Gestern Nacht wurden zum 91. Mal die Academy Awards in Los Angeles verliehen. Neben vielen erwarteten Gewinnern gab es dieses Jahr auch wieder einige Überraschungen, über die online bereits heftig diskutiert wird. Wer gewonnen hat und wer nicht, das verraten wir euch hier!
Dieses Jahr hatten die Academy Awards einige Hürden zu umgehen. Denn die 91. Oscar-Verleihung hatte schon vor der Ausstrahlung gestern Nacht mit zahlreichen Kontroversen hinter den Kulissen zu kämpfen. Angefangen mit dem angekündigten Moderator Kevin Hart, dem einige homophobe Tweets aus der nicht so fernen Vergangenheit einen Ausschluss aus der Verleihung einbrachten, bis hin zu einer geplanten Verschiebung von zwei der wichtigsten Kategorien, Beste Cinematographie (Kamera) und Bestes Film-Editing, in die Werbepause, die nach großen Beschwerden vieler Film-Fans und Hollywood-Legenden dann doch während der Hauptsendezeit vergeben wurden.
So war es für viele Zuschauer überraschend, dass die Verleihung ohne Host dann doch fast reibungslos verlief und von einigen sogar als angenehmste Show seit Jahren angepriesen wird. Doch was wären die Oscars ohne kontroverse Gewinne und überraschende Verlierer? Wir haben die Highlights des Abends und alle Gewinner für euch zusammengefasst.
And the Oscar goes to…
Die Oscars sind in der Welt des Filmes objektiv gesehen das wichtigste Ereigniss des Jahres. In der mehr als dreistündigen Zeremonie beglückwünscht sich die Academy Of Motion Pictures and Arts, bestehend aus allen vorherigen Gewinnern und wichtigen Namen in der Hollywood-Industrie, gegenseitig für ihre filmischen Leistungen vor und hinter der Kamera.
Doch nicht jeder ist Fan von dieser Veranstaltung. Einige sehen die Verleihung als etwas Unnötiges an und sind der Meinung, dass Kunst nie objektiv einen Gewinner haben sollte. Doch sind die Oscars eigentlich dafür da, kleineren Filmen Aufmerksamkeit zu geben, die neben den vielen Hollywood-Bluckbustern untergehen würden und somit eine größere Zuschauerschaft erlangen können.
So ist es verwunderlich, dass 2019 auch einige große Filme in den Hauptkategorien nominiert waren. "Black Panther", "Bohemian Rhapsody" und "A Star Is Born" waren weit aus mehr als nur kleine Indie-Filme und so fieberten in diesem Jahr nicht nur Hardcore-Fans ihren Lieblingsfilm an. Es kommt natürlich immer mal wieder vor, dass auch große Filme nominiert werden und gewinnen ("Titanic", "Avatar", "Der Herr der Ringe", "Die Schöne und das Biest"), doch ist die diesjährige Verleihung ein ganz besonderer Fall.
Marvel's "Black Panther", der gestern ganze drei Oscars für das Kostüm- und Produktionsdesign sowie die Filmmusik erhalten konnte, gilt als wichtiger Meilenstein für eine Ernsthaftigkeit, die Comicbuch-Filmen in der Zukunft zugesprochen werden könnte. Denn viele Fans waren enttäuscht, dass Filme wie "Logan" und "Wonder Woman" in den letzten Jahren von den Oscars ausgeschlossen wurden, was sich nach der gestrigen Verleihung aber ändern könnte.
Ein weiterer geschichtlicher Höhepunkt war der Film "Roma" von Regisseur Alfonso Cuarón, der gestern ebenfalls drei Oscars (Beste Regie, Bester ausländischer Film und Beste Cinematographie) gewinnen konnte. "Roma" ist ein Original Netflix-Film, was für die Zukunft der Streaming-Dienste erhebliche Auswirkungen haben könnte. Bis vor Kurzem war die Diskussion um Streaming-Filme groß gewesen, ob diese in Award-Shows und bei Filmfestspielen ernst genommen werden sollten. Cuarón, der in den vergangenen Jahren mit seinen Filmen "Children Of Men" und "Gravity" bereits einige Oscars erlangen konnte, dürfte dieser Frage nun eine Antwort gegeben haben.
Ein weiterer Höhepunkt für Marvel-Fans war der Preis für den besten Animationsfilm. Diesen konnte sich "Spider-Man: A New Universe" schnappen, der für viele schon als der beste Spider-Man-Film aller Zeiten gilt. Dieser Gewinn ist auch ungewöhnlich, da der Preis in der Vergangenheit meist für die großen Studios wie Disney Animation, Pixar und Dreamworks reserviert war. In der Kategorie der Besten SchauspielerIn gewann Rami Malek für seine Rolle als Freddy Mercury in "Bohemian Rhapsody" und Olivia Colman in der Satire "The Favourite: Lügen und Intrigen". Mahershalla Ali ("Green Book") und Regina King ("Beale Street") erhielten den Oscar für den besten Nebendarsteller und die beste Nebendarstellerin.
Die größte Überraschung des Abends war jedoch der Gewinner für den Preis "Bester Film". In "Green Book", von Regisseur Peter Farrelly, erlebt der Zuschauer die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem schwarzen Musiker und seinem weißen Chauffeur. Da der Film in den USA der 1960er Jahre spielt, treffen die Hauptfiguren auf einige Schwierigkeiten im Rahmen von Rassismus und Ausgrenzung. Doch warum ist der Gewinn so kontrovers?
Neben "BlacKkKlansman" (von Regisseur Spike Lee) und "Black Panther" (Ryan Coogler), die beide hinter den Kulissen von einer fast ausschließlich afro-amerikanischen Filmcrew produziert wurden, kommt "Green Book" für viele sehr unathentisch rüber. Der Film ist überwiegend von "Weißen" produziert und fällt für einige unter den White Saviour-Komplex, der (im Gegensatz zu seinen Mit-Nominierten) einen recht sanften und retuschierten Blick auf Rassismus präsentiert, in dem nicht selten weiße Protagonisten als Helden dargestellt werden. Ebenfalls hatte der Film mit einigen Problemen zu kämpfen, da sich Familienmitglieder der dargestellten Personen beschwerten, der Film spiegle nicht die Realität wieder.
Was denkt ihr? Haben eure Favoriten gewonnen und gibt es Nominierte, die eurer Meinung nach total übersehen wurden? Wir sind gespannt, wer in diesem Jahr als Vorreiter für die Oscars im nächsten Jahr in Frage kommen könnte!
Die Gewinner aller Kategorien haben wir natürlich für euch unterhalb dieser Zeilen aufgelistet:
Bester Film
- „A Star Is Born"
- „Black Panther“
- „BlacKkKlansman“
- „Bohemian Rhapsody“
- „The Favourite“
- „Green Book“
- „Roma“
- „Vice“
Beste Regie
- Adam McKay („Vice“)
- Alfonso Cuarón („Roma“)
- Pawel Pawlikowski („Cold War“)
- Spike Lee („BlacKkKlansman“)
- Yorgos Lanthimos („The Favourite“)
Bester Hauptdarsteller
- Bradley Cooper („A Star Is Born“)
- Christian Bale („Vice“)
- Rami Malek („Bohemian Rhapsody“)
- Viggo Mortensen („Green Book“)
- Willem Dafoe („At Eternity’s Gate“)
Beste Hauptdarstellerin
- Glenn Close („Die Frau des Nobelpreisträgers”)
- Lady Gaga („A Star Is Born”)
- Melissa McCarthy („Can You Ever Forgive Me?”)
- Olivia Colman („The Favourite”)
- Yalitza Aparicio („Roma”)
Bester Nebendarsteller
- Adam Driver („BlacKkKlansman“)
- Mahershala Ali („Green Book“)
- Richard E. Grant („Can You Ever Forgive Me?“)
- Sam Elliott („A Star Is Born“)
- Sam Rockwell („Vice“)
Beste Nebendarstellerin
- Amy Adams („Vice“)
- Emma Stone („The Favourite“)
- Marina de Tavira („Roma“)
- Rachel Weisz („The Favourite“)
- Regina King („Beale Street“)
Bestes adaptiertes Drehbuch
- „A Star Is Born“ (Bradley Cooper, Will Fetters und Eric Roth)
- „The Ballad Of Buster Scruggs“ (Joel & Ethan Coen)
- „Beale Street“ (Barry Jenkins)
- „BlacKkKlansman“ (Spike Lee, David Rabinowitz, Charlie Wachtel und Kevin Willmott)
- „Can You Ever Forgive Me?“ (Nicole Holofcener und Jeff Whitty)
Bestes Originaldrehbuch
- „The Favourite“ (Deborah Davis und Tony McNamara)
- „First Reformed“ (Paul Schrader)
- „Green Book“ (Brian Hayes Currie, Peter Farrelly und Nick Vallelonga)
- „Roma“ (Alfonso Cuaron)
- „Vice“ (Adam McKay)
Beste Cinematographie
- „A Star Is Born“ (Matthew Libatique)
- „Cold War” (Lukasz Zal)
- „The Favourite” (Robbie Ryan)
- „Roma“ (Alfonso Cuarón)
- „Werk ohne Autor“ (Caleb Deschanel)
Bestes Szenenbild
- „Aufbruch zum Mond“ (Nathan Crowley und Kathy Lucas)
- „Black Panther“ (Hannah Beachler und Jay Hart)
- „The Favourite“ (Fiona Crombie und Alice Felton)
- „Mary Poppins‘ Rückkehr“ (John Myhre und Gordon Sim)
- „Roma“ (Eugenio Caballero und Barbara Enriquez)
Bestes Kostümdesign
- „The Ballad Of Buster Scruggs“ (Mary Zophres)
- „Black Panther“ (Ruth E. Carter)
- „The Favourite“ (Sandy Powell)
- „Maria Stuart, Königin von Schottland“ (Alexandra Byrne)
- „Mary Poppins' Rückkehr“ (Sandy Powell)
Beste Filmmusik
- „Beale Street“ (Nicholas Britell)
- „Black Panther“ (Ludwig Goransson)
- „BlacKkKlansman“ (Terence Blanchard)
- „Isle Of Dogs“ (Alexandre Desplat)
- „Mary Poppins‘ Rückkehr“ (Marc Shaiman)
Bester Filmsong
- „All the Stars“ („Black Panther“)
- „I'll Fight“ („RBG“)
- „The Place Where Lost Things Go“ („Mary Poppins‘ Rückkehr“)
- „Shallow“ („A Star Is Born“)
- „When A Cowboy Trades His Spurs For Wings“ („The Ballad Of Buster Scruggs“)
Bestes Make-up und beste Frisuren
- „Border“
- „Maria Stuart, Königin von Schottland“
- „Vice“
Bester Schnitt
„BlacKkKlansman“ (Barry Alexander Brown)
„Bohemian Rhapsody“ (John Ottman)
„The Favourite“ (Yorgos Mavrospsaridis)
„Green Book“ (Patrick J. Don Vito)
„Vice“ (Hank Corwin)
Bester Ton
- „A Star Is Born“
- „Aufbruch zum Mond“
- „Black Panther“
- „Bohemian Rhapsody“
- „Roma“
Bester Tonschnitt
- „Aufbruch zum Mond“
- „A Quiet Place“
- „Black Panther“
- „Bohemian Rhapsody“
- „Roma“
Beste visuelle Effekte
- „Aufbruch zum Mond“
- „Avengers: Infinity War“
- „Christopher Robin“
- „Ready Player One“
- „Solo: A Star Wars Story“
Bester Animationsfilm
- „Chaos im Netz“
- „Die Unglaublichen 2“
- „Isle Of Dogs“
- „Mirai“
- „Spider-Man: A New Universe“
Bester animierter Kurzfilm
- „Animal Behaviour“
- „Bao“
- „Late Afternoon“
- „One Small Step“
- „Weekends“
Bester Kurzfilm
- „Detainment“
- „Fauve“
- „Marguerite“
- „Mother“
- „Skin“
Bester Dokumentarfilm
- „Free Solo“
- „Hale County This Morning, This Evening“
- „Minding The Gap“
- „Of Fathers And Sons“
- „RBG“
Bester Dokumentar-Kurzfilm
- „A Night At The Garden“
- „Black Sheep“
- „Endspiel“
- „LIFEBOAT“
- „Period. End Of Sentence.“
Bester fremdsprachiger Film
- „Capernaum“ (Libanon)
- „Cold War“ (Polen)
- „Roma“ (Mexiko)
- „Shoplifters“ (Japan)
- „Werk ohne Autor“ (Deutschland)