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Age of Wulin: Vorschau: Die Magie des alten China

In China ist Age of Wulin bereits erschienen und konnte erste Rekorde brechen. Nun hofft Entwickler Snail Games auch auf dem westlichen Markt Fuß zu fassen. Als Betreiber stellt sich Gala Networks dieser Aufgabe und will Age of Wulin über sein gPotato-Portal veröffentlichen. Das MMORPG, das hauptsächlich auf PvP und Martial Arts ausgelegt ist, bringt einiges an interessanten Features mit und sorgt bereits im Vorfeld für ordentlich Gesprächsstoff. Schon jetzt gehört Age of Wulin zu den heißesten Anwärtern auf dem Free-to-Play-Markt. Wir haben die Vertreter von Gala Networks in Berlin getroffen und einen ersten Blick auf das Kung-Fu-Spektakel aus Fernost geworfen. Was es da so zu sehen gab und wie die Chancen für Age of Wulin aussehen, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten.

Age of Wulin stellt sicht vor

Das noble Best Western Grand City im angesagten Szene-Bezirk Mitte in Berlin. Keine schlechte Adresse. Wir treffen Claas Wolter (European PR Manager) und Robert Wagner (Community Manager) von Gala Networks. Mit im Gepäck: das neue Free-2-Play Online-Rollenspiel Age of Wulin. Viel haben wir schon von dem Spiel gehört, unter anderem vom großen Erfolg in China oder der hohen Platzierung auf den „Most Wanted“- Listen bekannter Genre-Fachseiten. Jetzt dürfen wir selbst mal einen Blick auf das, zugegeben noch sehr schwach lokalisierte und etwas unfertig wirkende, Spiel werfen. Gleich zu Beginn beschwichtigt Claas Wolter, Age of Wulin befinde sich bei ihnen noch sehr tief in der Entwicklung. Die chinesische Version sei unserem Testmodell um einiges voraus und biete knapp 30 Prozent mehr Content. Nicht ohne Grund startet die Closed Beta erst Anfang 2013. Man will sich hier wohl Zeit lassen und vor allem kein unfertiges Spiel auf den Markt werfen. Keine schlechte Idee, wenn man mal ein bisschen zurückdenkt. In den letzten Jahren wurde der westliche Markt gerade zu mit schnell dahin gebogenen MMORPGs bombardiert. Die Meisten davon hielten nur wenige Monate durch. Age of Wulin will dies anders machen, mehr bieten und vor allem zeigen, dass asiatische Free-2-Play-Rollenspiele mehr als nur Grinder sind.

Der Titel selbst spielt in China gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Der Spieler startet ohne vorgegebene Klasse und Levelstufen in seine eigene Geschichte, die laut Gala Networks sehr umfangreich ausfallen soll. Age of Wulin kommt also ohne Klassen und Level aus? Nicht ganz, aber der Weg ist um einiges freier als wir es aus den meisten Titeln gewohnt sind. Um neue Fähigkeiten zu erwerben, muss man sich einer der vielen Schulen anschließen und dort seinen Weg einschlagen. Ist man einer solchen Schule beigetreten, ist man praktisch Teil einer großen Familie und erledigt viele Aufträge innerhalb dieser Gemeinschaft. So entwickelt man seinen Charakter weiter und schaltet nach und nach alle Skills frei. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sehr seltene Fähigkeiten während seiner Reise durch die Welt zu finden. Auch hier meist durch das Erfüllen von Quests. Entscheidet man sich einmal für eine Schule, dann ist man an sie gebunden. Die Möglichkeit mehrere Schulen zu besuchen soll es wohl in Zukunft noch geben, ist aber derzeit noch nicht sicher. Levelstufen gibt es wie bereits erwähnt auch keine, was allerdings nicht bedeutet, dass ihr alles schon direkt vom Start an machen könnt. Mittels der Missionen und erhöhter Fähigkeiten arbeitet ihr euch langsam in der Spielwelt vor.

Satte Kung-Fu-Action im alten China?

Kann ein Online-Rollenspiel ohne Fernkämpfer auskommen? Age of Wulin will es beweisen, denn obwohl der Fokus des Gruppenspiels weiterhin auf der klassischen Verteilung Tank, Heiler und Schaden liegt, wird es niemanden geben, der seine Feuerbälle  oder arkanen Blitze aus der hinteren Reihe schießt. Immerhin befinden wir uns hier auch in einem waschechten Kung-Fu-Szenario und da haben die ollen Zauberer nun mal nichts verloren. Generell wird sehr stark auf den direkten Nahkampf mit dem Gegner gesetzt. Freunde von Filmen wie Tiger & Dragon oder House of the flying Daggers kommen hier voll auf ihre Kosten. Egal ob übertrieben hohe Sprünge oder die Fähigkeit, an Wänden hochzulaufen, hier ist einfach jedes Klischee des Hong Kong Kinos vertreten. Dabei muss der Spieler auch etwas mehr tun, als einfach nur stumpf auf eine Taste zu drücken. Für die tollen Moves ist hier und da auch ein bisschen Geschick auf der Tastatur von Nöten. So mancher Skill muss im richtigen Augenblick aktiviert werden, um den erhofften Effekt zu erzielen. Wenn ihr alles richtig macht, wirbelt euer Charakter unaufhaltsam durch die Gegend und teilt dabei ordentlich Dresche aus. Das ganze Spektakel kommt dank aufwendiger Effekte auch sehr gut rüber. Alles in allem wirkt das Kampfsystem sehr dynamisch und kann sich auf jeden Fall sehen lassen.

Durch die verschiedenen Schultypen wählt ihr eure Spielweise aus. So sind die Shaolin eher für die Rolle des Tanks gedacht, während man die Skills der Emei-Schule zum Heilen nutzt. Mit der Schule bestimmt ihr auch die Waffentypen, die ihr tragen könnt.

 

Fokus PvP?

Bei der Frage, was es am Ende so alles zu tun geben wird, schlägt Age of Wulin einen sehr klassischen Weg ein. PvP wird das Endgame maßgeblich bestimmen und dabei ordentlich auf den Putz hauen. Nicht weniger als 1350 Spieler sollen auf einem Schlachtfeld Platz haben und sich virtuell die Rübe einhauen. Dabei treten zwei Gilden mit je 600 Spielern und bis zu 150 eingeladene Gäste gegeneinander an. Nicht schlecht! Freunde des organisierten Massen-PvPs kommen hier auf alle Fälle auf ihre Kosten. Auch sonst ist euer Leben in China nicht sonderlich sicher. Jederzeit könnt ihr von jedem Spieler gemeuchelt werden. Age of Wulin bietet offenes PvP, aber nur für die, die es auch wollen. Mit der Möglichkeit, seinen Charakter als Player Killer freizuschalten, kann man sich jederzeit mit anderen anlegen. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Ähnlich wie bei Lineage 2 verschlechtert sich euer Karma, wenn ihr einfach so durch die Welt metzelt und Spieler tötet, die den PvP-Kampf gar nicht wollen. Passiert das, werdet ihr zu einem sogenannten Badass. Dann kann der betroffene Spieler ein Kopfgeld auf euch ansetzen, was es jedem anderen erlaubt, euch zu töten. Ihr könnt aber auch in den Knast wandern, was euren Charakter für eine gewisse Zeit auf Eis legt. Wer mit diesen Repressalien leben kann, der hat die Möglichkeit, in Age of Wulin ein wahrhaft böses Leben zu führen und zum Schrecken aller Spieler aufzusteigen. Zumindest sinnbildlich.

Interessante Berufe und viel zu entdecken

Für PvE-Freunde hat Age of Wulin leider nicht so viel zu bieten. Zwar gibt es reichlich Quests (im Spiel Missionen genannt) und auch den ein oder anderen Dungeon, aber der Fokus liegt ganz klar auf PvP. Wobei man seinen Alltag auch damit verbringen kann, die Story zu spielen und dabei die Welt zu erkunden. Die Entwickler haben sich hier sehr viel Mühe gegeben, das alte China spürbar mit ins Spiel zu nehmen. Auf unserer Reise durch das große Land kommen wir daher an vielen realen Sehenswürdigkeiten dieser Zeit vorbei und haben dabei nicht wenig Fußmarsch vor uns, bis wir alles erkundet haben. Dafür steht uns aber schon relativ früh im Spiel ein Mount zur Verfügung, das wir mittels einer Quest bekommen. Flugreittiere wird es vorerst leider keine geben. Wer gar keinen Wert darauf legt, irgendwas zu töten, der kann sich auch den umfangreichen Berufen und Minispielen in Age of Wulin widmen. Gerade die Berufe bieten ein breites Feld an Möglichkeiten, sein Leben in der digitalen Welt zu bestreiten. Es gibt zwar keine völlig neuartigen Berufe (Lederverarbeitung, Schneider, Schmied, Koch etc.), aber ein doch recht interessantes neues Feature: Es gibt kein Offline. Euer Charakter ist immer im Spiel, auch wenn ihr es gerade nicht seid. Gibt der Spieler die Zügel aus der Hand, übernimmt die KI des Spiels und geht ihrer Wege. Dabei wird dann unter anderem auch der eigene Beruf erledigt. Praktisch! Allerdings birgt dies auch Gefahren. Böse Spieler können euch nämlich während dieser Zeit kidnappen und euch an finstere Menschenhändler verkaufen. Aber keine Angst, wenn ihr euch wieder einloggt, müsst ihr lediglich den Weg wieder zurücklaufen. Das Kidnappen an sich sieht sehr ulkig aus, da ihr in einem Sack verschnürt und durch die Stadt gebuckelt werdet. Freundliche Spieler können euch dann zur Hilfe eilen und die Tat vereiteln.

Technik von gestern

Nicht nur das Setting von Age of Wulin spielt in der Vergangenheit, auch die Grafik hat schon eine dicke Staubschicht angesammelt. Zwar wird mit der FX-Engine ein hauseigenes System benutzt, doch die Optik des Free-2-Play MMORPGs sieht recht kantig aus und die Texturen sind oft nicht hochauflösend. Dafür punktet der Titel durch seine schönen Animationen und Lichteffekte. Vorteil an der milden Grafik ist natürlich, dass Age of Wulin so noch auf fast jeder alten Mühle läuft. Lediglich 2GB Arbeitsspeicher, ein Doppelkernprozessor und eine DirectX 9-Grafikkarte werden nötig sein, um das Kung-Fu-MMOG in ansprechender Qualität auf den Bildschirm zu bringen.

Free-2-Pay?

Wie die meisten Titel auf dem Markt wird auch Age of Wulin Free-2-Play sein. Sprich, die Anschaffung ist kostenlos und monatliche Gebühren fallen auch keine an. Natürlich bringt dies dann einen Item-Shop mit sich, der aber laut Wolter eine andere Philosophie verfolgt, als ausschließlich die Spieler abzuzocken. Die meisten Gegenstände im Shop soll es auch für Ingame-Geld geben und der Rest sind vor allem Prestige-Dinge, wie zum Beispiel eine Schnellreise-Funktion. Bessere Waffen, Rüstungen oder Fähigkeiten soll es aber nicht im Shop geben.

Ausblick

In China ist Age of Wulin bereits ein Hit. Ob dies auch bei uns klappen wird, steht noch in den Sternen. Potenzielle Features wie das ausgeprägte Kampfsystem oder die PvP-Massenschlachten sind auf alle Fälle vorhanden. Allerdings hat es sich bisher bewahrheitet, dass schmaler PvE-Content eher ein Fluch für viele Spieler ist. Auch die eher mittelmäßige Grafik könnte hier ein Problem werden, da Age of Wulin auf den ersten Blick eher an asiatischen Einheitsbrei erinnert. Dafür punkten wiederum das levellose Spielen und die gut aufgebaute Story. Seine Skills durch die Wahl einer bestimmten Schule, die auch maßgeblich den weiteren Weg im Spiel bestimmt, zu bekommen, ist ebenfalls eine interessante Idee. Wer Fan von China und seiner Kultur ist, wird sich vor allem an den weiten, detailgetreuen Landschaften und dem Hongkong-Kino-Flair erfreuen können. Age of Wulin ist definitiv ein Titel, den man in Zukunft noch mal genauer unter die Lupe nehmen sollte. Die Closed Beta startet im ersten Quartal 2013 und wir sind bestimmt dabei.

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