Als gäbe es nicht schon genügend MOBAs auf dieser Welt, landete vor geraumer Zeit ArcheBlade auf meinem Schreibtisch. Das Onlinegame aus Korea sieht auf den ersten Blick wie ein weiterer Versuch aus, das gelungene Prinzip von League of Legends oder DotA in die Third-Person-Ansicht zu portieren. Da diese Versuche schon in der Vergangenheit immer wieder scheiterten, war meine Erwartungshaltung nicht gerade positiv gestimmt. Dass ich mich mit dieser Einschätzung tüchtig geirrt hatte, stellte ich schon sehr schnell fest, nachdem ich das Game eine Weile genauer unter die Lupe genommen hatte. Hinter dem scheinheilig billigen Abklatsch steckt eine simple, aber dennoch sehr coole Idee, die obendrein noch mehr als stimmig umgesetzt wurde. Kurzum: ArcheBlade macht richtig viel Spaß – das hat man nun von seinen Vorurteilen! Damit ihr gleich von Anfang an ein richtiges Bild von ArcheBlade bekommt, zeige ich euch auf den folgenden Seiten, warum man diese MOBA nicht in irgendeinen Schatten stellen sollte.
Die bequeme Variante
Die erste Sache, in der ArcheBlade schon zu Beginn so etwas wie einen Bequemlichkeitseffekt hervorruft, ist, dass das Spiel darauf verzichtet, dass ihr euch auf irgendeiner Webseite einen Account erstellen müsst. Diese leidige Marotte verfolgt vor allem Onlinespieler auf Schritt und Tritt. Wer im Netz gerne durch das reichhaltige Angebot an Games schnuppert, hat auch gleichzeitig mit einem Berg voller Benutzerkonten, Profilen und Passwort-Merkzetteln zu kämpfen. Da ist es schon praktisch, dass es hier und da auch ein paar Ausnahmen gibt, die komplett auf so etwas verzichten. Um ArcheBlade zu zocken, braucht ihr das Spiel lediglich, dazu auch noch kostenlos, über den Steam-Shop auf euren dortigen Account hinzuzufügen und könnt, nachdem ihr den schmalen, nur 700 Megabyte großen Client heruntergeladen habt, loslegen. Euer Spielername wird dabei ebenfalls direkt von der Steam-Community übernommen. Das ist nicht nur kinderleicht, sondern auch einfach megagemütlich. In einer Zeit, in der Steam sowieso die Hauptplattform für den Erwerb neuer Spiele darstellt, ist der Aufwand der Beschaffung damit moderat gering.
Erste Schritte – rein in die Action
Habt ihr ArcheBlade gestartet, geht es auch direkt in die Vollen. Ein Tutorial gibt es nicht wirklich, braucht man aber auch nicht. Grundlegend kommt hier das altbekannte MOBA-Schema zum Einsatz: Ihr sucht euch über Quick Start ein Spiel im gewünschten Modus, wählt euren Champion aus, passt dessen Skin an und dann geht die Action auch schon los. Als Modi stehen uns vier verschiedene Maps zur Verfügung, die unterschiedliche Ziele bieten. Während ihr auf Under Siege ein klassisches Team-Deathmatch erlebt, geht es auf der Karte Nether Dale darum, verschiedene Punkte einzunehmen, um damit die Credits des eigenen Teams zu steigern. In der Arena Naga's Pit kämpfen alle Champions in bester Free-for-All-Manier gegeneinander, während euch auf Steam Canal der Modus King-of-the-Hill erwartet.
Dabei fällt einem schnell auf, dass ein wichtiger Bestandteil fehlt, der bisher bei allen MOBAs mit dabei war: Vasallen. Die lustigen kleinen KI-Gegner beziehungsweise Helfer fallen hier komplett weg. Da es bisher aber auch keinen Tower-Defense-Modus gibt, stört dies überhaupt nicht. Dieser Stilbruch in Sachen MOBA-Standard zeigt, dass sich ArcheBlade eher am Konzept der Onlineshooter bedient und die Third-Person-Action als recht erfrischendes Stilmittel benutzt. Gleiches findet sich auch bei der Steuerung wieder. Anstatt auf massige Tastenbelegung zu setzen, versuchte sich Entwickler CodeBrush Games in diesem Punkt eher zurückzuhalten. Neben der klassischen WASD-Steuerung haben wir nur vier weitere Tasten zur Verfügung. Die Leertaste zum Springen, F und Q für Spezialattacken und SHIFT für kleinere Movement-Aktionen. Die Kampfaktionen selbst werden über die Maus bedient und gestalten sich recht dynamisch. So könnt ihr eure Attacken zum Beispiel mit diversen Bewegungen verbinden, um Spezial-Combos zu aktivieren.
Schlachtendrang im Turbogang
Generell spielt sich ArcheBlade einen Gang schneller als seine Artgenossen. Auf Stufenanstiege wird komplett verzichtet, jeder Champion kann von Anfang an sein ganzes Potenzial nutzen. Auch Rüstungen oder andere Items wie zum Beispiel Heiltränke gibt es nicht. Während ihr kämpft, füllt sich eure RP-Leiste rechts im Bild auf. Ist eine gewisse Menge erreicht, könnt ihr eine eurer beiden Spezialfähigkeiten einsetzen. Auf dem Schlachtfeld selbst findet ihr, ähnlich wie bei Unreal Tournament oder Quake, kleine Objekte, mit denen ihr euer Leben oder eure RP-Punkte zusätzlich auffüllen könnt. Wie bereits erwähnt, spielt sich ArcheBlade von der Sache her mehr wie ein Onlineshooter als wie eine MOBA, da auch zum Beispiel Champions, die Munition benutzen, diese mittel R-Taste nachladen müssen. Das ist aber kein Verlust, ganz im Gegenteil: Das Gameplay geht schön schnell von der Hand und trumpft mit einigen Besonderheiten auf. So müssen wir kleinere Sprungpassagen überstehen, um an die begehrten Heil- oder RP-Objekte zu gelangen. Versagen wir dabei, fallen wir in die Tiefe und beglücken unsere Gegner mit unserem Ableben. Im Gegenzug kann man solche Parts aber für wilde Verfolgungsjagden nutzen, um seinen Verfolger gezielt in den Tod zu lenken. Das macht nicht nur Spaß, sondern verleiht dem Ganzen auch ein Stück taktische Raffinesse.
Alle meine Champions
Da ArcheBlade wie bereits erwähnt kostenlos daherkommt, gibt es natürlich auch einen kleinen Rattenschwanz, der aber gar nicht so rattig ist, wie man auf den ersten Blick denken mag. Ähnlich einem typischen MOBA bietet das Spiel eine wöchentlich wechselnde Auswahl an freien Champions. Wer seinen Liebling gerne immer zur Hand haben möchte, muss leider in die eigene Tasche greifen. Da es am Ende einer Runde nur Erfahrungspunkte für den eigenen Rang gibt, der auf das Spiel keinerlei Auswirkungen hat, außer dass man via Quick-Start als Anfänger nicht unbedingt gegen Ober-Profis spielt, gibt es auch keinerlei Ingame-Währung. Jeder Champion und Skin, den man fest in Besitz haben möchte, muss für ein paar Euro gekauft werden. Dabei dreht sich der Preis pro Stück um die 1,90 Euro bis 4,75 Euro – also eigentlich völlig akzeptabel. Danach ist auch schon Schluss. Es gibt nichts, was man außer Champions und Skins im Shop kaufen könnte. Da ArcheBlade keinerlei Charakteroptimierung bietet, fallen Runen und Ähnliches auch weg. Weder Boosts noch Tränke oder andere Gegenstände. Es gibt nur Champions, sonst nichts. Wer sparen will, kann sich für um die 18 Euro den kompletten Einsteiger-DLC kaufen, der alle Spielfiguren und jeweils einen passenden Skin dazu beinhaltet. Wir finden das mehr als fair und können keinerlei Anzeichen für Pay-2-Win finden. Super!
Probleme und Vorzüge – die Technik
ArcheBlade setzt auf die hübsche Unreal-3-Engine und überzeugt daher mit seiner schönen Optik. Zusätzlich ist der Titel aus den Händen von CodeBrush Games damit auch auf jedem Mittelklasse-PC lauffähig. Die Charaktere sind passend gezeichnet und ausreichend animiert, auch für nötige Spezialeffekte wurde gesorgt. Einzig die Tonausgabe, die komplett auf Dancefloor-Tracks setzt, ist wohl nicht jedermanns Sache. Aber gut, die kann man schließlich ausschalten. Passend sind diese Klänge aber dennoch, denn immerhin ist das ganze Spiel in einem eher poppigen Comic-Look gehalten.
Technisch gibt es derzeit aber noch ein paar Macken, welche wohl auf den Beta-Status zurückzuführen sind. So sind bei Weitem nicht alle Champions ausbalanciert, sodass es gerne zu unfairen Situationen kommt. Auch die Stabilität der Server ist noch nicht ideal, auch wenn man hier nicht gleich ein Fass aufmachen muss. In den meisten Fällen laufen sie ohne Probleme. Leider gibt es auch im Spiel immer wieder kleine Hänger in der Steuerung, die auf die Dauer recht nervig sein können. Aber auch dies hält sich in Grenzen.
Zwar setzt ArcheBlade auf ein Matchmaking-System, aber ihr könnt euch die Server auch selbst suchen. Dies bringt vor allem auch den Vorteil mit sich, dass ihr nicht wie in anderen Games stark auf euer Team angewiesen seid. Sprich, wenn einer rausgeht, kommt einfach ein Neuer hinzu und alles ist paletti. Gerade diesen Frustfaktor gibt es bei ArcheBlade zum Glück nicht. Wenn ihr gerne euer eigener Herr sein wollt oder mit Freunden zusammen in den Kampf ziehen möchtet, könnt ihr einen eigenen Server hosten. Die nötige Anwendung dafür findet sich in eurem ArcheBlade-Ordner im Unterverzeichnis Binarys. Mit diesem Server-Tool könnt ihr so gut wie alles einstellen und euer Spielfeld sogar mit einem Passwort belegen, um ungebetene Gäste draußen zu halten. Lediglich eine schnelle Internetleitung oder ein separater Root-Server wird dafür benötigt.
Besser als gedacht – mein Fazit
ArcheBlade ist der ideale Spaß für zwischendurch. Das Gameplay ist schnell, geht gut von der Hand und überzeugt mit seiner Dynamik. Wer generell kein Problem mit Comic-Look und schrillen Farben hat, sollte auf jeden Fall einen Blick auf die Free-2-Play-MOBA aus Korea werfen. Schade ist nur, dass die Auswahl an Karten und Champions derzeit noch arg begrenzt ist. Nach einem Abend hat man so gut wie alles gesehen und muss danach damit leben, dass man immer auf den gleichen Maps unterwegs ist und gegen dieselben Charaktere kämpft. Durch diesen Umstand kann eine Empfehlung als Dauerbrenner nicht ausgesprochen werden, wobei man durchaus Langzeitspaß haben kann. Der Umstand der Beta beschert ArcheBlade derzeit noch ein paar fiese Macken, über die man aber auch hinweg sehen kann, da das Spiel regelmäßige Updates spendiert bekommt. Der Itemshop ist superfair und genau die Mischung, die wir uns für ein gutes Gratisspiel wünschen. ArcheBlade befindet sich derzeit in der Open Beta und kann via Steam kostenlos erworben und gespielt werden. Ein separater Account ist nicht nötig.