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Allgemein: 10 Schritte zum Let’s-Play-Star

Seit mehr als drei Jahren sind die sogenannten Let's-Play-Videos von YouTube kaum noch wegzudenken. Das unterhaltsame Spieleformat feiert bahnbrechende Erfolge auf der Videoplattform und brachte so manchen Star hervor, der es mittlerweile zum Rang der Ikone einer ganzen Generation von Videospielern geschafft hat. Auch in Sachen Nachwuchs gibt es keinen Abriss, denn viele Jungtalente probieren ihr Glück mit dem kommentierten Gameplay. Gerade wir als etablierte Let's Player bekommen immer wieder Anfragen, in denen eifrig nach Tipps und Tricks gefragt wird, wie man es zustande bekommt, erfolgreich auf dem „Let's-Play-Markt“ Fuß zu fassen. Und hier sind sie nun, druckfrisch und mit Qualitätsstempel: unsere 10 Schritte zum Let's-Play-Star.

Schritt 1: Was ist überhaupt ein Let's Play?

Bevor du dich in die konfuse Welt aus ungeschriebenen Regeln aufmachst, solltest du erst mal wissen, was ein Let's Play überhaupt ist und was die Unterschiede zu anderen Formaten sind. Ein Let's Play (übersetzt: Lass uns spielen) ist eigentlich nicht mehr, als sich selbst beim Zocken aufzunehmen. Das Ganze ist in etwa damit zu vergleichen, als würdest du zusammen mit deinem besten Kumpel ein Game spielen und darüber quatschen. Exakt so beschreibt sich dieses Format am besten. Der Unterschied zu einem Walktrough zum Beispiel ist der, dass man hier weniger das Spiel beschreibt und anderen erklärt, als mehr einfach zu daddeln und quasi über alles zu quatschen, was einem dabei durch den Kopf geht. Wenn dies genau das ist, was du willst, solltest du diesen Guide weiterlesen.

Schritt 2: Das erste Spiel

Erfahrungsgemäß ist die Wahl des ersten Spiels die schwierigste überhaupt am Anfang. Natürlich könnten wir nun eine Reihe von Games nennen, bei denen sich Let's Plays lohnen würden. Grundsätzlich aber solltest du danach gehen, was dir selbst am meisten Spaß macht. Kleiner Tipp von uns: Nimm fürs Erste am besten ein Spiel, das du schon sehr gut kennst, damit du keinen falschen Eindruck hinterlässt. Außerdem wäre es ganz förderlich, wenn du nicht gerade ein Spiel auswählst, das schon sehr oft gespielt wurde, da sonst das Interesse dir zuzuschauen gebremst wird. Wir wissen natürlich, dass es fast unmöglich ist, ein Spiel zu finden, das zum einen jeden interessiert, aber zum anderen auch nicht so oft vertreten ist. Es gibt hier quasi keine allgemeingültige Regel, aber wenn du ein Spiel wählst, mit dem du sozusagen verwachsen bist, dann ist das schon mal ein guter Anfang.

Schritt 3: Die passende Ausrüstung

Prinzipiell benötigt man zum Aufnehmen zwei Dinge: Einen relativ leistungsfähigen PC und ein gutes Mikrofon. Beim Computer ist es wichtig, dass ihr euer gewähltes Spiel mindestens mit besten Einstellungen flüssig spielen könnt, da die Aufnahmesoftware – solltet ihr eine verwenden – sehr viel Performance frisst und ihr mindestens mit 30 Bildern-pro-Sekunde aufnehmen solltet, da euer Let's Play ansonsten eine Diashow wird. Grundsätzlich sind ~23 Bilder auch noch okay, aber gerade bei schnellen Spielen wirkt sich das eher negativ aus.

Da ihr natürlich auch eure Stimme aufnehmen müsst, sollte diese auch so gut wie möglich klingen. Am besten geht das natürlich mit einem Großmembran-Mikrofon, aber diese Teile kosten schon ein paar Euro und gerade am Anfang ist es nicht empfehlenswert, dieses Geld zu investieren. Ein simples Headset mit Rauschunterdrückung macht es da auch ganz gut. Natürlich könnt ihr euch in finanzielle Untiefen stürzen und Hunderte Euro ausgeben, um qualitativ hochwertiges Equipment zu bekommen, aber aus Erfahrung macht sich dieser Qualitätsstempel anfangs nicht bemerkbar, was die Wahrnehmung eures Kanals angeht.
Kleiner Tipp für diejenigen unter euch, die gerne ein paar Moneten investieren wollen: Mit sogenannten Capture-Boxen könnt ihr Spiele von PC und Konsole aufnehmen, ohne dass die Hardware des Rechners belastet wird. Somit erreicht ihr eine höhere Leistung und habt keine Qualitätsverluste, selbst bei maximalen Einstellungen. Mit einem Preis von knapp 170 Euro ist das aber auch eine sehr preisintensive Alternative, die sich im professionellen Bereich aber bemerkbar macht.

Schritt 4: Das richtige Aufnahmeprogramm

Grundsätzlich richtet sich dieser Guide an Neulinge, die gerne PC-Spiele aufnehmen möchten. Für Konsolengames sind einige Extras nötig, da ihr eine Verbindung zwischen PC und Konsole herstellen müsst. Dies ist über Capture-Karten oder Boxen möglich. Um die Verwirrung erst mal gering zu halten, gehen wir hier nur auf PC-Games ein. Um diese mitzuschneiden, benötigt ihr ein dafür geeignetes Programm. Von denen gibt es viele und wir listen euch die unserer Meinung nach besten drei hier auf.

FRAPS: Ist die klassische Aufnahmesoftware für Games, mit denen schon zu Counter-Strike-Zeiten mitgeschnitten wurde. FRAPS zeichnet sich durch seine einfache Bedienung und seine hohe Performance aus, dafür werden die Dateien aber in einem festgelegten Format gespeichert und wenige Minuten benötigen schon viele Gigabyte an Speicher. Dafür ist das Rohmaterial sehr gut zu allen Schnittprogrammen kompatibel. Aufgenommen werden neben dem Spiel auch noch alle über Windows wiedergegebenen Sounds sowie ein zweiter Eingang (Mikrofon) eurer Wahl. Für 27 Euro ist FRAPS noch recht erschwinglich.

DxTory: Ist die große Konkurrenz zu FRAPS und bietet einigen Mehrwert. So kann die Wahl des Speicher-Codecs eingestellt werden, was die Größe der Videodateien verringert. Außerdem können unendlich viele Tonspuren aufgenommen, einzeln extrahiert und somit im Nachhinein angepasst werden. DxTory kann auch benutzt werden, um euren Spielbildschirm via DirectShow an eine dafür geeignete Software (z.B. ein Livestream-Programm) weiterzureichen. Allerdings leidet die Performance unter DxTory mehr als bei FRAPS, was zu weniger Bildern pro Sekunde führt. Mit ~28 Euro (je nach Umrechnungskurs: Yen in Euro) kostet DxTory ebenso viel wie FRAPS.

Action!: Der Dritte im Bunde ist Alleskönner Action!. Wie auch DxTory kann Action! in diversen Formaten und mit verschiedenen, einzelnen Tonspuren aufnehmen. Zusätzlich bietet das Tool einige nette Kleinigkeiten wie die Unterstützung von Livestream-Diensten (u.a. Twitch.tv) an und rendert das aufgezeichnete Material auch direkt mit diversen vordefinierten Profilen. Auch ist es mit Action! möglich, eine optionale Webcam direkt mit aufzunehmen, falls man dies möchte. Mit knapp 25 Euro ist Action! auch der günstigste Vertreter.

Prinzipiell ist es egal, welche dieser drei Tools ihr verwendet, da so gut wie alle sich zur Aufnahme eignen – vorausgesetzt das Spiel unterstützt mindestens DirectX-7. Hier entscheidet am Ende die eigene Vorliebe, aber diese Programme können wir euch mit gutem Gewissen empfehlen.

Schritt 5: Wie am besten kommentieren?

Neben der Qualität eures Videos und eurer Stimme solltet ihr auch aufpassen, was aus eurem Mund so herauskommt. Natürlich hat jeder Mensch seinen eigenen Stil und man kann nie vorhersagen, womit man gut ankommt. Während es die einen bei PewDiePie total toll finden, wie er wie am Spieß schreit, mögen andere lieber die ruhige Art von unserem lieben Gronkh. Es kommt auch ein bisschen auf den eigenen Charakter an. Daher ist es besser, wenn ihr euch nicht verstellt. Seid einfach so, wie ihr seid. Versucht nicht ein Idol nachzuäffen oder Ähnliches, das kommt meistens nicht so gut an, da ihr schnell enttarnt werdet. Auch müsst ihr nicht ohne Pause quatschen oder ununterbrochen reden. Wichtig ist, dass ihr die Charaktere im Spiel ausreden lasst und den Ton so einstellt, dass der Spielsound gut zu verstehen ist. Die meisten Zuschauer legen nämlich auch sehr viel Wert darauf, möglichst viel von der Geschichte und der Atmosphäre mitzubekommen. Falls ihr euch unsicher seid, wie ihr euch im LP verhalten sollt, fragt doch einfach mal einen guten Freund oder Freundin und lasst euch von ihnen Tipps geben.

Schritt 6: Der Videoschnitt

So, nun gehen wir mal davon aus, dass ihr erfolgreich euere erste Aufnahme vollbracht habt. Im Regelfall ist das Video nun ziemlich groß und muss hier und da noch geschnitten werden. Dafür gibt es eine große Auswahl an Tools und leider kaum nutzbringende kostenlose Alternativen. Am besten hat sich bisher Adobe Premiere Pro geeignet, allerdings ist dieses Programm auch sehr teuer. Schaut euch dafür mal im Netz nach einem für euch passenden Schnittprogramm um. Es gibt hier leider zu viele, um gute Empfehlungen auszusprechen. Wichtig ist, dass ihr verschiedene Tonspuren einzeln einmischen und in der Lautstärke anpassen könnt. Ebenso muss es möglich sein, euer Video nachträglich und simpel zu schneiden. Meist muss am Anfang und am Ende nämlich ein bisschen was weggeschnippselt werden. Für die Länge der Videos empfehlen wir euch standardmäßig 15 Minuten pro Folge. Das ist angenehm zu gucken. Zu kurze Folgen schrecken die Zuschauer ab, weil wenig Spannendes zu sehen ist. Ist das Video zu lang, wird es wohl kaum jemand bis zum Ende gucken.

Zum Schluss muss euer Video dann natürlich in das endgültige Format verarbeitet werden. Wir empfehlen euch, mindestens eine Auflösung von 1280*720 (HD) zu wählen. Heutzutage ist das Seitenverhältnis 16:9 quasi Standard. Eine bessere Qualität, bei höherer Dateigröße, wäre dann 1920*1080. Am besten wählt ihr als Datei-Format MP4 und als Codec H.264 aus. So gut wie alle modernen Schnittprogramme unterstützen dies. Falls euer Tool keine Voreinstellung für YouTube hat, schaut ihr am besten auf dieser Seite vorbei, auf der euch Google viele Tipps zu diesem Vorgang, in der Fachsprache „Rendern“, gibt. Besser könnten auch wir es nicht zusammenfassen!

Bei 1280*720 sollten 15 Minuten am Ende um die 500 Megabyte groß sein, 1920*1080 bringt es auf etwa 800MB pro Folge. Bedenkt die lange Uploaddauer, bedingt durch eure Internetverbindung, bei dieser Entscheidung.

Schritt 7: Der erste eigene Kanal

Damit ihr euer fertiges Video auch irgendwo hochladen könnt, empfehlen wir euch die Video-Plattform YouTube, da hier einfach das größte Zuschauerpotenzial vorhanden ist und so gut wie alle Let's Player diese Seite benutzen. Bei eurem Kanalnamen solltet ihr darauf achten, dass er gut leserlich und einprägsam ist. „MrTomsZockKanal07403740“ ist dies zum Beispiel nicht. Am besten nehmt ihr einen kurzen Namen, den man schon nach dem ersten Blick nicht vergisst. Als Beispiel wäre „TomsKanal“ schon eine bessere Wahl. Viele Let's Player neigen dazu, sich bezeichnend ein „LP“ hinter den Namen zu schreiben. Das ist natürlich eine gute Alternative, wenn der eigene Wunsch schon vergeben ist – auch wenn viele User dies aus Gründen der inhaltlichen Einschränkung ablehnen.

Schritt 8: Die Videobeschreibung

Wie ihr euer Video auf YouTube hochladen könnt, erklärt euch Google schon kurz nach der Erstellung eures Kanals sehr gut. Allerdings solltet ihr beachten, eure Videos auch so zu beschreiben, dass sie gut gefunden werden können. Klassisch benutzen viele Let's Player das Format „Let's Play [Spielname] Folge #xxx – [Titel der Folge]“. In die Beschreibung des Videos sollten dann einige persönliche Anmerkungen und weiterführende Informationen verfasst werden. Wichtig ist vor allem, genügend und passende Tags im entsprechenden Feld anzugeben.

Hier einige Beispiele: Name eures Kanals, Spielname, Publisher, Entwickler, Genre, Let's Play, Gameplay, Kommentiert, Deutsch

Wichtig ist auch, eure Videos in sogenannten Playlisten zu sammeln. Viele Zuschauer mögen es, ein Let's Play am Stück zu gucken. Gönnt ihnen diesen einfachen Service. Die entsprechende Playlist kann auch direkt in der Videobeschreibung mit verlinkt werden.

Schritt 9: Community-Arbeit

Um schnell viele Stammzuschauer zu erhalten, solltet ihr so viel wie möglich mit ihnen kommunizieren. Das meinen wir weniger auf persönlicher Ebene, als zum Beispiel Fragen im Video zu stellen oder auf Kommentare einzugehen. Auch die Verwendungen von sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Google+ ist ratsam. Wichtig ist auch, dass ihr auf das Feedback eurer Zuschauer eingeht und diese mit Respekt behandelt. Als Let's Player ist es ebenfalls wichtig, viele Videos zu veröffentlichen, da ein Spiel mit rund 10 Stunden Spielzeit schon seine 40 Folgen benötigt. Wenn ihr nur alle paar Wochen mal ein Video herausbringt, werdet ihr also ewig an einem Titel sitzen und euren Zuschauern wird schnell die Lust vergehen. Daher müsst ihr am Ball bleiben, wenn ihr erfolgreich sein wollt.

Schritt 10: Bekannter werden

Unvermeidlich werdet ihr am Anfang das Problem haben, dass ihr wenige Abonnenten und damit auch wenig Zuschauer habt. Es ist von hier an ein sehr schwerer Weg, dies zu ändern. Wir raten euch davon ab, es mit unnötiger Werbung unter anderen Videos oder ähnlichen Methoden zu probieren, da so was eurem Ansehen schadet. Es braucht schon sehr viel Glück, damit euer Kanal „abgeht“ und ihr könnt da selbst wenig machen. Wichtig ist, dass ihr euch selbst treu bleibt, regelmäßig Videos hochladet und auf das Feedback eurer Zuschauer eingeht. Setzt mehr auf interessante Games als auf peinliche Versuche, sich ins Gespräch zu bringen. Die YouTube-Community ist da sehr pingelig und ihr wollt es euch doch nicht verderben, oder? Falls ihr mit dem Let's Playen angefangen habt, um schnell erfolgreich und berühmt zu werden, so müssen wir euch enttäuschen. Unser Guide zeigt euch hier lediglich nur den Anfang und gibt ein paar Profi-Tipps, für alles andere seid ihr selbst zuständig.

Zusatz: Netzwerke

Ab einer gewissen Kanalgröße (1000 Abonnenten) ist es ratsam, sich in ein sogenanntes Netzwerk zu begeben, was euren Bekanntheitsgrad weiter steigert. Außerdem habt ihr dann bessere Möglichkeiten, Werbung auf eure Videos zu schalten und somit ein bisschen Geld zu verdienen. Ihr werdet ohnehin schon recht früh Anfragen bekommen, von Netzwerken, die an eurem Kanal interessiert sind. Wichtig ist hierbei, dass ihr euch deren Vorstellungen genau anschaut und nicht zu hastig entscheidet. Oft winken zweifelhafte Netzwerke mit dubiosen Verträgen und wollen euch zu schlechten Konditionen lange binden. Hier ist Vorsicht geboten.

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