Im März kündigte Netflix an, künftig strenger und rigoroser gegen sogenanntes Paswort-Sharing vorzugehen. Bislang hat der Streamingdienst es weitgehend toleriert, dass Kunden ihre Zugänge miteinander teilen.
Zwar könnten weiterhin Netflix-Kunden ihren Account mit Freunden und Familien teilen, was mit der Auswahl von unterschiedlichen Profilen ja ausdrücklich gewünscht ist. Jedoch möchte man künftige Auswüchse unterbinden, die den normalen und erlaubten Rahmen übertreffen.
Nun testet der Streamingdienst ein neues Verfahren, um das bloße Übermitteln von E-Mail-Adresse und Passwort mittels neuen Sicherheitsvorkehrungen zu erschweren, um einen unerlaubten „Fremdzugriff“ in Zukunft zu verhindern.
Im Rahmen der gestrigen Investoren-Präsentation der neuen Filme, Serien und Staffeln für dieses Jahr, bei dem auch der Start der 2. Staffel von The Witcher noch in diesem Jahr erneut bestätigt wurde, geht Netflix-Chef und Gründer, Reed Hastings, noch einmal auf das Problem und die Maßnahmen ein.
Dabei betonte er, das Netflix stets neue Dinge und Features teste. Jedoch habe man dabei immer das Wohl der Kunden im Auge und geht der Frage nach, ob eine Neuerung aus der Sicht der Kunden sinnvoll sei. Und sein Kollege, Chief Operating Officer Greg Peters, ergänzt:
„Wir werden weiterhin an der Barrierefreiheit in den Ländern arbeiten, in denen wir tätig sind. Aber wir möchten auch sicherstellen, dass Personen, die Netflix-Konten verwenden, dazu berechtigt sind. Und darum geht es in dieser Testreihe. Es ist nicht unbedingt etwas Neues, wir machen das schon eine Weile.“
Netflix: So funktioniert künftig das Konto-Sharing
Der Streaminganbieter erlaubt grundsätzlich das Account-Sharing innerhalb eines Haushalts. Dafür können Kunden mehrere Profile unter einem Account anlegen. Bislang wurde jedoch nicht weiter kontrolliert, ob diejenigen auch dem gleichen Haushalt angehören. Das soll sich nun ändern.
Hintergrund ist, dass in den vergangenen Jahren die Abrufzahlen von nichtzahlenden Nutzern massiv zugenommen haben, die über einen fremden Account auf das Angebot von Netflix zugreifen. Laut einer Umfrage vor einigen Jahren gaben fast 74 Prozent der Nutzer offen zu, ihre Netflix-Konten mit anderen zu teilen. Andere Streaminganbieter haben das gleiche Problem, schließlich geht den Unternehmen damit jährlich ein Milliardenbetrag an Einnahmen verloren.
Netflix möchte nun – wie schon andere Anbieter – eine konkretere Verifizierung seiner Nutzer einführen um sich so vor Betrügern zu schützen. Hierfür wurde bereits eine Testphase in verschiedenen Ländern eingeführt:
- Wie läuft die Autorisierung künftig ab? Kontoinhaber werden bei der kommenden Verifizierung dazu aufgefordert sich einen Code per E-Mail oder SMS zusenden zu lassen, mit dem sie ihren Zugang bestätigen lassen können.
- Es besteht außerdem die Möglichkeit diese Autorisierung vorerst aufzuschieben. Wird die Verifizierung jedoch zu lange hinausgezögert, wird der gesamte Zugang inklusive aller Profile kurzerhand gesperrt.
- In Deutschland wird dieses neue Feature bislang noch nicht getestet. Das aber der erschwerte Konto-Sharing-Prozess auch hierzulande über kurz oder lang Anwendung finden wird, dürfte klar sein.
Netflix unterstützt weiterhin das legale Konto-Sharing
Wer nun die Befürchtung hat, künftig sein Netflix-Konto nicht mehr auf legalem Wege mit Freunde/Familie teilen zu können, der sei beruhigt. Netflix hält weiterhin am Prinzip des Konto-Sharing mit verschiedenen Profilen fest – auch wenn es künftig mit der Abfrage eines Verifizierungscode zur Sicherheit ein wenig umständlicher wird.
Derweil ist vor allem während der Corona-Pandemie der Zustrom an Neukunden ungebremst. Inzwischen verzeichnet Netflix über 200 Millionen zahlende Kunden weltweit. Der exponentielle Wachstum dürfte auch der Grund sein, warum das Unternehmen nun ein besonderes Augenmerk auf das Problem mit dem Konto-Sharing wirft und die Testphase ausbauen sowie recht bald umsetzen möchte.