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Meisterdetektiv Pikachu: Die Geschichte einer ungleichen Freundschaft, die alle Skepsis überwindet – Filmkritik

Mit „Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu“ erwartet uns ab dem 9. Mai der erste Pokémon-Live-Action-Film in den Kinos. Die ikonischen Pokémon, die uns schon seit Jahrzehnten in Film, Fernsehen und Videospielen begleiten, werden nun auf eine völlig neue Art auf die Leinwand gezaubert. Computeranimierte Wesen agieren mit realen Schauspielern. Wir durften den Film bereits sehen und erzählen euch, ob es den Filmemachern um Regisseur Rob Letterman gelungen ist, das Franchise auf gelungene Weise neu zu erfinden.

Bei dieser Review handelt es sich um eine Meinung/ Erfahrungsbericht von Daniel Busch.

Dieser Artikel ist möglichst spoilerfrei gehalten!

Pokémon gilt als größtes Media-Franchise der Welt. Im Jahr 1996 erblickten die japanischen Taschenmonster erstmals das Licht der Welt, als mit der Grünen und Blauen Edition im Land der aufgehenden Sonne die ersten Spiele für den Game Boy erschienen waren. Wenig später kamen die Spiele in einer überarbeiteten Version als Rote und Blaue Edition (und kurz danach die Gelbe Spezial-Edition) in weiteren Teilen der Welt heraus – so auch in Deutschland – und lösten schier ein globales Phänomen um die Marke aus. Bis heute feiern die Pokémon unzählige Erfolge, lassen sich in zahlreichen weiteren Spielen fangen und trainieren, finden sich als Kartenspiel in unzähligen Sammlungen, flimmern als TV-Serie mit etwa Tausend Episoden über die Bildschirme und locken Fans jedes Jahr mit einem neuen abendfüllenden Film ins Kino. Die neuesten Spielableger „Pokémon Schwert und Schild“ befinden sich schon für die Nintendo Switch in den Startlöchern.

Eine vollkommen neue Art von Pokémon-Film

Zu Pokémon hat man schon fast alles gesehen. Kann The Pokémon Company da noch etwas Neues liefern? Und vor allem, kann ein Fan, der schon jahrelang mit den Monsterchen zu tun hatte, noch überrascht werden? Die Antwort lautet, oh ja!
In Zusammenarbeit mit Warner Bros. Pictures läuft ab nächster Woche „Meisterdetektiv Pikachu“ in den deutschen Kinos an. Das erste Mal wird ein Pokémon-Live-Action-Film über die Leinwände flimmern. Mit echten Schauspielern und computeranimierten Wesen. Zugegeben, die Skepsis war auch bei mir zuerst groß, ob das gut gehen kann. Der erste Trailer offenbarte uns den Blick auf die Filmversion von Pikachu. Und während ich den gelben Nager noch anfangs sehr ungewohnt mit dem animierten Fell, den realistischen Pupillen und im Beisein von richtigen Menschen empfand, habe ich den kleinen Racker mittlerweile doch ins Herz geschlossen.

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Bislang kannte man die Wesen nur als Anime-Variante oder in Form von Pixeln oder Polygonen in den Spielen – in „Meisterdetektiv Pikachu“ haben die Filmemacher das Aussehen der Pokémon an die „reale“ Welt angepasst. Bei Pikachu klappt das noch halbwegs gut. Trotz der gelben Farbe und den fantasievollen Körperelementen wie den roten Wangen und dem gezackten Schweif (und der maßlosen Vorliebe für Kaffee) tritt das Wesen im Film glaubhaft echt auf – und das Wichtigste, was die meisten vermutlich ins Kino lockt, frech und knuffig. Das klappt beileibe nicht bei allen Pokémon, manche sind dafür dann doch zu überzeichnet designt.

Pikachu ist zwar der titelgebende Hauptstar des Films und wird – das schonmal vorweggenommen – von Ryan Reynolds fabelhaft „verkörpert“ – der Film dreht sich aber nicht nur um das kleine, ikonische Pokémon.

Ermittlungen in Ryme City

Die Handlung setzt bei einem Forschungslabor ein, das Experimente am legendären Pokémon Mewtu durchführt. Bei Mewtu handelt es sich um ein von Menschen erschaffenes Wesen, das aus den Überresten des antiken Mew resultierte. Mit dem Ziel, das stärkste Pokémon der Welt zu erschaffen, versucht man dieses Pokémon zu kontrollieren. Die Experimente münden jedoch in einer Katastrophe und das mächtige Wesen flieht aus der Forschungsanstalt. Diese Ereignisse werden von den Medien geheim gehalten, auch Protagonist Tim Goodman (Justice Smith) erfährt davon nichts, sondern befindet sich mit einem Kindheitsfreund auf einem Trip in die Natur. Als Kind wollte Tim noch Pokémon-Trainer werden und war Feuer und Flamme für die kleinen Wesen. Nach dem Ableben seiner Mutter wechselte sein Gemüt zusehends und er möchte mit dem Trainer-Dasein nichts am Hut haben. So besitzt er zur Verwunderung vieler Mitmenschen auch keinen Pokémon-Partner. 

Tims Kumpel lockt ihn auf eine Wiese, drückt ihm einen Pokéball in die Hand und schickt ihn zu einem einsamen Tragosso. Zum ersten Mal bekommen wir damit „in echt“ zu Gesicht, wie versucht wird, ein Pokémon zu fangen. Nur klappt das nicht so recht. Das Tragosso bricht aus und setzt zum Angriff an. Die Zeit für Tim kommt aber dennoch, und zwar früher als ihm vielleicht lieb ist. Umso mehr aber zur Freude für uns.

Nur kurz darauf wird er davon unterrichtet, dass sein Vater einen Unfall hatte. Ein gutes Verhältnis zueinander hatten sie jedoch nie. Tim, der als Versicherungssachverständiger nun seine Brötchen verdient, hat seinen Vater jahrelang nicht besucht. Als er jedoch erfährt, dass er für seinen Vater Harry, der als Detektiv tätig war, nach all der abwesenden Zeit immer noch das Wichtigste auf der Welt war, fährt er nach Ryme City, wo Harry gewohnt hatte.

Ryme City stellt eine besondere Stadt in diesem Film dar. Gegründet vom Medien-Unternehmer Howard Clifford (Bill Nighy), dessen hohes Ziel es ist, die Partnerschaft zwischen Pokémon und Menschen zu fördern, arbeitet man dort in alltäglichen Situationen miteinander. Schiggy unterstützen die Feuerwehr mit ihren Wasser-Fahigkeiten wie Aquaknarre, Glumanda bereiten auf dem Markt Spezialitäten zu, Machomei helfen für übersichtliche Verkehrssituationen an Kreuzungen. Das Leben der Menschen in Ryme City ist zum größten Teil mit der Mitarbeit der Wesen geprägt.

Auch besitzen fast alle Menschen in der Großstadt einen Pokémon-Partner, sei es der Polizeikommissar Yoshida (Ken Watanabe) mit seinem Snubbull, die Reporter-Praktikantin Lucy (toll gespielt von Kathryn Newton) mit ihrem Enton (das für viele lustige Momente im Film sorgt), oder Howard Clifford selbst mit seinem Ditto.

Pikachu und Tim – ein ungleiches Duo

Angekommen in der Wohnung seines Vaters nimmt der Film dann so richtig Fahrt auf und sorgt sofort für den ersten „Awww“-Moment. Anders als angenommen, steht die Wohnung nicht leer. Tim macht sogleich Bekanntschaft mit einem kleinen verängstigten Pikachu. Der kleine Racker mit der Detektivmütze auf dem Kopf dürfte sogleich auch in seiner aktuellen Filmversion – im Original gesprochen von Deadpool-Star Ryan Reynolds – viele Fans gewinnen. Und ich zähle mich da auf jeden Fall dazu. Allein schon das erste Aufeinandertreffen der beiden sorgt für Lacher, und für Erstaunen der beiden ungleichen Charaktere.
Sie können sich gegenseitig verstehen. Etwas, dass in diesem Filmuniversum ein Novum darstellt und im Filmverlauf noch für einige lustige Momente sorgt. Für andere Leute hört sich das ungewöhnliche Pikachu wie ein ganz normales Pikachu an, was mit einem schönen Easteregg an die Originalvorlage des Anime und der Spiele dargestellt wird.

Pikachu ist Harrys Pokémon-Partner. Beide sind an dem Verbleib von Harry sehr interessiert und da Pikachu der klaren Auffassung ist, Harry wäre nicht tot, macht sich das ungleiche Duo auf die Suche nach neuen Hinweisen und stellen Ermittlungen an, bei denen sie mit vielen Pokémon zurechtkommen müssen.
Dazu gehört auch ein geheimnisvolles Serum namens „R“, von dem Tim eine Ampulle in der Wohnung findet und sie öffnet. Das entweichende Gas sorgt dafür, dass Pokémon ihr Denkvermögen verlieren, aggressiv werden und wild angreifen. Das müssen die beiden auch sogleich an einer Gruppe Griffel feststellen, von denen sie aus der Wohnung gejagt werden.

Von Anfang an zeigt „Meisterdetektiv Pikachu“, dass uns ein kurzweiliges Abenteuer voller Witz und doch einigen ernsthaften und manchmal sogar traurigen Momenten erwartet. Während für die lustigen Momente vor allem Tim und Pikachu (ok, in erster Linie Pikachu) zuständig sind, breitet sich um das Serum „R“ eine Handlung aus, die zu einer Bedrohung für das Zusammenleben zwischen Menschen und Pokémon verantwortlich ist. Und vergessen wir das Mewtu nicht, das ebenfalls eine Rolle spielen wird.

Im Hauptangelpunkt der ganzen Prämisse wird dabei über den ganzen Film hinweg Tims und Pikachus Beziehung in den Vordergrund gerückt. Das ungleiche Duo nähert sich immer weiter aneinander an, mit Höhen und Tiefen.

Ich persönlich habe im Vorhinein gar nicht mal so viel zur Handlung des Films erwartet, auch wenn die Prämisse dennoch interessant erscheint. Der Film offenbart jedoch viele Plottwists, die die Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig halten. Sowohl das Verhältnis zwischen Tim und Pikachu als auch die drohenden Umstände um dieses Gas und der Verbleib von Harrys Vater sind wunderbar zu einer in sich stimmigen Geschichte verwoben.

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Daniel Busch

Immer im Beast-Mode und manchmal ganz schön verpeilt. Sport-Enthusiast, der die USA liebt und von seiner eigenen Harley träumt. Super Saiyajin im Training, Trophäenjäger an der PlayStation. Bevorzugt Sony-Exclusives, God of War, GTA V und RDR2.
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