Mobbing im Netz ist keine Seltenheit mehr. Während viele Personen bereits Opfer von Mobbing wurden, sind insbesondere auch Game-Developer davon betroffen. Doch was sind die Gründe und gibt es mittlerweile Lösungsansätze, um das Problem zu bekämpfen? Denn gerade Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, entwickeln einen hohen Leidensdruck, der oftmals darin resultiert, dass diese Menschen sich zurückziehen oder ihren Beruf gar völlig aufgeben.
Während man oftmals das Gefühl hat, dass Spieleentwickler zwar da sind, ihr Job "nur" darin besteht, 24/7 Top-Games herauszubringen und sie gerade aus diesen Gründen ein dickes Fell haben müssten, ist Belästigung ebendieser durch vermeintliche Fans zu einem großen Thema geworden. Man sieht es bei Entwicklern von Call of Duty, Assassin's Creed oder anderen. Manche Menschen, die belästigen wollen, machen dies auch nicht nur über das Internet, indem sie ihrem Frust durch das Kommentieren diverser Artikel Luft verschaffen. Auch Morddrohungen und Telefonterror zählen mittlerweile dazu. Dies stellt auch keinen Einzelfall oder isoliertes Phänomen dar. In gewisser Weise lässt sich dahinter gar eine Systematik erkennen.
Das Problem sei mittlerweile sogar so groß, dass die International Game Developers Association (IGDA) an einem gewissen Punkt darüber nachdachte, sogenannte Support-Groups ins Leben zu rufen, an die man sich als Entwickler wenden kann, wenn der Druck einfach zu groß wird. Während die Schikane letztes Jahr ihren Höhepunkt erreicht hat, scheint sich bis heute wenig geändert zu haben. Eine Eindämmung erscheint zwecklos. Allein wie diverse Entwickler mit Drohungen und Beschimpfungen umgehen, scheint sich geändert zu haben. Auch die IGDA sieht inzwischen von Support-Groups ab. Stattdessen sucht man nun nach Wegen, Gamer dahingehend zu trainieren und ihnen einen Blick dafür zu verschaffen, dass sie höflicher in ihren Interaktionen mit Entwicklern werden.
Auch BioWares Autorin Jennifer Hepler war von Belästigung in ausuferndem Maße betroffen und erklärt, dass sich trotz alldem einiges an ihrer Situation geändert hat. "Offenbar bin ich in dem Gebiet nun namentlich bekannt. Einige Leute haben mich auf der GDC oder online wiedererkannt, zum Glück waren das alles Menschen, die mir und meinem Schreiben sehr unterstützend gegenüberstanden! Ich habe seitdem keine weitere Schikane hinnehmen müssen, darüber bin ich unglaublich froh."
Doch noch bevor sie BioWare den Rücken kehrte, brach eine regelrechte Welle an Drohungen über sie herein. Spieler beschrieben sie als "Krebs", der BioWare zerstört. Nicht einmal ihre Kinder blieben verschont und wurden in die Hasswelle miteingebunden. Allerdings war sie glücklich darüber, dass sie ebensoviel Unterstützung erhielt, was ihr letztlich die nötige Kraft gab. Sie kann dennoch nicht sagen, dass sich vieles zum Positiven verändert hat. Die Probleme liegen weitaus tiefer, müssen anders wahrgenommen werden und im Umkehrschluss eine andere Lösung bekommen. An erster Stelle steht insbesondere Vielfalt zur Prämisse zu machen und danach zu handeln. Würde man beispielsweise nur Menschen anheuern, die bereits Erfahrung in der Industrie haben oder gar mit einem Unternehmen in Verbindung stehen, so helfe das niemandem. Automatisch würde eine homogene Gruppe entstehen, in der Vielfalt keinen Platz hat.
Mittlerweile jedoch bekommt dieses Thema größeren Zuspruch und das Bewusstsein scheint sich immer mehr zu etablieren. Sie erklärt, dass mehr und mehr Unternehmen realisieren müssen, dass sich die Verkäufe nur erhöhen, wenn man auch unverdiente Zielgruppen mit einbindet und eine helfende Hand bietet. Auch Greg Zeschuk, Mitbegründer von BioWare, führte letztes Jahr näher aus, dass Schikane zu einem integralen Teil eines jeden Spieleentwicklers geworden ist. Er erklärt, dass oftmals gute und leidenschaftliche Menschen einfach hineingezogen werden und ihr Leben dadurch schlichtweg miserabel wird.
Auch Adam Orth, ehemals Microsoft Studios Creative Director, verließ Microsoft, nachdem er zahlreiche Morddrohungen erhalten hat. Mittlerweile arbeitet er mit seinem neuen Studio an Adrift, einem Space-Game. Zwar bekommt er zeitweise noch immer online Beleidigungen zugeschickt, doch die gesamte Erfahrung hat sein Leben verändert und ihn zu einer anderen Person gemacht. So sei sein Fell mittlerweile weitaus dicker als zuvor, doch er würde lügen, würde es ihm nicht doch noch an die Nieren gehen. Als Konsequenz umgeht er das "Online-sein" so gut er nur kann. Es sei einfach zu schmerzhaft, sich derartige Dinge durchlesen zu müssen. Dennoch hat er wenig Hoffnung, dass sich an dieser extremen Belästigung jemals etwas signifkant ändern wird.
Die IGDA will nun konkrete Schritte einleiten, das Problem einzudämmen, doch "[s]olange wir Menschen Meinungen haben und einen Weg finden, um dieser Stimme folgelos im Internet Gehör zu verschaffen, denke ich nicht, dass es vieles gibt, was wir dagegen machen können. Manchmal wünscht man sich einfachere Zeiten," so Orth.