet ihr auf dem Boden der Tatsachen und der ist verdammt hart und grausam. Beim Erklimmen eines Berges segnen eure Kameraden gleich reihenweise das Zeitliche, während ihr euch den Weg über eine verschneite Brücke bahnt. Nur, um am Ende einem gewaltigen Panzer gegenüberzutreten.

Im Rahmen des knapp 15-minütigen Prologes konfrontiert euch Battlefield 5 mit verschiedenen Situationen die einen Vorgeschmack darauf liefern, was euch in den Kriegsgeschichten erwartet. Eines haben dabei jedoch alle gemeinsam: Ihr werdet sie nicht überleben.

Der Auftakt von Battlefield 5 ist an Dramatik jedenfalls kaum zu überbieten und schafft es durch seine herausragende Inszenierung und den gelungenen Soundtrack, euch emotional zu berühren. Dabei fängt der Shooter das Grauen des Krieges so gut ein, wie es selbst filmischen Meisterwerken im Stile eines „Der Soldat James Ryan“ oder „Der schmale Grat“ kaum gelingt. Eben weil das Spiel nicht die Geschichte namenloser Soldaten erzählt, sondern seinen Charakteren tatsächlich ein Gesicht verleiht.

© EA/DICE

Emotionale Kurzgeschichten

Der Prolog von Battlefield 5 dient selbstverständlich als Einführung in die Einzelspielerkampagne, die auf den Namen Kriegsgeschichten hört. Dabei handelt es sich um kurze, ineinander abgeschlossene Szenarien, die euch die eher weniger bekannten Schlachten des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht wechselnder Charaktere miterleben lassen.

Bereits der Vorgänger setzte auf dieses Konzept, das bei Fans gut ankam und auch größtenteils sehr gut funktionierte. Mit einer Spielzeit von knapp fünf Stunden, aufgeteilt auf drei Kapitel (ein weiteres wird nach der Veröffentlichung folgen) fällt der Umfang der Kampagne von Battlefield 5 jedoch äußerst überschaubar aus.

© EA/DICE

In der ersten Mission schickt euch das Spiel nach Nordafrika, im weiteren Verlauf geht es nach Norwegen und Südfrankreich. Genauso abwechslungsreich wie die Schauplätze fällt auch der Grundton der Kriegsgeschichten aus. Während das erste Kapitel mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor aufwartet, geht es im Skandinavien-Ausflug von „Nordlys“ deutlich düsterer zur Sache.

Diese beginnt dafür mit einer ausführlichen nächtlichen Skitour der Protagonistin Solveig, die sich auf die Suche nach einem vermissten Widerstandskämpfer macht. Schnell wird klar: Dank gut geschriebener, glaubhafter Charaktere und dichter Atmosphäre fügen sich die Kriegsgeschichten hervorragend in das Spiel ein.

Wenn ihr der Handlung folgen könnt, versteht sich. Immerhin sprechen alle Figuren in ihrer Landessprache was euch dazu zwingt, aufmerksam die Untertitel zu lesen. Wenn euch ein Panzer auf die Pelle rückt oder ihr von Feinden umringt werdet, ist das mitunter gar nicht so einfach.

Battlefield mit Stealth-Ansatz

Dabei legen vor allem die ersten beiden Kampagnen den Fokus auf leises und taktisches Vorgehen: Ein Novum für die Battlefield-Reihe, welches allerdings nur bedingt funktioniert. Stellenweise verkommen die Missionen nicht zuletzt aufgrund der bescheidenen Gegner-KI zu stumpfen Run-and-Gun-Ballereien in denen ihr vermutlich irgendwann einfach dazu übergeht, loszusprinten und alles über den Haufen zu ballern.

Die erste Kampagne „Under No Flag“ führt euch auf eine Sabotage-Mission nach Nordafrika, die erstaunlich linear beginnt und zu Beginn ihre Faszination ausschließlich aus den Dialogen der Protagonisten bezieht. Doch im weiteren Verlauf nimmt die Geschichte Fahrt auf. Die Karte öffnet sich und es liegt ganz bei euch, welches der drei Missionsziele ihr zuerst angehen wollt und wie ihr das überhaupt anstellt. Von einem Hügel aus sondiert ihr die Lage. Mit dem Fernglas späht ihr Feinde aus und sucht die bestmögliche Stelle zum Eindringen. In solchen Momenten fühlt ihr euch unweigerlich an Far Cry erinnert und das ist nicht einmal negativ gemeint. Wohl aber, dass durch die spielerische Freiheit die Intensität der Kampagne etwas auf der Strecke bleibt. Eine stärkere Struktur, wie dies noch in den Kriegsgeschichten von Battlefield 1 der Fall war, hätte der Kampagne spürbar gut getan.

Ob ihr lautlos vorgeht oder in bester Rambo-Manier alles über den Haufen ballert, bleibt also euch überlassen. Letzteres funktioniert leider, wie bereits erwähnt, aufgrund der dämlichen Gegner-KI ebenfalls sehr gut. Wirklich triftige Gründe für den Schleichansatz findet ihr keine, sehr schade. Zumal auch die Schleichmechaniken nicht tief genug in die Materie gehen, um auf Dauer zu motivieren. Nervig wird es, wenn ihr einen Posten gegen mehrere Wellen herannahender Feinde verteidigen müsst. Dabei dachten wir tatsächlich, solch monotone Schießbuden gehörten langsam aber sicher der Vergangenheit an.

© EA/DICE

Fehlendes Battlefield-Gefühl

Erstaunlicherweise seid ihr die meiste Zeit zu Fuß und alleine unterwegs. Die serientypischen Massenschlachten und Fahrzeuge sucht ihr größtenteils vergebens. Das wirkt ungewohnt und fühlt sich nicht nach dem an, was man von einem Battlefield erwartet. Das ändert sich in der dritten Kampagne namens Tirailleur jedoch grundlegend.

In der Haut von Deme Cisse kämpft ihr im ländlichen Süden Frankreichs um die Befreiung eures Heimatlandes und das in einer herausragenden Inszenierung, die es wirklich in sich hat.  Zumal man hier tatsächlich das Gefühl hat, ein Teil des großen Ganzen und eben kein einsamer Wolf zu sein, der mal eben ganze feindliche Bataillone im Alleingang ausschaltet. Wenn ihr gemeinsam mit euren Kameraden eine Bergfestung stürmt, im Hintergrund Artilleriefeuer den Himmel erhellt und es an jeder Ecke explodiert, funktioniert Battlefield noch immer am besten. Genau an diesen Momenten mangelt es den Kriegsgeschichten und es bleibt abzuwarten, ob das vierte Kapitel um eine deutsche Panzer-Besatzung dies ändern kann.

Aus technischer Sicht hingegen gibt es Nichts zu beanstanden. Battlefield 5 sieht schlicht bombastisch aus und klingt hervorragend. Besonders die Beleuchtung und Spezialeffekte wie der einsetzende Schneesturm in Nordwegen oder die Nebelschwaden über den Feldern Südfrankreichs sehen atemberaubend aus.

Besondere Herausforderungen und Sammelitems erhöhen zudem den Wiederspielwert der Kampagne deutlich, ansonsten gibt es allerdings nur wenige Gründe, nach dem Beenden noch einmal vorbeizuschauen.

Was am Ende bleibt sind hervorragend erzählte Kurzgeschichten, die mit einer herausragenden Inszenierung und gelungenen Charakteren überzeugen. Die schwache KI in Kombination mit der kurzen Spielzeit und dem Fokus auf Stealth sorgen allerdings dafür, dass die Kriegsgeschichten leider nicht mehr sind, als nettes Beiwerk zum Multiplayermodus.

© EA/DICE

Fazit von Philipp Briel

Ich war ein großer Fan der Kriegsgeschichten in Battlefield 1 und habe mich entsprechend auf deren Rückkehr gefreut. Doch die Kampagne von Battlefield 5 verschenkt meiner Meinung nach leider eine Menge Potential, weil sie sich nicht auf die Stärken der Reihe besinnt.

Grundsätzlich funktionieren die drei Kriegsgeschichten sehr gut und punkten mit einer spannenden Handlung, glaubhaften Charakteren und einer herausragenden Inszenierung. Der Fokus auf Stealth-Gameplay wirkt für mich allerdings ein wenig deplatziert. Battlefield funktioniert am besten, wenn ich an riesigen Schlachten teilnehme, alles um mich herum explodiert und ganze Häuser einstürzen.

Momente, die in dem Einzelspielmodus von Battlefield 5 zu selten vorkommen. Die serientypischen Fahrzeuge spielen nahezu keine Rolle und die dämliche Gegner-KI tut dann ihr Übriges. Dennoch hat mich die knapp fünfstündige Kampagne gut unterhalten und stellenweise emotional berührt. Trotzdem bleibt am Ende das ernüchternde Gefühl, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre.

© EA/DICE

Philipp Briel

Liebt Games und Serien auf allen Plattformen. Klemmt sich bevorzugt hinter das Lenkrad virtueller Rennwagen oder erholt sich an den Gewässern offener Spielwelten. Fühlt sich im Auenland aber genauso heimisch, wie in Battle-Royale-Shootern oder der nordischen Mythologie.
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