Artikel

Anthem: Brachialer Einstand: Was kann der neue Koop-Loot-Shooter? – Test

Ein Spiel oder ein Service?

Denn die Frage, die allgegenwärtig erscheint und immer noch nicht so abschließend geklärt werden kann, bleibt die Frage nach dem eigentlichen Kern des Spiels. Da es sich nicht um eine abgeschlossene Handlung im eigentlichen Sinne handelt, haben wir es hier mit einem Produkt zu tun, das über eine Ausgangsbasis mit unvorstellbarem Spielraum verfügt. Ihr könnt den primären Handlungsstrang rund um das Herz des Zorns zwar abschließen, doch damit findet das Spiel noch lange kein Ende. Womöglich wurde mit der 20-stündigen Geschichte lediglich ein grober Rahmen für den 10-Jahresplan von Electronic Arts gelegt, für den erst einmal der Startschuss am Release-Tag gefallen ist.

Wir haben schon jetzt einen Einblick in die nächsten 90 Tage erhalten und wissen, dass legendäre Missionen und eines der schwergewichtigen Ereignisse „Cataclysm“ stattfinden werden. Aber wie geht es in den nächsten Jahren weiter und wie sehr zieht uns Anthem in seinen Bann? Das Ganze ist nicht so einfach zu beantworten, da regelmäßige Content-Updates wie die zuvor benannten Missionen oder weitere „Strongholds“ geplant sind. Vorerst ist nach rund 20 bis 25 Stunden erst einmal Schluss und ihr seht nichts Neues. Doch es gibt faktisch kein Ende wie in der Mass Effect-Trilogie.

Von daher müssen wir mit den Inhalten arbeiten, die wir jetzt haben. Und da sieht es zu weiten Teilen so aus, als wäre das Produkt als voll funktionierendes Spiel noch nicht mal aus der Alpha-Phase in die Beta-Phase eingetreten, wenn es nicht sowieso als Basis für einen langanhaltenden Onlineservice gesehen wird.

Bugs, Abstürze, Ladebalken und fehlerhafte Onlineservices

Insgesamt verlief der Start und der Release von Anthem recht holprig. Die zahlenden Kunden durften am Release-Tag spielen, während die treuen Abonnenten im kostenpflichtigen Onlinedienst Origin Access Premier bereits vor dem Release ab dem 15. Februar durchstarten durften. Doch dies bedeutete auch, eine Woche ohne den Day-One-Patch zu verbringen, was dem reibungslosen Start nicht unbedingt zugute kam.

Wir haben das Spiel vor und nach dem Day-One-Patch getestet und müssen nachträglich feststellen, dass der Patch nicht allzu viele Probleme behoben hat. Er sollte Performance-Verbesserungen und diverse Bug Fixes mitbringen, doch wir konnten davon wenig bis gar nichts feststellen.

Auf der technischen Seite mussten wir uns insgesamt mit unzähligen Abstürzen zufrieden geben, konnten die unterschiedlichsten Bugs im Spiel entdecken und mussten uns über Fehlverbindungen zum Onlineservice ärgern, die stetig die Funktion des Spiels unterbrachen. Das Problem ist nämlich, dass ein Disconnect während einer längeren Mission dazu führen kann, dass die Mission (oder Expedition) komplett von vorne gestartet werden muss. Insbesondere im späteren Verlauf bei den längeren Abschlussmissionen wird dies zum Problem. Fehler treten häufig beim Laden von längeren Zwischensequenzen auf, die wiederum zum Absturz führen können, wohlbemerkt alles nach dem Day-One-Patch und auf unterschiedlichen Systemen. Teilweise wurde der Fortschritt der Missionen vom Onlineservice zudem nicht übernommen, was das ärgerlichste Unterfangen darstellt, da so Missionen mehrfach wiederholt werden mussten.

Neben diesen Gamebreaker-Fehlern wären da noch die unzumutbaren Ladezeiten. Von den Kollegen liebevoll als Ladebalken-Simulator 2019 betitelt, stören die Ladezeiten das Spieltempo und reißen immer wieder aus dem Spielgeschehen, sodass die Immersion stark leidet.

Bei den Ladezeiten kann der Wechsel von HDD- auf eine SSD-Festplatte helfen. Doch selbst mit einer SSD-Platte sind die Ladezeiten immer noch viel zu hoch, als dass es nicht als lästiger Störfaktor empfunden werden könnte. 

Vorherige Seite 1 2 3 4 5 6Nächste Seite

Ben Brüninghaus

Hauptberuflicher Jedi-Meister, nebenbeschäftigt bei PlayCentral.de. Popkultur-Fetischist: Star Trek, Star Wars, alles mit „Star“, verspeist Spiele-OSTs zum Frühstück, Großmeister der Bärenschule. Inquisitor. Mag das Ende von Mass Effect.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"