Vorsicht, es nähern sich weitere Skar!
Neben und abseits der technischen Schwierigkeiten der „Vollversion“ kommen einige Punkte hinzu, die die Spielerfahrung massiv beeinträchtigen.
Da wären zum Beispiel das repetitive Missionsdesign. Die Aufgaben unterscheiden sich in wenigen Punkten, aber diese müsst ihr während des Verlaufs der ersten 20 Stunden nahezu unendlich oft wiederholen. Abwechslung in den Aufgaben suchen wir vergebens, obgleich das Potenzial womöglich so viel mehr bietet. Am Ende endet alles in jedem Abschnitt immer wieder darin, dass wir es mit Truppen der Skar oder der Militärfraktion Dominion aufnehmen müssen. Einige kleinere Monstrositäten gibt es noch obendrauf und das wars dann auch schon. Demnach ist das Design der Gegner ebenfalls recht eintönig. Hier wurde bislang viel Potenzial verschenkt – oder es kommt noch einiges in der Zukunft. Aber bis hierhin verläuft das Spiel recht mager in dieser Hinsicht.
Loot-Shooter, Koop-Aspekt und vollwertige BioWare-Geschichte – geht das?
Dazu kommt der ideelle Aufbau, der sich mit einigen Spielelementen beißt. BioWare liebt es Geschichten zu erzählen und das können sie außerordentlich gut. Aber wie wollen sie dies in Hinsicht auf ihre vorangegangen Spiele und dieser Weiterentwicklung unter einen Hut bekommen?
An der Formel von beispielsweise Mass Effect hat sich nämlich nichts geändert, sie wurde lediglich erweitert. Das heißt also, dass ihr in eurem „Zuhause“ immer wieder mit den Haupt- und Nebenfiguren sprecht, um hier mehr über die Geschichte der Charaktere zu erfahren. In den einzelnen Missionen wird euch via Funk ins Ohr gesprochen, damit ihr unterwegs ebenfalls mit allen Infos und Vorkommnissen in der Mission betraut werdet. Bislang war das alles kein Problem, im Gegenteil war das sogar recht annehmbar – in einem Singleplayer-Shooter.
Aber führen wir uns vor Augen, dass Anthem ein Koop-Loot-Shooter sein möchte, der euch das Abenteuer mit bis zu drei weiteren Freunden erleben lässt. Da stellt sich die Frage, wie sich die altbewährten Spielelemente integrieren lassen?
Ziemlich schlecht, wie sich herausstellt. Wollt ihr alle Haupt- und Nebenfiguren ansteuern, dann dauert es zwischen den Missionen schon mal 20 bis 40 Minuten, bevor ihr euch wieder mit euren Kameraden ins Geschehen stürzen könnt. Während der Missionen müsst ihr euch dann entscheiden: Wollt ihr dem Gerede eurer Freelancer-, Arkanisten- und Sentinel-Kollegen folgen oder möchtet ihr euch in Koop-Manier mit euren Freunden unterhalten, während ihr die Mission bestreitet? Versucht mal beides gleichzeitig, das wird euch nicht gelingen. So kommt ein Aspekt stets zu kurz und ob man den Koop zwischen den Missionen immer wieder für eine halbe Stunde pausieren möchte, ist ebenfalls fraglich.
Für einen Mass Effect-Veteran ist der Koop-Aspekt also ganz schön, aber er beißt sich hochgradig mit dem Narrativ, da dieser unweigerlich leiden wird. Sich auf eines der beiden Apsekte zu konzentrieren, macht hier keinen Sinn, denn die Entwickler verlangen beides von euch. So bleibt die Frage am Ende für jeden selbst offen, ob die neue, weiterentwickelte Formel am Ende aufgeht.
Wir haben das Spiel übrigens mit unterschiedlicher Hardware von MSI, Corsair, Samsung und Intel getestet und hatten überall dieselben Ergebnisse. Wir empfehlen die neuesten Treiber von Nvidia herunterzuladen.
Wir hoffen, dass euch unser Test ein wenig bei der Kaufentscheidung unterstützt. Weiter geht es zum Fazit.