Es gibt eine ziemlich große Zahl an Streams, die auf Twitch unter dem Radar laufen. Heißt, viele Streamer*innen senden ihre Livestreams in die Welt und kommen gerade mal auf ein, zwei oder drei Interessierte.
Prinzipiell ist es dabei aber auch recht schwer, als Kanal mit wenig Aufmerksamkeit größer zu werden auf dieser Plattform. Dafür hat Twitch bislang selbst gesorgt. Streams mit niedrigen Einschaltquoten wurden nie wirklich empfohlen. Im Gegenteil basierte die Mechanik von Twitch stets auf ein größenorientiertes System. Es wird also anhand der hohen Reichweite eingeordnet.
Werden „kleine“ Streams jetzt besser gefördert auf Twitch?
Hier findet aktuell jedoch ein kleiner Paradigmenwechsel statt. Das alte System wird scheinbar aufgebrochen. Der neue Plan sieht vor, dass Kanäle mit niedrigeren Reichweiten mehr Aufmerksamkeit bekommen. Klingt doch toll, oder etwa nicht?
Zu welchem Preis werden kleine Kanäle gepusht? In jedem Fall auf Kosten. Und hier liegt auch schon das Problem. In einem aktuellen Update seitens der Twitch-Betreiber heißt es kurz gesagt, dass kleinere Streams mehr Aufmerksamkeit durch Donations (Spenden) bekommen sollen.
Im Klartext bedeutet das, dass die Zuschauer*innen dem Kanal eine bestimmte Summe Geld spenden können, um dann in einem „Empfohlen“-Slot zu landen, wo besagte Aufmerksamkeit wartet.
Hierzu sei gesagt, dass sich das „neue Feature“ noch in der Testphase befindet. Es ist also noch nicht sicher, dass es so in der Form final umgesetzt wird. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass es Twitch nicht machen möchte und nicht wird.
Wo liegt das Problem bei solch einem Push?
So oder so ist die Idee ziemlich eindeutig und es gibt mehrere Gründe, wieso das sehr kontrovers diskutiert wird aktuell.
Pay-to-win-Prinzip
Die Community vergleicht das mit Pay-to-win-Mechaniken, die aus der Gaming-Landschaft bestens bekannt sind. Man zahlt Geld, um zu gewinnen – oder eben die Möglichkeit zu erlangen, einfacher an den Gewinn wie ein bestimmtes Ziel (in dem Fall Reichweite) zu gelangen.
Im Fall von Twitch gewinnen die Zahlenden entsprechend Follower, Abonnenten und neue Community-Mitglieder. Man kauft sich laut diesem Argument seine Community ganz einfach ein. Twitch wird also Play-to-win, sozusagen.
Kleinere Streams im Nachteil
Ein weiterer Gedanke macht dieses Vorgehen zudem fragwürdig. Während kleinere Kanäle kaum Zuschauer*innen haben, die für solch einen Vorteil spenden würden, gibt es dann ja noch etwas größere Kanäle, die bereits über eine größere Followerschaft verfügen. Und wären die dann nicht im Vorteil, wenn diese wiederum für diesen Slot spenden würden? Wo genau nutzt dieses Feature dann also den kleinen Streams?
Ergo wird mit solch einer Vorgehensweise nicht das Kernproblem gelöst, dass kleinere Streams mehr Aufmerksamkeit auf Twitch bekommen. Mit solchen fragwürdigen Mechaniken dürfte sich das auch nicht ändern. Es wird aber von Twitch als Lösung des Problems verkauft.
Künstliches Boosten
Doch hier endet das Problem noch gar nicht. Denn User könnten diese Mechanik ausnutzen, indem sie sich Drittaccounts machen und den Hauptkanal selber boosten. In der Theorie könnte sich also jeder Streamer und jede Streamerin selbst einen kleinen Schub verpassen, was im Grunde ja nicht der Sinn der Sache sein dürfte? Solch ein Boost sollte immerhin vom Twitch-System ermöglicht werden – und keine Möglichkeit bieten, sich selbst dort einzukaufen.
Und an dieser Stelle sind sich alle einig. Es wird vor dem Gedanken gewarnt: „Ich gebe viel Geld aus, dann werde ich berühmt.“ Und es wird vor allem vor Amazon gewarnt, die einen „neuen Weg gefunden hätten, kleinere Streamer*innen auszubeuten“.
Wie ihr seht, hat das neue, vermeintlich positive Feature also so seine Tücken. Es bleibt aktuell offen, was am Ende damit geschieht und ob „Boost This Stream“ dauerhaft von Twitch integriert wird.
Aber was haltet ihr von der Idee? Schreibt es gerne nachfolgend in die Kommentare und diskutiert mit uns. Ein paar Auszüge aus der Twitch-Community findet ihr hier nachfolgend eingebunden.