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Kinostarts: Filmkritik zu Parasite: Der beste Film des Jahres kommt aus Südkorea

Seit Wochen freuen sich die Kinoliebhaber auf einen ganz besonderen Film: „Parasite“. Der südkoreanische Film wurde auf den Filmfestivals bereits als einer der besten Filme seit Jahren bezeichnet. Aber was ist dran an dem Hype? Wir verraten euch, ob sich ein Kinobesuch tatsächlich lohnt.

Der bestbewertete Film in Cannes, 99 Prozent auf RottenTomatoes, Gewinner der Goldenen Palme … „Parasite“, der südkoreanische Film von Regisseur Bong Joon-Ho, löste in den letzten Wochen großen Wirbel in der Filmwelt aus. Viele Kritiker sprechen bereits vom großartigsten Film des Jahrzehnts und der ikonischste Klassiker seit „Pulp Fiction“. Doch kann ein so gehypter Film wirklich seinem Ruf gerecht werden? Wir verraten euch, ob ihr euch eine Kinokarte kaufen solltet.

Diese Review ist die persönliche Kritik eines Redakteurs und spiegelt nicht die Meinung des ganzen PlayCentral-Teams wider.

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Klassenkrieg auf Koreanisch

Der Name Bong Joon-Ho sollte Filmliebhabern bereits bekannt sein. Der südkoreanische Filmemacher brachte uns in den letzten Jahren Meisterwerke wie „Mother“, „Snowpiercer“ und „Okja“, in denen er aus unterschiedlichen Perspektiven die Geschichte von Außenseitern erzählt. Diese müssen sich meist gegen Ungerechtigkeit und eine ihnen feindlich gesinnte Gesellschaft kämpfen, was nicht immer zum Wohle der Protagonisten endet.

Mit „Parasite“ nimmt uns der Regisseur erneut mit in eine Welt voller Klassenkriege, politischen Ungerechtigkeiten und Familiendramen. Im Mittelpunkt steht dabei die vierköpfige Familie Kim, die sich in Südkorea von Armut geprägt mit Tagelöhner-Jobs durch den Alltag kämpfen muss. Als Sohn Ki-woo durch seinen besten Freund die einmalige Gelegenheit erhält, in einer reichen Familie der jungen Tochter Englisch-Nachhilfe zu geben, kommen nach und nach mysteriöse Intrigen und ungewöhnliche Geschehnisse ans Licht, die „Parasite“ zu einem der unglaublichsten Kinoerlebnisse der letzten Jahre macht.

Ein Film ohne Grenzen

Bong Joon-Ho hat mit „Parasite“ einen Film kreiert, der sich gegen jegliche Regeln des Genres stellt. Wo westliches Kino oftmals an den Normen und Vorschriften von Filmstereotypen gebunden bleibt, entfaltet sich „Parasite“ nach der ersten Hälfte des Films zu einem Origimani des Wahnsinns. Was als satirische Familienkomödie beginnt, entpuppt sich schnell zu einem gesellschaftskritischen, brutalen und faszinierenden Thriller voller Wendungen und Twists, die jeden noch so gewieften Filmkenner überraschen werden. Wer nach dem ersten Twist bereits meint, verstanden zu haben, in welchem Film er sich befindet, der wird im Laufe des letzten Akts noch so einige Male geschockt werden.

Essenziell dabei sind die großartigen Performances der einzelnen Schauspieler, die nicht nur eine familiäre Harmonie brillant ins Leben rufen, sondern diese im nächsten Moment durch das intelligente, spannende und emotionale Drehbuch in ein neues Licht rücken. Es ist wirklich schwierig, den Film ohne Handlungsdetails zu beschreiben, denn ein ungespoilerter Kinobesuch ist für das vollkommene Erlebnis von „Parasite“ absolut vonnöten.

Ein Erlebnis nenne ich den Film ohne Zögern. Selten brachte mich eine Geschichte auf so engem Raum an den Rand meines Kinositzes. Zuschauer werden von einer Minute zur nächsten in den aufreibenden Konflikt gebracht, welche der Figuren Held oder Bösewicht darstellen. Bong Joon-Ho schafft mit seinem Film eine düstere und schwarze Satire, die nach dem Abspann ohne Zweifel zu hitzigen Diskussionen und garantierten zweiten Kinobesuchen führen wird.

Ein klarer Sieger

Es ist wirklich schwierig für mich, meine Freunde und Familienmitglieder nicht direkt ins Kino zu entführen. Nach meinem ersten Schauen von „Parasite“ dachte ich noch Wochen später über den Film nach und jedes Mal entdeckte ich neue Details in Handlung und Inszenierung. Neben atemberaubender Kameraführung und fast schon unheimlichen Set-Bildern, nimmt „Parasite“ die Zuschauer mit in eine Welt voller Verwunderung, Heimtücke und Nervenkitzel, der man so schnell nicht mehr entfliehen kann.

Jede detailreiche Szene hat eine klare Bedeutung und was am Anfang des Films fast schon beschwingt eingeleitet wird, hat in der letzten halben Stunde des Films eine düstere Konsequenz. Dabei spielt der Regisseur gewollt mit Elementen aus der amerikanischen Popkultur. Nach jeder Wendung nimmt der Titel des Filmes dabei eine komplett andere Bedeutung an, die in den kommenden Jahren für viel Interpretationsraum in der Filmanalyse sorgen wird.

„Parasite“ ist ein klares Must-See-Erlebnis und wird in den kommenden Monaten sicherlich für seine unglaubliche Inszenierung gepriesen werden. Einen Oscar für den Besten Fremdsprachigen Film hat er sicherlich in der Tasche, wenn nicht sogar eine Nominierung für die Hauptkategorie. Rührende Performances, eine ultra-originelle Story und viele überraschende Twists. Bong Joon-Ho hat ein Meisterwerk erschaffen, welches ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet.

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