Als es vor fünf Jahren so richtig losging mit der VR-Welle, war die Begeisterung für die neue Technik recht groß. Wir konnten erstmals neuartige Ausflüge in die virtuelle Realität unternehmen. In Welten vordringen, die wir im Groben und Ganzen schon kannten, aber nie so real wahrgenommen haben. Und das alles ganz entspannt von zu Hause aus. Der Unterschied beim Eintauchen in die digitalen Welten war immens groß im Vergleich zu dem, was wir bislang erfahren durften. So kamen die VR-Headsets Oculus Rift und PlayStation VR doch recht gut an bei der weltweiten Gaming-Community. Vorerst zumindest.
Denn auf Begeisterung folgte alsbald Ernüchterung. Warum? Es war vollkommen klar, dass die Technik „noch nicht so weit“ ist. Sie stecke noch in den Kinderschuhen. Da waren sich die meisten Instanzen einig, ob privater Haushalt oder Presse. Es war relativ eindeutig, dass dies zwar der Anfang von etwas Größerem sein könnte, aber vor fünf Jahren war das alles noch nicht wirklich ausgereift. Es waren die ersten Gehversuche dieser neuen Technik, die an mehreren Stellen nach Optimierung schrie.
Auch ich habe deshalb eine etwas längere VR-Pause eingelegt und auf die nächste Generation gewartet. Hat sich das Warten schließlich gelohnt? Ein halbes Jahrzehnt ist seither vergangen. Was hat sich in der Zwischenzeit getan?
Virtuelle Realität in 2021
Ich kann euch so viel verraten: VR in 2021 ist nicht mehr zu vergleichen mit dem VR-Erlebnis von vor fünf Jahren und das hat mehrere Gründe.
Größere Spielauswahl
Da wäre allem voran die Spielauswahl, die sich seitdem drastisch verändert hat. Heute können wir auf VR-Titel wie DOOM VFR, Layers of Fear VR, Beat Saber, Star Wars Squadrons (ebenfalls mit VR-Modus) oder gar den echten Blockbuster-Titel Half Life Alyx zurückgreifen.
Hierbei handelt es sich nur eine Handvoll Games, die ganz wunderbar aufzeigt, dass die Gaming-Landschaft in puncto virtuelle Realität heute eine echte „Auswahl“ zur Verfügung stellt, während es vor fünf Jahren bestenfalls diverse VR-Testläufe mit kleineren Titeln waren. Die Rede war von VR-Experiences, die hier und da eine gute Figur machten. Und Titel wie Resident Evil 7, das in 2017 mit einem vollwertigen VR-Modus daherkam, bildete da schon eine echte Ausnahme.
Das heißt, wenn wir heute VR zu Hause erleben möchten, sind die Möglichkeiten schon einmal um einiges vielfältiger und das ist ganz wundervoll. Denn so ist für jeden etwas dabei.
Technik einer neuen Generation
Und dann wäre da die Technik selbst, die sich in der verhältnismäßig kurzen Zeit sehr stark weiterentwickelt hat. Viele spielen heute immer noch mit der PlayStation VR, andere haben außerdem die Oculus Rift oder gar die HTC Vive.
Aber all diese Hardware ist in einigen Punkten kaum noch zu vergleichen mit den Modellen der neueren Generation. Wir machen das fest am Beispiel der HP Reverb G2, die in diesem Jahr ihre Veröffentlichung feierte. Es ist in gewisser Weise das Nachfolgemodell zur Valve Index, da nicht nur Microsoft, sondern bei der Produktion auch Valve neben HP ihre Finger mit im Spiel hatten.
Nachfolgend stellen wir die technischen Details der älteren Oculus Rift und der neuen HP Reverb G2 gegenüber.
HP Reverb G2 | Oculus Rift CV1 |
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Auflösung: 2.160×2.160 Pixel pro Auge | Auflösung: 1080×1200 pro Auge |
Bildschirm: 2x LCD RGB-Stripe | Bildschirm: 2x OLED-Display |
Refreshrate: 90 Hertz | Refreshrate: 90 Hertz |
Blickwinkel (FOV): ca. 114 Grad | Blickwinkel: ca. 110 Grad |
Tracking: Inside-Out, 4 Kameras | Tracking: Near Infrared CMOS Sensor |
Anschluss: Displayport 1.4, USB 3.0 Typ C | Anschluss: HDMI, 2x USB 3.0 |
Preis: 599 Euro | Preis: 741 Euro |
Die Technik in der HP Reverb G2 ist um einiges besser als die aus der Oculus Rift CV1, sodass sich die Auflösung nahezu verdoppeln konnte.
Während sich die Hardware also langsam aber sicher weiterentwickelt hat, ist der erzielte Effekt ein Unterschied wie Tag und Nacht. Bei der PSVR oder zum Beispiel der Oculus Rift ist die Auflösung so gering, dass das präsentierte Bild nicht vollends glaubwürdig auftreten kann. Pixel sind zu erkennen, das nunmehr bekannte „Fliegengitter“ stellt sich der Immersion entgegen.
Bei der neueren Technik, wie bei der Valve Index oder wie in unserem Beispiel der HP Reverb G2, ist das anders. Die Auflösung und das damit verbundene Bild sind so scharf, dass ich wahrhaftig das Gefühl habe, ich würde in einen anderen Raum schauen. Selbst mit Anstrengung kann ich die einzelnen Pixel nur schwer erkennen.
Aber warum ist das so wichtig? Die schwächere Technik hat zur Folge, dass eben jene sichtbaren Pixel im Bild den Effekt der Illusion mildern. Wenn wir das Gefühl haben, wir schauen auf ein computergeneriertes Bild, kann das den Effekt dramatisch zum Negativen beeinflussen.
Mit der aktuellsten Hardware gelingt es den Herstellen also, eine nahezu perfekte Illusion zu erzeugen. Was also mit der Technik aus der Zeit, in der sich VR noch in den Kinderschuhen befand, nicht möglich war, ist heute ein halbes Jahrzehnt später sehr wohl möglich.
Wie anstrengend ist VR?
Wenn ich mich in 2021 für VR im Wohnzimmer entscheide, wie steht es da um die Gesundheit? Ist das nicht zu anstrengend? Und was ist eigentlich dieses Motion-Sickness?
Nach wie vor gilt auch heute, dass VR-Spiele mehr Körpereinsatz erfordern als konventionelle Videospiele. Die Bewegungen werden mit dem Kopf, den gesamten Armen wie Händen und häufig mit eurem gesamten Oberkörper durchgeführt. Doch diese Form der Bewegung sollte euch nicht abschrecken. Im Gegenteil macht es nach wie vor Spaß eine coole Handbewegung zu vollziehen, um nach etwas zu greifen, mit der virtuellen Kanone auf Monster zu zielen und abzufeuern oder sich voller Schrecken umzudrehen, wenn uns ein Monster von hinten packt.
Aber dadurch, dass es sich nicht um ein reales Bild handelt, hat der Körper ganz schön zu kämpfen. Das macht sich bemerkbar, weshalb ihr im Grunde nach jeder Spielstunde eine kleine Pause einlegen solltet.
Nach einer gewissen Zeit hat sich mein Körper wieder an diese künstliche Form der Bewegung gewöhnt, es geht also mit der Zeit leichter von der Hand. Das solltet ihr bedenken. Und dennoch solltet ihr immer auf euren Köper Acht geben. Dazu zählt zum Beispiel auch, die Umgebung ordnungsgemäß freizuräumen, die Controller immer festzuschnallen und solche Details.
Was ist Motion Sickness?
Kurz gesagt, Motion Sickness ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, es ist eher eine natürliche Körperreaktion, die vom menschlichen Organismus ausgelöst wird, wenn wir solchen unnatürlichen Bewegungen ausgesetzt sind. Man spricht deshalb auch von einer Bewegungskrankheit oder VR-Übelkeit – ausgelöst durch passive Bewegungen. Einige von euch kennen das vielleicht, wenn sie als Beifahrer im Auto sitzen oder mit dem Schiff reisen. Das ist ein ähnlicher Effekt.
So tritt Motion Sickness zum Beispiel dann auf, wenn wir uns in der virtuellen Realität bewegen. Wenn wir zum Beispiel vorwärts gehen, aber in Wirklichkeit auf der Stelle stehen, und uns dabei zum Beispiel noch umsehen. Diese unnatürliche Bewegungsform führt zu dem Effekt, dass der Körper das Geschehen nicht richtig verarbeiten kann, weshalb einem schlecht werden kann. Die Symptome sind Schwindelgefühle sowie Kopfschmerzen und können Übelkeit oder sogar Erbrechen auslösen.
Gibt es hier ein Gegenmittel? Nach wie vor ist das Phänomen, das auftritt, wenn das Auge und der Gleichgewichtssinn im Ohr etwas Verschiedenes wahrnehmen, ein Problem in dieser Branche. Doch alle Beteiligten haben sich im Laufe der Jahre Mittel und Wege überlegt, wie man diesen Effekt bei der Verwendung von VR-Technik reduzieren kann.
So gibt es zum Beispiel in „Half Life: Alyx“ gleich vier mögliche Arten in der Fortbewegung. Wenn ihr beispielsweise vorwärts lauft, geht ihr normalerweise auch immer ein Stück weit in die Richtung, in die euer Kopf schaut. Doch Valve hat hier eine Alternative eingebaut, die nicht an eure Kopfbewegung beim Laufen gebunden ist. Ihr könnt zum Beispiel einstellen, dass eure führende Hand die Vorwärtsbewegung anstimmt.
Und wenn ihr auf das eigenständige Gehen verzichten möchtet, könnt ihr euch in nahezu allen Spielen alternativ teleportieren. Diese Form der Fortbewegung verzichtet komplett auf eine Fortbewegung, wie wir es zum Beispiel von unseren WASD-Tasten oder dem linken Analogstick auf dem Controller gewohnt sind. Viel mehr stehen wir immer an Ort und Stelle und werden von einem Hotspot zum nächsten via Teleport geschickt.
Tipps für den VR-Start
Für VR in 2021 solltet ihr zwar einen ausreichend guten PC besitzen, euch aber auch nicht abschrecken lassen von den hohen Anforderungen. Wenn ihr die Mindestanforderung für die nächste VR-Brille erfüllt, könnt ihr auch ohne Grafikkarten-Upgrade oder CPU-Upgrade in den Genuss der virtuellen Realität kommen. Es gilt aber immer noch, dass VR viel Leistung benötigt, vor allem aufgrund der hohen Ausgabeauflösung.
Aber falls das eine oder andere Spiel nicht flüssig läuft, könnt ihr immer noch ein paar Maßnahmen ergreifen, die das Ganze dann in Richtung Spielbarkeit verschieben. Hier haben wir ein paar schnelle Tipps für euch, die uns wirklich geholfen haben.
- Hertz-Anzahl reduzieren: Falls ihr keinen High-End-PC zu Hause stehen habt, und dennoch Spiele wie „Half Life: Alyx“ spielen möchtet, könnt ihr von 90 auf 60 Hz wechseln. Das wirkt sich dramatisch auf die ausgespielten Bilder in der Sekunde aus.
- Auflösung manuell skalieren: Genauso machtvoll ist die manuelle Skalierung. Versucht zum Beispiel mit der HP Reverb G2 einmal die Skalierung von 100% auf 70% zu reduzieren. Und ihr werdet kaum einen visuellen Unterschied wahrnehmen. Was ihr allerdings merken werdet, ist die deutlich gesteigerte Leistung.
- Ist mein Spiel flüssig beziehungsweise ruckelfrei? Ihr könnt die Performance in Spielen ganz leicht anpassen und kontrollieren, indem ihr ein Objekt in die Hand nehmt. Fixiert es dann mit eurem Kopf und bewegt euren Kopf und die Hand zeitgleich hin und her. Wenn das Objekt Bilder nachzieht und nicht fix bleibt, ist das Bild nicht einwandfrei. Dann müsst ihr solange nachjustieren, bis sich das Objekt ruckelfrei mit eurem Kopf bewegt.
Unser Fazit nach dem Wiedereinstieg
Macht VR in 2021 Spaß und ist es zu empfehlen? Ja und noch mal ja. Nach einer etwas längeren Pause und den Testläufen mit der 1. VR-Generation wird sehr schnell klar, dass sich hier in den letzten fünf Jahren eine Menge getan hat.
Mittlerweile ist das vollständige Abtauchen in die virtuelle Realität möglich, sodass ein temporäres Vergessen darüber eintritt, dass man gerade nicht in einen echten Raum starrt.
Die neue Hardware-Generation bringt dank der erhöhten Auflösung den gewünschten Unterschied zu den alten Modellen mit. Annehmlichkeiten wie ein Inside-Out-Tracking gehören mittlerweile zum guten Ton, was das unnötige Aufstellen von externen Sensoren überflüssig macht.
Und wo es vor fünf Jahren noch wenige Entwicklerstudios gab, die sich aufgrund des kleinen Markts an einen waschechten VR-Titel getraut haben, ist das Angebot mittlerweile gewachsen. Nun gibt es eine umfangreiche und abwechslungsreiche Auswahl an Videospielen und VR-Experiences, die die Anschaffung einer VR-Brille rechtfertigen.
Im Grunde müsst ihr nur entscheiden, welche VR-Brille für euch die Richtige ist, während ich euch die HP Reverb G2 nur wärmstens ans Herz legen kann aufgrund der guten Leistung (beste Bildqualität), der geringen Anforderung an euren PC (Nvidia Geforce RTX 2070) und des soliden Preis-Leistungs-Verhältnisses – dank einer UVP von 729,99 Euro, und sie wird aktuell sogar für 599 Euro angeboten! Da könnt ihr wirklich nichts falsch machen.
VR-Brillen im Vergleich: Falls ihr mehr Infos zu aktuellen VR-Headsets benötigt, schaut gerne einmal in unseren VR-Guide, in dem wir für euch die einzelnen Geräte gegenübergestellt haben.
Ich bin gespannt, wo die VR-Reise nach meinen ersten Gehversuchen von vor fünf Jahren, der längeren Pause und dem Wiedereinstieg in den nächsten Jahren noch hinführen wird.