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Wahres Heldentum oder doch nur klassische Videospielkost von Seiten Square Enix? Fans von Marvel und Spielepublisher Square Enix fiebern auf den offiziellen Release von Marvel’s Avengers im kommenden September hin, sind sich jedoch uneinig darüber, ob das bisher gezeigte Material wirklich überzeugt.
Nun lädt Spielentwickler Crystal Dynamics selbst zum Stresstest: Bereits am 7. August dürfen Vorbesteller im Rahmen einer Closed Beta selbst in die Haut bekannter Helden schlüpfen und sich in diversen Missionen und Abschnitten eine Meinung darüber bilden, wie sich das (fast) finale Produkt spielt. Wir durften einige Tage vorher Hand anlegen und berichten über die heldenhaft und gar unbefriedigenden Aspekte, die uns während der Beta aufgefallen sind.
Ein Third-Person-Adventure mit Schema F
Nennen wir das Kind beim Namen: Innerhalb der einzelnen Missionen folgt „Marvel’s Avengers“ insbesondere in den anfänglichen Story-Missionen einem enttäuschend sicheren Schema F. Neues Gebiet betreten – Aufgabe erhalten – ein paar Handlager vermöbeln – neue Aufgabe erhalten. Klar, insbesondere die zuvor angepriesenen War Zone-Missionen bieten hier und da Variationen, lassen sich im Grunde aber auch in selbiges Schema pressen.
Am ehesten lässt sich die Spielerfahrung mit „Star Wars: The Forced Unleashed“ vergleichen, in dem ebenfalls neue Gebiete betreten wurden, um eine vordefinierte Liste an Aufgaben abzuarbeiten. Das muss in Summe kein Stimmungskiller sein, sollte im Zweifelsfall aber durch andere Gameplay-Mechaniken abgefedert werden – sonst droht ein repetitives Heldenerlebnis.
Bin ich jetzt ein Superheld mit eigenen Fähigkeiten?
Im Rahmen der Beta hatten wir die Möglichkeit in die Rollen von Hulk, Kamala Khan alias Ms. Marvel, Iron Man und Black Widow zu schlüpfen. Bereits in unserer E3-Vorschau sprachen wir darüber, dass die Charaktere in ihrem Grundaufbau verdächtig ähnlich daherkommen – schließlich baut Entwickler Crystal Dynamics im Kampfsystem auf altbewährte Kombos basierend auf leichten und schweren Angriffen sowie Ausweichbewegungen und einige Spezialangriffe.
Das führt insbesondere in hektischen Situationen dazu, dass wir wild zwischen diversen Angriffen wechseln und uns dabei ertappen, dass sich die Kämpfe mit Hulk oder Kamala im Grunde fast gar nicht voneinander unterscheiden oder zumindest frustrierend ähnlich anfühlen.
Wer den Hulk spielt, sollte jederzeit das Gefühl verspüren ganze Berge versetzen zu können – damit ist nicht gemeint, dass eine doppelte Dreieck-Kombo auf der PlayStation 4 einen Bodenblock aus dem Boden reißt. Unterm Strich bleiben daher viele generische Angriffe, deren Animationen sich zwar unterscheiden, jedoch den gleichen Effekt haben. Die Spezialangriffe hingegen zeichnen den Unterschied der verschiedenen Charaktere etwas deutlicher und erlauben je nach Charakter auch eine eingeschränkte, taktische Tiefe.
Mehr als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist zumindest das Spielerlebnis mit schwebenden Charakteren wie Iron Man oder Thor. Durch schnelle Positionswechsel und die Möglichkeit den Kampf mittelfristig in den Luftraum zu verlagern, entsteht hier zumindest ein anderes Kampferlebnis als wir es bei Kamala oder dem Hulk erlebt haben, was Pluspunkte für die Kategorie Abwechslung gibt.
Insgesamt bleibt unser Eindruck von der E3 jedoch bestehen: Das Kampfsystem in „Marvel’s Avengers“ brilliert keineswegs mit revolutionären Neuerungen und fühlt sich insbesondere im Grundaufbau vielerorts ähnlich an. Zumindest Spezialangriffe lassen den Eindruck entstehen, wir würden tatsächlich einen individuellen Helden des Marvel-Universums steuern.
Der Multiplayer – das Herzstück von Marvel’s Avengers
Keineswegs macht „Marvel’s Avengers“ aber alles falsch. Zwar hatten wir die meiste Zeit über leider Beta-übliche Probleme beim Beitreten von Multiplayer-Sessions, jedoch sind diese ohne Zweifel das Herzstück dieses Titels geworden.
Treffen diese individuellen Figuren aufeinander, entsteht zumindest im Gameplay mit anderen Menschen dieses Gefühl, dass ein Superheldenteam gemeinsam gegen den Bösewicht vorgeht. Dadurch, dass auch keine Mehrfachauswahl der gleichen Figur innerhalb der War Zone-Missionen möglich ist, zwingt es die Spieler zu unterschiedlichen Figuren und Taktiken zu greifen. Spieler werden also insbesondere in den anspruchsvolleren Multiplayer-Missionen Freude verspüren, den in diesem Moment entwickelt sich Marvel’s Avengers zu einem eigenständigen Titel mit einem einzigartigen Spielwert!
Ein wahres Fest für Kenner der Comics
Zu guter Letzt wollen wir positiv hervorheben, dass der Titel insbesondere für Kenner des Comicuniversums ein wahres Fest werden wird. Die im Rahmen der Beta präsentierten Missionen machen klar, dass die Spieler nicht nur auf Charaktere der Trailer treffen werden, sondern dass auch weitere Helden und Bösewichte Teil von The Avengers werden. Dies schließt insbesondere auch Charaktere ein, die möglicherweise nicht jedem bekannt sind und somit Spielern die Möglichkeit bietet neue Kontaktpunkte mit dem extensiven Marvel-Universum zu knüpfen.
Skins bereits bekannter Charaktere hingegen referenzieren teils humorvoll auf Events und Szenen der Comics und vermitteln den Eindruck, dass sich das Team intensiv mit den Vorlagen auseinandergesetzt hat. Wer schon immer als hawaiianischer Hulk ein paar Fieslinge vermöbeln wollte, wird hier also voll auf seine Kosten kommen.
Zwischenfazit von Lucas Grunwitz
Für mich ist klar: „Marvel’s Avengers“ wird keine spektakulären Neuheiten mit sich bringen und das Genre der Superheldenspiele sicherlich nicht revolutionieren. Dafür fallen das Innenleben der Charaktere sowie die Missionsdesigns zu generisch aus. Nichtsdestotrotz vermittelt das Spiel in der Beta, ein solider Titel zu werden, der insbesondere in den Anfangsstunden für einiges an Spaß sorgen wird – ob das auf Dauer so bleiben wird, bleibt abzuwarten.
Seine Fans wird „Marvel’s Avengers“ sicherlich auch über die Story hinaus finden – klar ist jedoch ebenfalls, dass der Titel nicht alle Interessenten vollends überzeugen wird. Zocker, die schon immer etwas mehr Kontakt zum Marvel-Universum aufbauen wollten, können jedoch bedenkenlos einen vorsichtigen Blick hineinwerfen.