Im März entschied das Landesgericht Berlin, dass der Verkauf von einzelnen Keys für Spiele illegal sei – doch die Händler machten einfach weiter. Nach den ersten gesendeten Unterlassungserklärungen gehen nun weitere Publisher und Entwickler gegen Keystores vor.
Viele Spieler entscheiden sich beim Kauf von Videospielen nicht für die klassischen Vertriebswege, sondern erwerben lieber einen Titel bei einem Keystore. Diese verkaufen nämlich nur reine Produktschlüssel, die sie über Zwischenhändler oftmals deutlich billiger erworben haben. So manch ein Gamer kann beim Kauf neuer Titel deshalb durchaus bis zu 60 Prozent im Vergleich zum herkömmlichen Preis sparen.
Kein Wunder, dass sich gerade die Publisher daran stören: Sehr oft hört man beispielsweise von den "Russen-Keys", also Produktschlüsseln, die in Russland zu Spottpreisen erworben wurden. Dort müssen die Unternehmen ihre Spiele nämlich aufgrund niedriger Einnahmen in der Bevölkerung zu lächerlichen Angeboten anbieten, um sie loswerden zu können. Viele Keystores nutzen dies aus und greifen deshalb tausendfach zu, um sie in Deutschland anschließend so billig wie möglich an den Mann bringen zu können.
Der Weiterverkauf von Keys ist illegal – doch die meisten Firmen existieren hier offiziell gar nicht
Im März entschied das Landesgericht Berlin, dass der Weiterverkauf der Videospiele ohne der dazugehörigen Verpackung sowie dem Datenträger illegal sei. Keys, bei denen klar ist, dass sie aus dem Einzelhandel stammen, dürfen deshalb nur als Gesamtpaket verkauft werden – also mit Box, Handbuch, CD und allem, was dazu gehört. Der Verkauf von Keys gelte nicht als "digitaler Verkauf", da diese folgerichtig aus dem Retailmarkt stammen – und somit auch als Einzelhandelsprodukte anzusehen wären.
Trotz des Gerichtsurteils ließ sich der Großteil der Keysstores, wohl auch aufgrund ihrer Struktur als Briefkastenfirmen in Ländern wie China, nicht beirren und machte einfach weiter. Eine Klage gegen diese Seiten ist nahezu unmöglich, da sie offiziell über keinen Firmensitz in Deutschland verfügen und oft auch keine Ansprechperson bekannt ist. Die Keystores wissen, dass ihr Geschäftsmodell illegal ist – und verstecken sich deshalb gekonnt.
Das lukrative Geschäft mit den Keys und der Anstoß der Publisher
Hierzulande am bekanntesten ist wahrscheinlich MMOGA.de, das im Impressum angibt, in Hongkong zu sitzen – auch, wenn jeder weiß, dass dies nicht der Fall ist. Über dessen vertretungsberechtigten Geschäftsführer Jian Qing Hong ist kaum etwas bekannt, öffentlich auftreten tut dieser ohnehin nicht. In Deutschland wurde MMOGA vor allem durch zahlreiche Partnerschaften mit großen Let's Playern und Magazinen bekannt – klicken Leute auf einen Referrallink, gelangen auf die Seite und kaufen dann ein Spiel, erhält der entsprechende Vertragspartner eine Provision. Ein lukratives Geschäft – für beide Seiten.
Offiziell verstößt der Verkauf von Keys gegen das Urheberrecht – weswegen erste Publisher auch Unterlassungserklärungen an zahlreiche Firmen sendeten. Viele Unternehmen versuchen derzeit auf einzelne Keystores zuzugehen, um zu erreichen, dass sie ihre Titel aus dem Sortiment nehmen. Viele Händler stellen sich quer oder anonymisieren sich nachträglich, um Umsatzeinbußen zu verhindern – was bei mehreren hunderttausend Käufern monatlich definitiv nicht überraschend ist.
Für Publisher und Entwickler ist diese Entwicklung ein gutes Zeichen, zumal auch der Gebrauchtmarkt damit weiter geschwächt werden könnte – auf dem PC existiert dieser ohnehin so gut wie gar nicht mehr. Derzeit ist dies noch im Verbraucherschutzgesetz festgelegt, weswegen das entsprechende Amt bereits mehrfach eine Klage gegen Valve eingereicht hat – den Entwickler der größten Vertriebsplattform und des gleichzeitig mächtigsten Kopierschutzes Steam. Wer weiß, wie lange noch.