Wenig Anspruch
Habt ihr aber erst einmal das allgemeine Gameplay verinnerlicht, lässt der Anspruch in „A Plague Tale: Innocence“ schnell zu wünschen übrig. Denn in den meisten Situationen ist klar erkennbar, was das Spiel von euch verlangt und welche Taktik eingesetzt werden soll. Das ist vor allem deshalb schade, da es keinen einstellbaren Schwierigkeitsgrad gibt.
Gelegentliche Tode passieren meist eher durch die unglücklich gewählte Kameraperspektive oder weil wir aus Versehen zu nah an einen Rattenschwarm gekommen sind. Richtig ärgerlich ist es, wenn unsere Mitstreiter, die sich Amicia im Laufe der Handlung anschließen, bei Schleichpassgen aufrecht durch das Level laufen oder lebensmüde in die Ratten hineinspringen. Dann kommt meist jede Hilfe zu spät und wir müssen den Spielstand laden. Sonderlich häufig ist uns ein solches Verhalten zum Glück aber nicht passiert. Die meiste Zeit über reagieren unsere Freunde brav auf einfache Befehle, um zum Beispiel eine Wache von hinten auszuschalten oder abzulenken.
Wunderschön ekelig
Der größte Pluspunkt, der „A Plague Tale: Innocence“ mitbringt, ist die sehr gelungene Atmosphäre. Die Entwickler haben mit ihrem Spiel ein gutes Auge für Details bewiesen und die mittelalterlichen Schauplätze entsprechend ziemlich realistisch umgesetzt. Wir laufen durch eine pestverseuchte Stadt, in der sprichwörtlich der Tod regiert. Durch die verschiedenen Grautöne wirkt die Umgebung trostlos und wenig einladend. Das große, weiße X, das an zahlreichen Türen prangt, hinter denen sich Pesterkrankte befinden, lässt uns den Schrecken vor der gefährlichen Krankheit im Mittelalter zumindest ein wenig erahnen.
Besonders eindrucksvoll wie erschreckend war der Gang quer über ein Schlachtfeld, auf dem sich kurz zuvor noch Engländer und Franzosen gegenüberstanden. Amicia steigt mit ihrem Bruder über Leichenberge, während ihre entsetzten Kommentare die unwirkliche Situation perfekt beschreiben und die Atmosphäre zum Greifen gespannt macht. Natürlich sind die Ratten angesichts der vielen Toten ebenfalls nicht weit – ein wahres Horrorszenario.
In grafischer Hinsicht überzeugen vor allem Feuer und Lichteffekte. Ebenfalls gut gelungen ist den Entwicklern die Darstellung sämtlicher Vegetation außerhalb der Städte. Die Simulierung der Rattenschwärme ist zwar nicht immer völlig perfekt, trotzdem kribbelt es uns noch jetzt, wenn wir an die vielen Nagetiere denken müssen. Lediglich Gesichter sehen mangels komplexer Mimik zumeist ein wenig unnatürlich und leblos aus.
Während die Soundkulisse insgesamt ebenfalls überzeugen kann, solltet ihr euch im Vorfeld überlegen, in welcher Sprache ihr das Adventure spielen möchtet. Zwar ist die deutsche Vertonung insgesamt ordentlich, die englische und vor allem französische Synchronfassung ist aber deutlich besser gelungen. Das liegt unter anderem daran, dass die englische Sprecherin einen französischen Akzent hat, die deutsche Stimme hingegen nicht. Wir empfehlen euch deshalb für ein Stimmungsplus die originalen französischen Stimmen auszuwählen und je nachdem den deutschen Untertitel hinzuzuschalten.