Nachdem sich Marcin Iwiński, Mitgründer von CD Projekt, in der vergangenen Woche noch einmal für den schlechten Zustand von Cyberpunk 2077 entschuldigt hat, soll sich die Führungsetage laut eines neuen Berichts deutlich widersprechen.
Iwiński gab zwar an, dass ihnen das volle Ausmaß der Fehler nicht bekannt war, doch ein neuer Insiderbericht deutet nun darauf, dass es sehr wohl der Fall war.
Wie Branchenspezialist Jason Schreier via Bloomberg erklärt, hätte er über 20 Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter von CD Projekt RED befragt, die großteils anonym bleiben, aber einiges zum Sachverhalt beizutragen hätten. Wir werfen an dieser Stelle einen Blick in den Insider-Artikel.
Entwickler über Produktionszustände von Cyberpunk 2077
Die großen Fehler lagen laut Aussagen der anonymen Quellen viel mehr an schlechter Planung, überheblichem Ehrgeiz und technischen Mängeln. Zudem sei laut Entwickler zu viel ins Marketing geflossen, worunter die Produktion litt. Die Zeitvorgabe sei davon ab von Anfang an unrealistisch gewesen für solch ein Projekt. Die Führungsetage hätte also nicht nur eine Fehlentscheidung getroffen, alles zog sich durch die gesamte Entwicklung.
Abgesehen von den Umständen, die mit der Corona-Pandemie zu tun hätten, was die Kommunikation und Produktion erschwerte, sollen die Entwickler keinen Zugriff auf Dev-Kits der Konsolen gehabt haben im Büro, was den schlechten Zustand der Konsolenversion erklären könnte.
Weiter hätten externe Tests die Probleme durchaus aufzeigt, weshalb der schlechte Zustand auch keine Überraschung gewesen sein kann, wie es Iwiński wieder einmal jüngst behauptete.
„Als das Datum näher kam, wussten alle im Studio um den schlechten Zustand des Spiels und brauchten mehr Zeit“, so Jason Schreier in seinem Bericht.
Schreier bezieht sich hier auf den 19. November 2020, woraufhin das Spiel um rund 3 Wochen verschoben wurde. Während dieser Zeit sollen die Entwickler alles gegeben haben:
„Die erschöpften Entwickler programmierten so viel sie konnten.“
Doch scheinbar war die Zeit nicht ausreichend, um etwas an dem katastrophalen Zustand zu ändern, in dem es am 10. Dezember 2020 schließlich erschien.
Unter anderem spricht sich Adrian Jakubiak öffentlich aus, der ehemalige Audio-Programmierer von CD Projekt RED. Er meint, dass er an manchen Tagen bis zu 13 Stunden gearbeitet hätte und manchmal sogar mehr – das teils an 5 Tagen in der Woche. Zuvor berichteten wir über Insider-Infos, die sogar von 6-Tage-Wochen sprachen.
In dem Bericht werden zudem noch einige Probleme angeführt, die wir euch hier auflisten:
- CD Projekt Red soll Probleme gehabt haben, ein Team mit über 500 Menschen zu managen (doppelt so viel wie bei The Witcher 3).
- Adam Badowski änderte die Third-Person-Ansicht zur First-Person-Perspektiv, was nicht jeder mit Begeisterung aufnahm.
- Eine neue Engine soll erst sehr spät von Badowski angefragt worden sein, was das Arbeiten erschwerte. Die Entwickler mussten also an der neuen Engine und dem neuen Spiel parallel arbeiten.
Schreier hat zudem noch ein paar Details getwittert. Zum Beispiel über Mitarbeiter, die keine Überstunden einschieben wollten. Der CEO hätte dies sogar tatsächlich abgesegnet. Doch die übrig gebliebenen Stunden blieben dann bei anderen Mitarbeitern hängen. Letzteres könnte den einen oder anderen dazu verleitet haben, die Überstunden dann doch lieber selbst zu tätigen, bevor die Kollegen noch mehr belastet werden.
CD Projekt reagiert auf Bloomberg-Report
Adam Badowski hat sicher in der Zwischenzeit offiziell zum Bloomberg-Report zu Wort gemeldet. In einer Antwort auf Twitter spricht er ein paar Unklarheiten an, die Schreier in seinem Artikel offen lässt.
Darunter fällt die Frage nach den „20 Leuten“ der Quelle für den Bericht. Er kritisiert, dass Schreier lediglich einen Informanten offen legt und 20 Menschen nicht 500 Mitarbeiter darstellen würden. Deshalb könne man das an dieser Stelle nicht verallgemeinern. Er stellt also eher die Glaubwürdigkeit des Artikels in Frage, anstatt sich mit den spezifischen Aussagen auseinander zu setzen.
Dank des erfolgreichen Marketings und der guten Reputation des „The Witcher“-Franchise konnte das Spiel in den ersten 10 Tagen nach Release ganze 13 Millionen Mal verkauft werden. Der Aktienkurs sank jedoch nach dem bösen Erwachen um ganze 30% und Investoren reichten Sammelklage gegen das Unternehmen wegen Täuschung ein. Das Spiel war und ist zum heutigen Tag immer noch unspielbar auf den veröffentlichten Konsolen Xbox One und PS4. Woraufhin sich Sony einschaltete und das Spiel aus dem PS Store nahm.