Wir haben einen Blick auf die Definitive Edition von Age of Empires geworfen und uns die Frage gestellt, ob das altbekannte Spielprinzip auch 20 Jahre nach dem Release des RTS-Klassikers noch funktioniert. Aufgemöbelt durch moderne Annehmlichkeiten wie einem audiovisuellen Upgrade, müssen wir ohne Nostalgiebrille auf das Gameplay und die Modernisierung schauen, um die Exzellenz dieses Remake erkennen zu können.
Über 20 Jahre ist der Release von Age of Empires (Oktober 1997) nun schon her. Microsoft hat kürzlich eine Neuauflage veröffentlicht – die Age of Empires Definitive Edition. Spieler werden abermals in ein strategisches Abenteuer geworfen, das in der Singleplayer-Kampagne mit unterschiedlichsten Schlachten (zehn Story-Kampagnen) aus der Historie daherkommt und spannende Multiplayer-Partien verspricht. Das HD-Remake wandelt dabei auf einem schmalen Grat zwischen Nostalgie und modernen Annehmlichkeiten, die das Spiel an den Zeitgeist der aktuellen Generation anpassen. Das ist scheinbar unumgänglich. Nur wie viel Anpassung ist erlaubt, sodass es sich nicht zu sehr vom Original entfernt?
Den nötigen Spagat haben die Entwickler mit der Definitve Edition im Groben erreicht und die Spieler müssen trotz Nähe am Original nicht auf diverse Komfortmöglichkeiten verzichten. Alte Strategiehasen werden Age of Empires noch von früher kennen und sie brauchen sich keine Sorgen bereiten, dass das Remake die positive Erinnerung an das Vergangene schmälern könnte. Spätestens beim Ertönen der generalüberholten Sounds und einer musikalischen Orchester-Untermalung, die extra für das Remake komponiert wurde, sind wir wieder im Universum von Age of Empires angekommen. Rein optisch erhielt der Titel ebenfalls ein ordentliches Upgrade. So macht es das 2D-RTS zum sympathischsten Ableger seines Genres. Das sind Faktoren, die ein Remake in dieser Form benötigt, ansonsten wirkte es womöglich wie ein Altbacken auf die Spieler.
Ausreichende Modernisierung?
Doch in puncto Modernisierung lässt sich an anderer Stelle womöglich streiten. Kleinere Details wurden beachtet. So wurde beispielsweise ein Button eingeführt, der Spielern untätige Dorfbewohner anzeigt. Es können nun mehr Einheiten auf einmal befehligt werden und das Interface wirkt am Ende sauber und modern. Es gibt neuartige Zoomstufen und die HD-Grafik lässt sich bis zu 4K hochskalieren.
Doch auf der anderen Seite ist das Befehligen der Einheiten zum Großteil immer noch eine Farce. Die Wegfindung der KI lässt wie vor 20 Jahren zu wünschen übrig. Es fehlen auch Möglichkeiten zur Automatisierung wie zum Beispiel, dass Dorfbewohner den Acker neu säen und weiter arbeiten, wenn die Ressourcen abgebaut wurden. Die Voice-Lines der einzelnen Einheiten sind nostalgisch ein wahrer Hochgenuss. Und dennoch stört es ungemein, wenn sie bei jeder kleinsten Bewegung denselben Spruch nochmal aufsagen. Im Vergleich zu Starcraft 2 von Blizzard fällt es enorm auf, die nicht nur unterschiedliche Voice-Lines verwenden, sondern auch adäquate Pausen einberechnen. Der Teufel steckt bekanntermaßen im Detail und es wäre womöglich kein großes Problem, dies entsprechend abzuändern.
Wir müssen sogar auf die notorischen Cutscenes verzichten, die den einzelnen Abschnitten der Kampagne in neuer Form womöglich noch einen passend visuellen Kontext geliefert hätten. Aber wir möchten uns nicht beschweren! Dafür sind alle Eingangsdialoge entsprechend vertont, sodass wir hier einen kleinen Trost erhalten.
Funktioniert Age of Empires heute noch?
Insgesamt sind wir der Auffassung, dass Age of Empires auch heute noch Spaß machen kann. Insbesondere im Multiplayer-Modus, wenn ihr Schlachten gegen eure Freunde im LAN-Modus oder online gegen andere Spieler schlagt, offenbart sich das altbekannte Potenzial von Age of Empires. Mit insgesamt über 16 verschiedenen Völkern aus diversen Zeitepochen der Menschheitsgeschichte heißt es dann, dass jeder seine eigenen Strategien austüfteln kann, um dem Feind einen Schritt voraus zu sein. Doch vorerst wird in alter Age of Empires-Manier geforscht und entwickelt.
Der zentrale Gameplay-Aspekt, dass ihr eure Einheiten und Gebäude zunächst erforschen und verbessern müsst, bietet immer noch einen besonderen Reiz. Den konnten nur Aufbaustrategiespiele der alten Tage so gut einfangen und dieser Reiz blieb für uns bis heute unerreicht. Dabei gibt es zwar nur kleinere Abweichungen bei den Völkern und dennoch wurde auf die wichtigsten Details geachtet. So dürft ihr beispielsweise mit den Ägyptern auf berittene Kamele zurückgreifen und die Perser ziehen mit riesigen Kriegselefanten in die Schlacht. So heißt es genauso wie früher, dass bestimmte Völker nur für bestimmte Technologien vorgesehen sind. Und die Weltwunder sehen auch heute noch atemberaubend aus, die euch im besten Falle einen Sieg in der Partie versprechen!
Das Spielprinzip unterscheidet sich effektiv kaum von der ursprünglichen Age of Empires-Version und hielt für uns insbesondere in diversen Multiplayer-Partien entspannte Schlachten mit Freunden bereit. Diese fangen nicht nur den nostalgischen Charme der beliebten RTS-Anfänge ein, sie sind auch heute noch eine willkommene Abwechslung zum üblichen Spielemarkt. Das RTS-Prinzip von Age of Empires funktioniert auch heute noch in vielerlei Hinsicht. Deswegen warten wir bis dato auf Age of Empires 4 und vertreiben uns bis dahin die Zeit mit der Definitive Edition von Age of Empires.
In diesem Sinne – Wololo!